Mattesperri!

Das Jahr 1987 war ein Jahr wie jedes andere, mit Sensationen, Höhepunkten und Tiefs. In der Golf-Region baut sich Druck auf, der zum Golfkrieg führen wird. In Berlin stirbt der beliebte Showmaster Hans Rosenthal. Das Fährschiff "Herald of Free Enterprise" kentert bei Zeebrugge und reisst 200 Menschen in den Tod.

In der Schweiz werden Arnold Koller und Flavio Cotti zu Bundesräten gewählt. Die Schweizer Skifahrer feiern an der Weltmeisterschaft  in Crans-Montana Triumphe: allen voran Maria Walliser, Erika Hess und Pirmin Zurbriggen. Bei Wahlen in Zürich und Genf sind die Grünen erfolgreich zu Lasten der bürgerlichen Parteien.

Was war 1987 in der Matte los?

Wally Bregenzer

Wally Bregenzer ist Präsident des Matte-Leists. In der Matte-Zytig aus dem März 1987 wird gejubelt: es ist geschafft, Frühlingserwachen, die Verkehrssperre wird versuchsweise eingeführt, die Strassen und Gassen können plötzlich wieder zum Flanieren verwendet werden.

In der gleichen Ausgabe würdigt Kaspar Woker den im 1973 gegründeten Spielplatz Längmuur mit seiner tollen Spiellandschaft.

Gewerbe gegen Mattesperre

Aus Gewerbekreisen erwächst unerwartet eine Opposition gegen die Verkehrssperre. Der Matte-Leist ruft zur Solidarität mit dem Kleingewerbe auf und erinnert an die Sympathie, welche das Matte-Gewerbe bei der Bevölkerung geniesst. Es wird eine Umfrage zur Verkehrspolitik gestartet, die Ergebnisse sollen an einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung diskutiert werden.

Matte-Zytig

Die zweite  Ausgabe der Matte-Zytig erscheint in einem neuen Kleid, doppelt so gross wie das bisherige Blättchen. Es wird eine Auflage von 1100 Stück gedruckt. Die Quartierzeitung will eine Diskussionsplattform bieten, vor allem in den aktuellen Verkehrsfragen. Neu wird in jeder Ausgabe eine Matte-Persönlichkeit porträtiert werden; den Beginn macht Frau Marie Schwab aus dem Lebensmittelladen beim Mühlirad.

Lädeli

Frau Nelly Di-Rubba führt den Familia-Laden an der Gerberngasse 43, ein wenig Italien findet den Weg in die Matte.


Geschafft: Matte für Durchgangsverkehr gesperrt!

Hurra! Frühlingserwachenin der Matte

Die Verkehrssperre wird am 21. April 1987 Wirklichkeit. Christine Löhrer fotografiert am Fest mit den spontan zusammengetrommelten Matten-Bewohnern. Baschi's Scharotl spielt auf der Schulhaustreppe "beim grossen Stein" auf zu Tanz und zum Vergnügen

Der Vorstand

In einem Doppelbogen in der Matte-Zytig stellen sich die Vorstandsmitglieder des Matte-Leists vor. Bekannte, aber noch junge Gesichter schauen  in die Kamera: Kassier Jean Marbot, Linda-Maureen Weibel, Jost Herzog, Peter Jueni, Paul Johner, Kaspar Woker, Jean Dubois, Therese Siffert, Philippe Cornu und Yvonne Hausamman. Übrigens: Yvonne Hausamman war von 1981 bis 1985  Matte-Leist Präsidentin und verhalf dem ehemals "schwarzen Quartier" von Bern zu neuem Schwung.


Dies und das

Das Café Plattform auf der Münsterplattform ist im Sommer von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Um 22.00 macht die Polizei den Kehr und schliesst die grossen Parktore ab. Der Flohmarkt auf dem Mühlenplatz findet viermal statt, allerdings wird vorgeschlagen, ihn wegen akutem Besuchermangel auf den Münsterplatz zu verlegen.

Die Blasmusik Bern spielt auf dem Mühlenplatz auf, am Mittwoch, 24.6.87 um 20.00. Traditionellerweise regnet es an diesem Tag.

Die Einladung zur Matte-Leist Hauptversammlung flattert ins Haus. Die Versammlung findet am 22. Juni 1987 im Sääli vom Restaurant Mühlirad statt. Wichtigstes Traktandum ist  die Wahl eines neuen Leist-Präsidenten


Ein neuer Präsident

Die alte Matte-Zytig

Fred Balmer wird zum Leist-Präsidenten gewählt, überraschend, wie er in der Matte-Zytig kommentiert. An die Matte-Bevölkerung wird appelliert, das Matte-Gewerbe zu berücksichtigen, da es unter der Verkehrssperre leidet.

Die Matte-Bühne wurde ins Leben gerufen, das Eröffnungskonzert unter dem Patronat des Matte Leists gibt das Pianisten-Ehepaar Dubois mit Stücken von Mozart und Schubert.

Es treffen Beschwerden ein, dass die Kehrichtsäcke zu früh auf die Strasse gestellt würden, anderntags seien die Säcke aufgerissen und der Abfall verstreut.

Verkehrsbericht: Gewerbe versöhnt

Endlich wird gegen Ende Jahr der Verkehrsbericht vorgelegt.

Von 1000 im Mai verteilten Fragebogen kommen 267 zurück. Private und 57 Gewerbetreibende sind sich weitgehend einig, dass:

  • die Verkehrssperre nicht aufgehoben werden soll.
  • die Maximalgeschwindigkeit 40 km/h betragen soll.
  • Fahrbahnverengungen oder Schwellen eingebaut werden sollen.
  • Der Verkehrsraum - auch der Mühlenplatz - begrünt werden soll und velo- und fussgängerfreundlich zu gestalten ist.
  • Eine grosse Mehrheit spricht sich für eine durchgehende Pflästerung aus.
  • Im Gespräch ist auch eine Quartiereinstellhalle für die Fahrzeuge der Anwohner

Und noch einige Müsterli aus den "allgemeinen Anregungen":

  • Das Wort "blaue Zone" taucht ein erste Mal auf.
  • Es wird vorgeschlagen, das Wöschhüsi zu einem kleinen Kaffee umzubauen.
  • Ein öffentliches Verkehrsmittel in die Matte wird gefordert und der Mattelift soll ins SVB-Abi integriert werden.
  • Die Reduktion des Töfflilärms und mehr Nachtruhe ist ein Anliegen.
  • Statt der Matte-Sperre wird ein Nachtfahrverbot verlangt.
  • Die Schliessung der Tanzdiele wird vorgeschlagen.
  • Auch eine Einbahnlösung wird bereits diskutiert.
  • Es wird reklamiert, die Restaurants sollten am Wochenende offen bleiben, überhaupt seien mehr Besucher in die Matte zu ziehen.
  • Der Klösterlistutz ist als Parkplatz für Matte-Besucher zu reservieren.

Dies und das

Hinterhof an der Gerberngasse

Die Berner Abgusssammlung an der Burgtreppe ist einmal im Monat an einem Samstagmorgen geöffnet.

Auf dem Zähringer wirtet A. Graber, im Fischerstübli die legendäre Alice Bützer, im Restaurant Matte Peter Möri und im Mühlirad Peter Marti

Das Posthalterehepaar Käthi und Werner Stauffer verlässt die Matte und zieht nach Thun.

 

Quellen: alte Matte-Zytige