Das nächste Hochwasser kommt bestimmt  Bern, 11. Mai 2015.

Die Stadt Bern zieht grundsätzlich eine positive Zwischenbilanz zum Hochwasser der letzten Tage. Die Situation bleibt allerdings angespannt – und die „HochwasserSaison“ hat gerade erst begonnen. Die Stadt und die Feuerwehr warnen denn auch davor, sich aufgrund der bislang glimpflich ausgegangenen Flut zurückzulehnen.  Kaum hat der Frühling begonnen, kommt auch schon das Hochwasser: So oder ähnlich dachten viele, als es Anfang Mai sintflutartig regnete und die Aare immer höher stieg.

Am Sonntagabend, 3. Mai 2015, erreichte der Pegelstand die Schadensgrenze, die Aare trat vereinzelt über die Ufer. Am Montagabend war der Höchststand von 510 Kubikmeter pro Sekunde erreicht. Die Berufsfeuerwehr Bern baute in der Matte und den Quartieren Dalmazi, Marzili, Altenberg und Felsenau feste Sperrelemente und Pumpen ein und legte Beaverschläuche aus. Im Schwellenmätteli entfernten Mitarbeitende von Energie Wasser Bern verkeiltes Schwemmholz. Diese Massnahmen zeigten Erfolg, wie die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie und die Berufsfeuerwehr Bern anlässlich eines Point de Presse mitteilten. Grössere Schäden konnten so verhindert werden.  Anzahl der Hochwasser ist gestiegen  „Nichtsdestotrotz ist die Belastung für die betroffene Bevölkerung und für die Einsatzkräfte gross“, sagt Gemeinderat Reto Nause. Dies umso mehr, als die Zahl der Hochwasser in den letzten Jahren zugenommen hat. Beispiele der jüngeren Zeit sind die Hochwasser von 2014, 2013, 2012, 2011, 2007, 2005, 2004, 2002 (zwei Hochwasser) 2001 und 1999. Allein im letzten Jahr wurde die Hochwassergrenze Ende Juli / Anfang August innerhalb weniger Wochen dreimal überschritten. Die Gründe für die Hochwasser sind dabei unterschiedlich: Sie reichen von extremem Platzregen, anhaltendem Seite 2/3   Druck aufs Grundwasser aufgrund von tagelangem Regen bis hin zu heftigen Gewittern in den Bergen, welche die Zuflüsse in die Aare anschwellen lassen. 

Dritthöchstes Hochwasser in den letzten 100 Jahren 

„500m³/Sekunde – diese Abflussmenge der Aare können die Einsatzkräfte dank zahlreicher Massnahmen in der Zwischenzeit recht gut bewältigen“, führt Martin Allenbach, stellvertretender Leiter Abteilung Feuerwehr, Zivilschutz und Quartieramt, aus. Beim Hochwasser von letzter Woche handelte es sich um das dritthöchste Hochwasser in den letzten 100 Jahren. Welchen Aufwand die Bewältigung eines Hochwassers für die Einsatzkräfte bedeutet, zeigen ein paar Zahlen der letzten Tage: Am Montag vor einer Woche standen ca. 100 Angehörige von der Berufs und der Milizfeuerwehr im Einsatz. Es wurden 800 Laufmeter BeaverSchläuche eingebaut, 16 feste Sperren, zehn Tauchpumpen und an verschiedenen Orten Sandsäcke. Der Zivilschutz betrieb den InfoPoint auf dem Läuferplatz und baute am Uferweg einen Behelfssteg ein. So betrug der Aufwand der Feuerwehr bis heute ca. 800 Stunden. Inklusiv Rückbau rechnet die Feuerwehr mit Kosten von ca. 100‘000 Franken. Nicht zu vergessen sind auch all die Massnahmen, die durch die Bevölkerung selbst ausgelöst worden sind, sie haben sicher dazu beigetragen, dass sie heute – mit Ausnahme von Schäden, verursacht durch das Grundwasser – kaum direkt betroffen ist. 

Langfristiger Hochwasserschutz notwendig 

Nach den gravierenden Überflutungen von 1999 und 2005 hat die Stadt provisorische Schutzmassnahmen ergriffen. So wurden beispielsweise für die Matte Pumpen beschafft, die bei Hochwasser den Grundwasserspiegel regulieren. Diese Massnahmen haben sich zwar bewährt, doch können sie den langfristigen Hochwasserschutz nicht ersetzen. „Wir brauchen dringend weitere bauliche Massnahmen, damit wir auch gegen Hochwasser geschützt sind, die mehr als 600 Kubikmeter Wasser pro Sekunde mit sich bringen“, sagt Reto Nause im Hinblick auf den geplanten Wasserbauplan der Stadt Bern, der bis März 2015 in der öffentlichen Mitwirkung war. Geplant ist, dass er im kommenden Jahr vors Volk zur Abstimmung kommt.   

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