Quartierzeitung aus der Berner Matte

Ausgabe März 1997


Inhaltsverzeichnis


Kurz-Protokoll zu unserer Haupt/Vereins-Versammlung vom 20. Februar 1997 im Berchtoldshaus

(Das 4seitige Protokoll wird den Leist-Mitgliedern zugestellt werden. Nicht-Miglieder können dasselbe über MATTE-LEIST, Postfach 29, 3000 BERN 13, anfordern!)

Allgemeines

Nach der Begrüsssung der 33 Anwesenden (+ Vorstand) folgt der Jahresbericht des Präsidenten in Kurzform. Über unsere Tätigketien berichteten wir laufend in den MATTE-ZYTIG No.2-3

Die Delegierten berichten über Bewertung der Dekorationen Bern in Blumen (Heidi & Willli Iseli), zur Spysi (Rolf Badertscher) und zum Verkehr (Willi Iseli). Diese Delegiereten werden verdankt und wiedergewählt, neu zusätzlich Jacqueline Vuillien in die Spysi-Delegation (mit Sonja Reber, bisher).

Die Jahresrechnung schliesst mit einem Gewinn von Fr. 292.40 ab. Unserem Kassier Jörg Leuenberger wird gedankt und Décharge erteilt. Das Budget 1997 sieht einen Verlust von Fr. 400.->vor.

Neu werden die Jahresbeiträge ab 1997 vorgeschlagen und genehmigt:

Mitgliederartneuer Beitragbisheriger Beitrag
Einzelmitglieder Fr. 25.- unverändert
mit PartnerIn Fr. 40.- bisher Fr. 50.-
Firmen Fr. 50.- bisher Fr. 25.-

Diese genannten Beträge entsprechen einem Minimal-Beitrag, welcher selbstverständlich freiwillig nach Oben korrigiert werden darf!

Der Mitglieder-Bestand ist übrigens auf über 300 angestiegen (1991 waren es 183)!

Wahlen

Präsident und Vorstand

der bisherige Präsident bleibt bis 1998. Aus dem Vorstand verabschiedet sich Paul von Kaenel. Er wird ersetzt durch Niklaus Huber.

Ehrenmitglieder

Als Ehrenmitglieder werden gewählt: Jacqueline Vuillien und Fritz Kobi, in Verdankung ihrer grossen Verdienste im Leist.

Wöschhüsi

Zur Gründung des Wöschhüsi-Vereins berichtet der eingesetzte Kommissions-Präsident Niklaus Huber und unter Diversem können wir feststellen, dass alle Anwesenden für "Tagesbewilligungen für Blaue Zonen" kein Verständnis aufbringen; der Vorstand erhält den Auftrag, entsprechende Interventionen einzuleiten.

Jahresprogramm

Vorwort

Das Jahresprogramm zeigt in die Zukunft und solle zugleich unseren Zielen - einer Philosphie - entsprechen.

Unsere Statuten weisen u.a. auf die "Erhaltung und Förderung der Matte als Wohn-, Gewerbe-, Geschäfts-, Künstler- und Kunstgewerbe-Quartier". Wir sollten auch "allgemeine aktuelle Probleme, insbesondere auf dem Gebiet des Verkehrs verfolgen und lösen".

Sicherlich brauchen wir nicht darauf hinzuweisen, dass bereits diese beiden Ziele - eigentlicher Leistzweck - beinahe unlösbar sind. Einerseits gibts dazu soviele Vorschläge und Meinungen wie "Chempe ir Aare", und anderseits können bestehende Probleme ohne Mithilfe der Stadt oft kaum gelöst werden. Und auch in der "Regierung" sind die Meinungen geteilt!

Das alles soll uns aber nicht daran hindern, ständig für Ihr und unser Wohl und unsere Interessen zu kämpfen. Dazu sind wir im Vorstand auch bereit - aber ohne IHRE MITHILFE GEHT ES NICHT!

Leitgedanken des Vorstandes

Im Vorstand haben wir einige philosphischen Gedanken formuliert:

Wir wollen die Lebensqualität in unserem Quartier erhalten oder fördern. Dies erreichen wir über gemeinsame Anlässe und persönliche, gegenseitige Gespräche, vor allem auch wenn sie zur Lösung von Problemen beitragen könnten. Zur Lebensqualität gehöhren aber auch

Ordnung und Sauberkeit im Quartier. In dieser Hinsicht appellieren wir speziell an Ihre Mitarbeit! Uns - wie auch Ihnen - stören die relativ häufig anzutreffenden Häuffchen Hundedreck... jeder Hundehalter und jede Hundehalterin weiss Bescheid über seine Pflichten... aber vielleicht müssten Sie ihn resp. Sie bei entsprechenden Beobachtungen wieder einmal direkt darauf Aufmerksam machen?

Dass wir "Ghüder" oder Papierbündel zu früh rausstellen, wäre unbedingt zu unterlassen. Vielleicht findet sich ein Nachbar, welcher für eine termingerechte Plazierung besorgt ist. Vielleicht lassen sich auch Mitbewohner finden, welche regelmässig die Laube reinigen?

Sprayereien sind kein matte-spezifisches Problem! Aber wir sollten uns gerade in unserem Quartier bemühen, diese Unsitte in den Griff zu bekommen - vor allem indem wir solche Graffitis jeweils sofort entfernen oder übermalen (lassen) oder der Polizei melden. Untätiges Geschehenlassen verschlimmert bloss die Situation!

Wir streben im Vorstand aber auch Verbesserungen zu den Problemen Verkehr und Lärm an, wobei wir diese leider bloss indirekt beeinflussen können. Wie wäre es, wenn jeder Matte-Bewohner, -Arbeitgeber und -Arbeitnehnmer sich z.B. konsequent an Tempo 30 halten würde?

Zusätzlich gibt’s in diesem Sinne noch viele andere (kleine) Streitigkeiten (Matte-Bach-Sanierung, Flohmärit etc.), welche uns "auf Trab halten". So bemühen wir uns stets, unser Bestes zum Wohle des Quartiers zu leisten - manchmal mit mehr oder weniger Erfolg!

Das Problem der Todesstürze von der Plattform wurde traurigerweise kürzlich wieder aktuell! In diesem Zusammenhang befürworten wir noch immer Baumbepflanzungen am Fusse der Plattform (verunsichert "Lebensmüde"!). Dafür müssten allerdings Parkfelder geopfert werden.

Gleichzeitig möchten wir die "Rennstrecke" Aarstrasse mit versetzten Parkfeldern (blau!) unterbinden, teils als Kompensation zu Ausfällen in der Badgasse.

Anlässe in der Matte 1997

Wir möchten Sie auf die vorgesehene Anlässe aufmerksam machen, welche eigentlich unsere Philosophie widerspiegeln:

Sollten Sie mit meinen/unseren Absichten nicht einverstanden sein - melden Sie sich! Machen Sie nicht die "Faust im Sack"! Und für Verbesserungs-Vorschläge sind wir immer offen!

Wir freuen uns auch über eine rege Beteiligung an den unten erwähnten Anlässen, wobei auch Gewerbetreibende willkommen sind!

Vorab ist zu vermerken, dass wir eigentlich stolz darauf sind, dass Mätteler als Erste den Brand an der Junkerngasse der Feuerwehr meldeten - vielleicht sagt uns mal noch Jemand Merci! Nun müssen wir Sie aber darauf hinweisen, dass sich eine solche Katastrophe auch in unserem Quartier ereignen könnte. Gemäss Fachleuten wären auch bei uns einige Bauten schwierig zugänglich um Brände zu löschen. Vorallem aber geht es natürlich darum, dass man Brände rechtzeitig erkennt und nicht erst wenn schon alles in Flammen steht! Aus den Erkenntnissen des Junkerngass-Brandes findet deshalb ein Informationsabend statt. Es wird ein Video-Film des Brandes vorgeführt und auf Feueralarm-Systeme hingewiesen. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte der Tagespresse.

2. Mai: Frühjahrs-Apéro
im Kochstudio - die Gelegenheit, in lockerer Athmospäre, neue Bekanntschaften zu knüpfen!

26. April: Grand-Prix von Bern
welcher auch wieder durch die Matte führt

Januar bis Mai: Matten-Bach-Sanierung
Während der momentanen Bauetappe werden ab Wöschhüsi bis Mühlenplatz die Bachübergänge ausplaniert und mit neuen, eleganteren Abschrankungen versehen. Östlich des Wöschhüsi vor der Schenk-Garage wird die Betonplatte durch Pflästerung ersetzt und analog der westlichen Seite ein Baum (mit Bänkli) gesetzt (Freizeitraum!). Auf der Seite Gerberngasse/Mühlenplatz wird ein "Füssgänger"-Streifen gepflästert und mit Granitsteinen gesichert. In der letzten Bauetappe wird auf dem Schulhausgelände der Bach offen geführt, mit Ausnahme beim Fussgänger-Übergang zum Turnplatz.

Damit sich das Regenwasser nicht mehr in die Lauben ergiessen kann, werden im Bereich der Gerberngasse-Lauben die Strassenränder um 15cm erhöht.

26. Juni. bzw. 4. Juli: (Freitag) Summer-Nachts-Plousch am Freitag
der beliebter Grill-Abend mit Chind u Chegel, mit Freunden und Verwandten, zwischen den Schulhäusern, am plätschernden Matte-Bach

1. August: "Aarelüüchte"
wieder in Zusammenarbeit mit dem Dalmazi- und Marzili-Leist und SWISSAID - mit gemütlicher Matte-Beiz vor dem kleinen Schulhaus

29.August /Freitag) bis 31. August (Sonntag Mittag Brunch): Matte- oder Ratte-Festival
Nach dem Grosserfolg von 1995 wird dieses Fest noch attraktiver - die Vorbereitungen sind voll im Gang. Einige Voranzeigen: Freitag mit Werkatelier* bei Matte-Gewerblern, Musikprogramm bis 23.30h - Samstag mit Wettbewerbs-Parcours über Matte-Läden*, Musikprogramm bis 02.30 (?) - Sonntag Brunch mit Musik von 10.00-14.00h - Bühne nur auf Mühlenplatz, auf Turnplatz Luna-Park, etc. etc.
Alle 2 Jahre dürfen wir doch Festen...

In der Adventszeit: "Lebendige Adventsfenster"
erfreuen sich je längers je mehr einem grossen Zuspruch.

Gleichzeitig wollen wir versuchen unser Quartier in ein "Märliland" zu verwandeln! Wir rufen alle Bewohnerinnen und Bewohner und Gewerbetreibende dazu auf, eine eigene Weihnachts-Dekoration, zusätzlich zu unseren Bäumen, zu realisieren. Zu doese, Thema werden wir uns einen Wettbewerb ausdenken, so etwa analog zu "Bern in Blumen".

René Stirnemann, Präsident

Aufruf an die Gewerbetreibenden in der Matte

Liebe Gewerbetreibende der Matte

Das Ratte-Matte-Festival findet statt:

vom Freitag, 29.8.97 - Sonntag, 31.8.97

Wir wollen am Erfolg vor zwei Jahren anknüpfen und durch sorgfältiges Planen und Vorbereiten die Neugierde der Mätteler und Berner sowie die Anliegen und Bedürfnisse des Gewerbes befriedigen!

Das Ratte-Festival beginnt bereits am Freitag. Dies ermöglicht uns, das Gewerbe am Freitagnachmittag bzw. Frühabend mit Workshops etc. vorzustellen.

Am Samstag könnte man mit einem Postenlauf und Wettbewerb die Geschäfte der Matte vorstellen.

Diese und noch viel mehr Möglichkeiten stehen uns offen, wir müssen sie nur anpacken und verwirklichen. Dazu brauchen wir aber Sie, Sie und auch Sie!

In Ihrer kreativen Teilnahme steckt der Schlüssel zum Erfolg.

Vielen Dank

Jacqueline Vuillien


Matte-Vision (Teil 4)

Die Fortsetzungsgeschichte aus dem Berner Matte-Quartier

Nachdem die Bevölkerung vom tragischen Dahinscheiden des Alfred X. Gilgen erfahren hatte, machten rasch einmal die wildesten Gerüchte die Runde. Nicht nur in der Matte oder in der Stadt Bern, sondern in der ganzen Schweiz wurde der "Fall Gilgen" nun publik, es wurden Vermutungen geäussert und gehörig spekuliert. So soll Gilgen unter anderem mit Drogen gehandelt, seine Finger im Prostituierten-Milieu im Spiel gehabt haben oder er stehe unter dringendem Korruptionsverdacht. Die Presse überbot sich gegenseitig im Verbreiten der wildesten Fantasiegeschichten. Die Wagenpark GmbH hingegen, die bis anhin weder lokal noch national in den Schlagzeilen stand, wurde dabei von den Medien grosszügig übersehen. Von allen? Nein, ein listig-durchtriebener Journalist der links-lastigen Wochenzeitung "Die Baumkrone" war Gudrun Nöthigenfels, ihres Zeichens Verwaltungsratsdelegierte der in der Matte ansässigen Wagenpark GmbH, auf der Spur. Bestand zwischen dem Tod des Immobilien-Hais und der umstrittenen Auto-Firma letztendlich gar ein Zusammenhang?

Was also im ersten Moment wie ein Selbstmord aussah, könnte letztendlich auch ein Mord gewesen sein. Motive gäbe es von vielen Seiten. Einerseits von allen, die den Umbau der MICROP-Filiale verhindern wollen, auf der anderen Seite Gilgens Geschäftspartner, die dem unliebsamen Inhaber der Gilgen Invest & Consulting AG am liebsten nie wieder begegnet wären oder gar Personen aus dem Umfeld der MICROP, die "dank" der Ungeschicktheiten des Fettbrockens massenhaft negative Schlagzeilen einkassieren mussten. Spekulationen gab es in jeden Fall zur genüge. Die Polizei unter Leitung von Kommissar Nussbaum hatte alle Hände voll zu tun und wies vorerst sämtliche Spekulationen der Medien zurück. Schliesslich müsse man vorderhand einmal alle Beweise sammeln und ja keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Als Ludwig Lustfeld herausgefunden hatte, wo Gudrun Nöthigenfels hinging, notierte er sich die Adresse und machte sich nach einem kurzen Abstecher an den Unfallort wieder auf den Weg in sein Büro. Er legte die Strecke wie so oft zu Fuss zurück, damit er sich die ersten und damit wichtigsten Eindrücke nochmals durch den Kopf gehen lassen konnte. Irgendetwas war faul an der ganzen Geschichte. Die eigenartig verschlüsselte Ausschreibung zum Bau dieser "Parkanlage" und das merkwürdige Verhalten der Direktorin am Unfallort liessen den relativ unerfahrenen, aber "gschpürigen" Journalisten aufhorchen. Sein Gefühl sagte ihm, dass hier mehr als nur ein Selbstmord dahintersteckte. Und der Ausschreibung mit der Parkanlage musste er auf die Spur kommen. Was bedeutete Parkanlage und was für ein Interesse konnte die Wagenpark GmbH als Verfechterin einer autotreuen Linie an einer Grünanlage mitten im Mattenquartier haben? Fragen über Fragen und somit eine Menge Arbeit warteten auf den findigen Schreiberling. Er beschloss, vorerst niemandem von seinen Vermutungen zu erzählen.

Am gleichen Tag erschien Gudrun Nöthigenfels in Begleitung ihres Anwalts und Freundes Horst Spültrog auf der Hauptwache der Berner Stadtpolizei am Waisenhausplatz. Wie mit Kommissar Nussbaum abgemacht, musste sich die Wagenpark-Inhaberin, wenn auch widerwilig, einigen Fragen der Polizei stellen. Nussbaum war mit seinem Team bisher keinen Schritt weitergekommen. Eigentlich konnte ihm diese komische Wagenpark-Direktorin auch nicht weiterhelfen, aber irgend ein Instinkt sagte ihm, dass diese Frau mehr mit der Sache zu tun hatte, als ihr lieb sein konnte. "Guten Tag miteinander", begrüsste Assistent Glatzmann die beiden und wies sie an den Eichentisch im Sitzungszimmer. "Herr Nussbaum kommt gleich, möchten Sie etwas trinken?". "Nein danke." Gudrun Nöthigenfels wollte so rasch als möglich wieder verschwinden. Sie fühlte sich unwohl und war froh, vorher zwei Beruhigungspillen geschluckt zu haben. Horst Spültrog hingegen schien nicht zum ersten und wohl sicher auch nicht zum letzten Mal ein Revier von innen zu sehen. Er wirkte ruhig, auch wenn er wie ein Walross schnaufte und ständig hustete. Man hatte den Eindruck, Spültrog könnte ein Buch über die verschiedenen Polizeiposten dieser Welt schreiben. In diesem Moment betrat Nussbaum den Raum und setzte sich gleich an den Kopf des grossen Tisches. "Frau Nöthigenfels, welche Ziele verfolgt Ihre Firma?". "Grob gesagt vertreten wir die Interessen der Autofahrerinnen und Autofahrer in der Schweiz. Und zwar weil in diesem Land stets die Autos an allem Schuld sein sollen. Wir von der Wagenpark GmbH bekämpfen gezielt die Schikanierung unserer Mitglieder." Die Direktorin war ungewohnt nervös und versuchte erfolglos ihre Unsicherheit zu überspielen. "Nun erzählen Sie doch mal ein wenig von Ihren Aktivitäten." Nussbaum suchte den Einstieg, um später auf das eigentliche Thema einlenken zu können. Da meldete sich plötzlich der Anwalt zu Wort. "Lieber Herr Kommissar, Frau Nöthigenfels und ich sind nicht hier, um über die Firma Wagenpark zu sprechen. Ich bitte Sie, sich auf das Nötigste zu beschränken." Glatzmann wollte sich gerade einmischen, als Nussbaum konterte. "Hören Sie Herr Spüfrosch...". "Spül t r o g, wenn ich bitten darf!" "Na gut Herr Spültrog, es geht hier nicht darum, um über einen falsch parkierten schneeweissen Mercedes zu debattieren. Wir wollen lediglich herausfinden, wie und warum Alfred X. Gilgen in den Tod stürzte. Und dazu brauchen wir Ihre Hilfe." Adrian Nussbaum wirkte bestimmt und hatte nun einige Dezibel an Lautstärke zugelegt. "Aber glauben Sie mir, wir haben nichts mit diesem Mord zu tun. Dieser Koloss ist lediglich per Zufall auf mein Auto gestürzt." Gudrun Nöthigenfels kam allmählich ins Schwimmen und die beiden Polizisten horchten auf, als die Wagenpark-Inhaberin von einem Mord sprach, wo doch noch gar nicht feststand, ob Alfred X. Gilgen überhaupt umgebracht wurde. Von diesem Moment an war ihnen klar, dass die Deutsche mehr wusste, als sie ihnen in den nächsten 35 Minuten weissmachen wollte. Und dass Alfred X. Gilgen mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht von selbst über die "Pläfe" gestürzt war...

Zur gleichen Zeit läutete im alten Sandsteinhaus an der Wasserwerkgasse das Telefon. Al Ballister, der Schlagzeug-Exzentriker war wieder einmal am Üben und hörte weder das Ringen des Telefons noch die Stimme seiner Nachbarin Yvonne Sprzlfyzck. Die beiden kannten sich mittlerweile nur allzugut, und so nahm sich die Geologie-Studentin die Freiheit, bei ihrem Kollegen einzudringen und das Telefon abzunehmen. "Al, Telefon", brüllte sie durch das mit allen möglichen Schlagzeugutensilien überstellten Wohnzimnmer. Endlich hörte und sah er sie, gab ihr einen zärtlichen Klaps und nahm den Hörer in Empfang. "Hallo, hier ist der Ludwig, störe ich Dich gerade bei einem Deiner unzähligen Solos?" "Aber nein, hallo, Lüdu, was tust Du so im Leben?" Al und Ludwig Lustfeld kannten sich von ihrer gemeinsamen Zeit in der Handelsschule her. Seither hatten sie den Kontakt stets aufrechterhalten, und manchmal gingen sie zusammen auf die Gasse. "Al, hör mal, ich arbeite zur Zeit gerade an einer Story, die sich bei euch in der Matte abspielt. Kennst Du die Wagenpark GmbH und deren Direktorin Gudrun Nöthigenfels? Oder sagt Dir der Name Alfred X. Gilgen etwas?" Spätestens hier machte es beim Schlagzeuger Klick und so trafen sie sich zusammen mit Yvonne eine halbe Stunde später im Fischerstübli zu einem Kaffee.

Etwa zur gleichen Zeit kam es in der Microp-Zentrale in Zollikofen zu einem Treffen, das es in sich hatte: Georg Lang, Microp-Manager und (noch immer) zuständig für die Realisation der Microp-Filiale in der Matte, Madeleine Loosli, die junge Architektin, die den Umbau planen und umsetzen sollte, sowie Robert Sommer, der stellvertretende Geschäftsführer der Gilgen Invest & Consulting AG. Microp-Projektleiter Lang stand intern unter besonderem Druck. Schliesslich musste der Grossverteiler nach all den negativen Schlagzeilen Umsatzeinbussen von bis zu zehn Prozent einstecken. Und Microp-Generaldirektor Ernest Eichelblatt machte unter anderem den bereits vorher auf der Abschussliste stehenden Georg Lang dafür verantwortlich. Dies natürlich nur intern, denn gegen aussen machte auch die Microp-Geschäftsleitung gute Miene zum bösen Spiel. Letztendlich wollte man nicht noch mehr Ansehen einbüssen. Vom Umsatz ganz zu schweigen. So ergriff "der Lange", wie sie ihn in seiner Abteilung nannten, das Wort und erläuterte die aktuelle Situation. "Frau Loosli, Herr Sommer, es ist höchste Eisenbahn, dass wir etwas unternehmen. Die Microp-Geschäftsleitung hat beschlossen, den geplanten Umbau voranzutreiben. Nachdem sich die Ereignisse in den letzten Tagen und Wochen überstürzt haben, ist das eigentliche Vorhaben nämlich mittlerweile zweitrangig geworden. Wenn wir die Sache jetzt wie geplant in Gang bringen, gibt es kein Zurück mehr und wir können mit der langersehnten Neugestaltung des Hauses beginnen." Jetzt meldete sich Madeleine Loosli zu Wort: "Hören Sie, die ganze Sache hat mir schon genug Probleme eingbracht. Müssen wir denn jetzt wieder hinter dem Rücken aller Beteiligten..." "Jetzt hören Sie mal gut zu, Frau Loosli." Georg Lang wurde wütend. "Ich sitze nicht hier und vergeude meine Zeit, indem ich mir stundenlang Gedanken um einen Haufen Nichtsnutze in einem renovationsbedürftigen Haus mache. Wir haben die Baubewilligung und leiten nächste Woche die entscheidenden Schritte ein. Und Sie, Frau Loosli, Sie haben einmal Ja und Amen zu diesem Umbau gesagt; jetzt gibt es auch für Sie keinen anderen Weg mehr, ist das klar?" "Sehen Sie, Herr Lang hat vollkommen recht, die Zeit ist reif, wir sollten mit dem Umbau beginnen, sonst kommt das Projekt nie zustande." Robert Sommer schwenkte voll und ganz auf Langs Linie ein. Der jungen Architektin blieb nichts anderes übrig als stillschweigend zu nicken. Doch im Innern kochte es und sie wusste, dass sie nun an einem Punkt angelangt war, in dem sie sich entscheiden musste. Entweder voll durchziehen oder einen Rückzieher machen und dadurch diesen lukrativen Job verlieren. Dafür hätte sie allerdings ein reines Gewissen. Und ihre Freunde würden sie für ihren Mut bewundern. Der Microp-Manager ergriff nochmals das Wort. "Also Freunde, nächste Woche gibt’s Action; wir treffen uns übermorgen nochmals hier und besprechen sämtliche Details."

Derweil trafen sich Yvonne Sprzlfyzck, Al Ballister und Ludwig Lustfeld im gut besuchten Fischerstübli. Sie bestellten heissen Espresso und der Journalist begann zu erzählen. Zuerst zeigte er Ihnen die Anzeige mit der Baupublikation: "Wie kommt diese Autopartei dazu, auf dem Mühleplatz eine Parkanlage bauen zu wollen? Normalerweise wird doch ein Park von der Gemeinde oder dem Kanton gebaut. Und weshalb war das in der Öffentlichkeit noch nie ein Thema?" "Vielleicht wollen die den Parkplatz ausbauen und haben dem Projekt einen Decknamen gegeben. Schliesslich kann Parkanlage auch Gestaltung von Parkfeldern bedeuten." Yvonne dachte sich nicht viel dabei, traf aber mit ihrer Vermutung den berühmten Nagel auf den Kopf. "Ja klar, Parkanlage kann Parkieren bedeuten. Aber wieso brauchen die dafür ein Baugesuch. Irgend etwas ist faul an dieser Sache. Am besten gehen wir dem ein wenig auf den Grund." Al Ballister liess für kurze Zeit die stets in seinen Händen baumelnden Schlagzeugstöcke fallen und Ludwig fuhr fort: "Dieser Alfred X. Gilgen, der kürzlich über die Pläfe stürzte, war dies nicht Euer Hausbesitzer, der hier in der Matte eine Microp-Filiale eröffnen wollte?" "Logisch, wir haben uns aber mittlerweile mehr oder weniger erfolgreich gegen dieses Vorhaben gewehrt. Zur Zeit passiert gar nichts. Die halten sich still, nachdem es nicht nur bei uns in der Matte einen Riesenaufruhr gegeben hat." Yvonne schien überzeugt, dass das Microp-Matte-Projekt mittlerweile vom Tisch war und in irgendeiner Schublade verstauben würde. "Ich kann mir zwar momentan noch keinen Reim darauf machen, aber weshalb hat ein Berner Kriminalkommissar Interesse an einer Frau, die, ausser dass ihr ein 120 kg-Brocken auf den Wagen stürzt, auf den ersten Blick nichts, aber auch gar nichts mit Alfred X. Gilgen zu tun hat? Was hat diese Frau im Sinn? Ich werde es herausfinden." Ludwig Lustfeld roch den Braten und er wusste, dass er der Konkurrenz zumindest einen Schritt voraus war. Nichts sollte ihn jetzt davon abhalten, dieser Sache auf die Spur zu kommen.

Madeleine Loosli konnte nicht schlafen. Und zwar nicht erst Gilgens Tod. Dieser hatte ihr lediglich den Rest gegeben. Auch jetzt drehte und wälzte sie sich im Bett, ohne dabei auch nur annährend ein Auge schliessen zu können. Und wenn sie einmal für einen kurzen Moment einnickte, hatte sie üble Träume. Sie war sich bewusst, dass sie etwas unternehmen musste. Kurz bevor sie um 5.30 Uhr endlich in einen Tiefschlaf fiel, beschloss sie, mit den Leuten an der Wasserwerkgasse zu reden. Nur so konnte sie ihr schlechtes Gewissen einigermassen beruhigen. Schliesslich wollte sie eines Tages wieder in den Spiegel schauen können.

Die Wagenpark GmbH hatte heute Entspannungstag. Das hiess nichts anderes, als dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter an diesem Tag machen konnte, wonach ihm gerade der Sinn stand. Entweder man blieb zuhause oder kam ins Büro, um sich mit den Kolleginnen und Kollegen zu unterhalten, oder noch besser, um alte Pendenzen aufzuarbeiten. Die Geschäftsleitung traf sich derweil stets zu einer ausgedehnten Sitzung. Heute fand das Meeting im Restaurant Zähringer statt. Gudrun Nöthigenfels hatte sich eigens das Säli reservieren lassen und wollte nur für die Mahlzeiten gestört werden. Mit dabei war wie immer ihr engster Stab aus der Geschäftsleitung. Personalchef Ronald Schweigmund war zwar gesundheitlich angeschlagen, pumpte sich aber mit Medikamenten voll, schliesslich konnte er an einer solchen Sitzung nicht fehlen. Nachdem man die internen Themen besprochen hatte, ergriff die Direktorin das Wort und kam zum mit Spannung erwarteten Projekt "Matte-Parkhaus", das der Öffentlichkeit unter dem Decknamen "Parkanlage Matte" bekannt war. "Meine Herren, es freut mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass unser Projekt langsam aber sicher konkrete Formen annimmt. Herr Pfeiffer, erzählen Sie uns einmal etwas über die Finanzierung." Herbert Pfeiffer war etwa 45 Jahre alt, vollschlank und trug einen hässlichen, ungepflegten Rundbart, in dem sich jeweils während des Essens etliche Speisresten festsetzten. Seine dunkelbraune Hornbrille war nur unwesentlich kleiner als ein Feldstecher und die wenigen fettigen Haare waren quer über den Eierkopf gekämmt. Ein Windstoss in die falsche Richtung und Pfeiffer sah aus wie ein glatzoider Langhaardackel. Ausserdem hatte er einen üblen Mundgeruch und bohrte ständig in der Nase. Die "Beute" verschwand dann entweder zwischen seinen Zähnen oder unter dem jeweiligen Tisch, an dem er gerade sass. Gudrun Nöthigenfels ekelte sich vor diesem Widerling, war aber letztendlich auf ihn angewiesen, schliesslich war er ein Finanzgenie, wie man es nicht aller Tage findet.

"Also, die Lage sieht derzeit wie folgt aus. Wir haben bis auf einige kleine Details alles unter Dach und Fach. Die Finanzierung ist gesichert, ohne dass wir auch nur einen Rappen investieren, geschweige denn drauflegen müssen. Das Projekt läuft lediglich unter unserem Patronat und wir verwalten es." "Und wer bitte sehr spendet das ganze Geld?", wollte Verkaufs-Chef Hempelmann wissen. "Lassen Sie das meine Sorge sein; nur soviel, es sind private Sponsoren." Herbert Pfeiffer schwieg wie ein Grab. Schliesslich hatte er seinen Gönnern versprochen, niemandem ausser natürlich Gudrun Nöthigenfels auch nur ein etwas davon zu erzählen. Das restliche Gremium gab sich aber mit der Antwort ihres Kollegen keinesfalls zufrieden. Marketing-Heini Gygax hakte nach. "Aber jetzt mal ehrlich, Sie haben es hier mit einem Geschäftsleitungs-Komitee zu tun. Wir sind alles ehrbare, verantwortungsbewusste und schweigsame Männer..." "...und Frauen!", fauchte ihn die Chefin an, während er putterrot wurde und sich gleichzeitig wieder einmal bewusst wurde, dass ihn seine patriarchalische Erziehung eingeholt hatte. Und die forsche Alleinherrscherin fuhr fort: "Meine Herren, Herbert Pfeiffer hat seinen finanzkräftigen Sponsoren zugesichert, dass niemand an diesem Tisch erfährt, wer dahintersteckt. Für diese Leute steht viel auf dem Spiel. Nur soviel: Es sind zum Teil Matte-Bewohner, die sich nie und nimmer outen könnten, weil man sie sonst lynchen würde. Und nun fahren Sie fort und erzählen Sie uns etwas über den geplanten Bau." Pfeiffer war sichtlich erleichtert, dass ihn die Verwaltungsrats-Delegierte unterstützte. In den nächsten 1 1/2 Stunden erzählte der Finanzverantwortliche alles über die Pläne und den Bau des geplanten Parkhauses auf dem Mühleplatz. Mit seinen über fünfhunder Plätzen verteilt auf fünf Stöcke sollte es eine zentrale Rolle in der Lösung von Berns schwerwiegenden Parkplatzproblemen spielen. Die Parkhauskunden würden zuerst mit einem leistungsstarken unterirdischen Förderband vom Mühleplatz in die Gerberngasse befördert, wo ein brandneuer Matte-Lift die Automobilisten auf dem schnellsten und bequemsten Weg in die Altstadt befördern würde. In die Parkanlage integriert würde zudem ein grosser Kiosk sowie ein Schnellimbiss. "Das einzige Problem, das wir bisher hatten, ist einen geeigneten Architekten zu finden. Es muss jemand sein, dem man absolut vertrauen kann, und der politisch auf unserer Ebene liegt. Und bisher hat niemand diese Kriterien auch nur annähernd erfüllt. Wir wären euch dankbar, wenn ihr euch ein wenig umhören könntet, besten Dank." Pfeiffer schwitzte wie ein Rhynozeros, aus seinem Taschentuch mit den Initialen H.P. tropfte es auf die Tischplatte und seine fettigen Haare hingen ihm in die nassen Stirn. "Ich wüsste vielleicht jemanden", meldete sich unverhofft Schweigmund, der Personalverantwortliche. "Wie wär’s, wenn wir Madeleine Loosli fragen würden. Sie ist die Architektin der geplanten Microp-Filiale und liegt also politisch auf derselben Linie wie wir. Ausserdem soll sie eine aufstrebende und ausgezeichnete Architektin sein." Die Runde schaute verblüfft zu Schweigmund und Gudrun Nöthigenfels ergriff das Wort. "Nehmen Sie sie unter die Lupe und lassen Sie sie vorbeikommen."

Madeleine Loosli wusste, dass sie nicht so einfach mit den Leuten von der Wasserwerkgasse in Kontakt treten durfte. Schliesslich hatte sie eine Schweigeverpflichtung unterzeichnet, die ihr jeglichen Kontakt zu den Hausbewohnern verbot. Trotzdem machte sie sich an diesem Abend auf den Weg in die Matte und setzte sich als erstes ins Mühlerad. Sie hatte Hunger und wollte etwas essen. Allein an einem Vierertisch erhielt sie schon bald einmal Gesellschaft. Zwei Männer in ihrem Alter setzten sich zu ihr und begannen zu quatschen. "Weisst Du Hene, ich mache mir schon fast keine Sorgen mehr. Seit Wochen haben wir nichts mehr gehört und ich glaube einfach, denen ist die ganze Geschichte über den Kopf gewachsen." Roland Bohnenblust war sich fast sicher, dass sich betreffend dem alten Haus an der Wasserwerkgasse doch noch alles zum Guten wenden würde. "Bist Du sicher? Immer wenn man denkt, dass es vorbei ist, fängt es erst richtig an. Die Sache kann ja nicht einfach gestorben sein und das Projekt muss doch auf irgend eine Art weitergeführt werden. Ihr müsst vorsichtig sein und genau beobachten, was sich abspielt." Heinz Gfeller war Innenarchitekt. Er kannte die Bauszene in- und auswendig. Während die beiden Kollegen ihr Gespräch fortsetzten standen der am selben Tisch sitzenden Madeleine Loosli die Haare zu Berge. Jetzt sass sie doch tatsächlich am Tisch mit einem dieser Hausbewohner. Ihr Körper begann merklich zu zittern und sie brachte ganz plötzlich keinen Bissen mehr herunter. Nervös griff sie in ihre Tasche und holte eine Zeitung heraus, damit sie ihre Nervosität überspielen konnte. Dummerweise bemerkte sie nicht, dass es sich bei ihrem Journal um das Schweizerische Archtitekur-Magazin handelte. Eine Fachzeitschrift, die auch Hene Gfeller zu seiner Lieblingslektüre zählte. Die hübsche Architektin war den beiden natürlich schon lange aufgefallen, aber sie waren bis anhin einfach zu beschäftigt gewesen, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Jetzt wo diese junge Frau das SAM aus ihrer Tasche kramte, konnte sich der Innenarchitekt nicht mehr zurückhalten. "Hey, Du liest ja das SAM, bist Du Architektin?" Madeleine Loosli war wie vom Blitz getroffen. Sie lief purpurrot an, lächelte und brachte ein knappes ja über die runden Lippen. Um Hene Gfeller war es augenblicklich geschehen. Er holte zu einen zehnminütigen Monolog über seine Ausbildung, Arbeit, und Ambitionen aus. Roland Bohnenblust hörte geduldig zu und betrachtete die feingliedrige Frau vis-à-vis. Er bemerkte dabei, dass sich ihre Blicke öfter trafen, als er sich erhoffen konnte. Sie war verdammt hübsch und hatte eine phantastische Ausstrahlung. Dennoch schien sie irgendwie betrübt. In den nächsten zwei Stunden tranken sie drei halbe Liter Rotwein und der vierte war eben bestellt worden, als Roland fragte: "Madeleine, an welchem Projekt arbeitest Du eigentlich gerade?" Sie hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde und bereits seit zwei Stunden überlegte sie fieberhaft, was sie auf diese Frage antworten sollte. Die beiden Kerle waren ihre sympathisch, besonders Roland, dieser aufgeweckte Gärtner mit dem Schalk in den Augen. Sie war müde und ausgelaugt. Die letzten Tage, ja Wochen waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Und so beschloss sie, die Schweigeverpflichtung zu vergessen und erzählte den beiden, dass sie dauzu auserkoren sei, den Umbau am alten Sandsteinhaus an der Wasserwerkgasse zu leiten. Und wie sie in diese Situation gerutscht war und dabei alles andere als glücklich sei. Es ging schon langsam gegen die Sperrstunde zu und Roland schlug vor, dass sie alle noch auf einen Drink in seine Wohnung kämen. Aber Madeleine lehnte dankend ab. Sie war todmüde und musste jetzt endlich schlafen, versprach aber gleichzeitig sich am anderen Tag bei ihren neuen Bekannten zu melden.

In den ersten Tagen der Ermittlungen trat Kommissar Adrian Nussbaum auf der Stelle. Er suchte nach einem dunklen Fleck in der Vergangenheit von Gudrun Nöthigenfels, untersuchte die Akten der Wagenpark GmbH und machte sich nochmals mit den bisherigen Vorfällen rund um den Umbau des Hauses in der Wasserwerkgasse bekannt. Einmal sogar traf er sich kurz mit XXXX XXXXXX, der sich in seinem kleinen Büro noch immer standhaft gegen den Umbau wehrte. Doch auch dieser konnte ihm nicht weiterhelfen. So studierte der junge Polizei-Beamte abermals die Akte Alfred X. Gilgen, bis er auf einen Namen stiess, der ihm mehr als nur bekannt vorkam. Joe Le Sentier; wo zum Teufel war ihm dieser Namen zuvor schon begegnet? "Mäse, gib mir doch bitte nochmals die Liste mit den führenden Sektionsmitarbeitern der Wagenpark GmbH." Der stille Assistent reichte seinem Boss ein zweiseitiges Papier. "Hier, da ist er; endlich haben wir eine Spur. Joe Le Sentier ist Sektionsleiter der Wagenpark GmbH Jura." "Und was hat das mit dem Tod von Alfred X. Gilgen zu tun?" Glatzmann sah den Zusammenhang nicht, während er mit einer Schere seine Fingernägel reinigte. "Mäse, Joe Le Sentier ist Besitzer des Hotel de la Couronne in Sonceboz. Und dieses Hotel war die letzte Absteige unseres Immobilien-Heinis Alfred X. Gilgen."

Lesen Sie in der nächsten Matte-Zeitung, wie der findige Ludwig Lustfeld mit seinen privaten Ermittlungen vorankommt. Und ob Madeleine Loosli ihren lukrativen Job aufgibt und stattdessen die Offerte der Wagenpark GmbH zum Bau der Parkanlage Matte annimmt.

© Matthias Mattenbichler

Matte-Frühling

Matte-Frühling!

Die Mätteler kommen wieder aus ihren Wohnungen heraus, sie begegnen sich auf den Strassen, mann/frau grüsst sich - aber kennen sie sich, haben sie schon einmal miteinander gesprochen?

Der Matteleist organisiert für Sie den

den Frühlings-Anlass der Begegnung

Freitag, 2. Mai 1997 ab 17.00 Uhr im Kochstudio, Gerberngasse 14


Dieser Apéro lädt zum Kennenlernen ein! Nehmen Sie sich und eine Nachbarin/einen Nachbarn an der Hand und kommen Sie zu einem kleinen Plausch ins Kochstudio.

Es freuen sich auf Sie

Jacqueline Vuillien und Rosmarie Bernasconi

 


Die Mattezeitung im Internet

Mitte November 1996 hat uns die Niconsult AG Ihren Internet-Zugang für die Veröffentlichung der Mattezytig zur Verfügung gestellt. Es war anfänglich nicht klar, ob dafür ein Bedürfnis besteht. Die Auswertung der Aufrufe hat uns bestätigt, dass dieser Eintrag, wie die nachfolgende Zusammenstellung zeigt, oft aus den verschiedensten Ecken der Welt aufgerufen wird:

Die Mattezeitung wurde in der Zeit von Mitte November 96 bis Mitte Januar 97 von 121 Surfern angeschaut:

Nach Ländern, soweit rückverfolgbar, gruppieren sich diese wie folgt:

LandAnzahl
Schweiz 55
Deutschland 22
USA 12
Grossbritanien 4
Schweden 4
Canada 3
Frankreich 2
Finnland 1
Peru 1
Mexico 1
Italien 1
Weitere, Land nicht bestimmbar  
compuserve 12
suchdienste 3

Res Margots Übersetzungsprogramm für Mattenenglisch (seit Ende Dezember 96 vom Netz abrufbar) wurde in der gleichen Zeit via Internet in folgende Länder kopiert:

LandAnzahl
Schweiz 2
Deutschland 1

Beim peruanische Surfer handelt es sich um einen Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in Lima namens Ernesto Gozzer. Er hat seinen Familiennamen in unserer Anzeige "Dr läbig Adväntskalender" gefunden und sich per elektronischer Post nach seinem Schweizer Familienzweig erkundigt. Unterdessen läuft eine rege Korrespondenz!

Wenn Sie Ihren eigenen Beitrag im neuen elektronischen Medium finden wollen, ist unser Redaktionsteam gerne bereit, diesen in die Mattezytig aufzunehmen. Er erscheint dann automatisch ebenfalls im Internet.

Nick Huber

Itteme Iggetsche, Matteänglisch-Kurs

Wir haben beschlossen, diesen Frühling versuchsweise einen Matteänglisch-Kurs auszuschreiben. Kari Thüler stellt als Lokal den gemütlichen Felsenburgkeller zur Verfügung. Einmal pro Woche jeweils am Dienstag abend werden sich Einsteiger und Matteänglisch-Kenner, Frauen und Männer, Alt und Jung treffen um miteinander in Matteänglisch zu sprechen. Mehrere Spezialisten haben uns ihre Mithilfe zugesagt. Wir möchten in kleinen von jeweils einem Kenners betreuten Gruppen miteinander Mattenänglisch reden. Ziel wäre es, nach einer kurzen Einführungszeit innerhalb des Kurses nur noch Matteänglisch zu sprechen.

Subventionen beantragen wir bei der Schuldirektion keine, dafür brauchen wir aber auch keinen Schulinspektor!

Wir bitten alle Interessierten, sich mit dem untenstehenden Anmeldeformular anzumelden. Falls wir Ihre Anmeldung wegen Überbuchung nicht annehmen können, werden wir Sie orientieren. Es wird uns sehr freuen, wenn auch Gäste von der weiteren Umgebung der Matte teilnehmen würden.

Res Margot

Kapelle Felsenburg

Die Mattemusik "Kapelle Felsenburg" spielt jede Woche im Keller. Regelmässig gibt es besondere Anlässe, zum Beispiel gemütliche Weihnachtsfeier mit rassiger Musik und herrlichen Lachsbrötli oder traumhafter Hawai-Abend. Fritz Burri hat seine Grossmutter (eine Bassgeige) in den Keller mitgenommen, Käru, Housi und Res spielen jetzt auch mit ihren Schnuregygeli. Die Musiker würden gerne zwischendurch in einer Beiz aufspielen. Vor allem freuen sie sich auf wärmere Zeiten und haben im Sinn, auch dieses Jahr die Tradition der Platzkonzerte weiterzuführen.


Verliebt in die Matte

Mehrere Besuchergruppen haben in letzter Zeit unter der Führung von Res Margot einen Rundgang durch die Matte gemacht und anschliessend in einem der Matte-Restaurants sehr gut gegessen. Dabei war das Interesse an unserem Quartier sehr gross. Die meisten Leute haben sich in die Matte verliebt und freuen sich auf den nächsten Besuch. Das intensive Leben auf engem Platz, alte und neue Ecken, Passanten, die sich auf der Strasse grüssen, die Anziehungskraft der Aare... Dabei störten die düstern Fassaden einiger Häuser und Eisenbetonmauern weit mehr als gewisse Sprayereien.

Verschiedene SchülerInnen und StudentInnen haben für ihre Semester- oder Diplomarbeiten die Matte und das Mattenänglisch als Thema gewählt. Diese Arbeiten zu lesen, ist äusserst spannend. Auswärtige schauen unser Quartier mit andern Augen als wir Bewohnerinnen und Bewohner. Dabei wird die Matte zum Teil sehr genau beobachtet. Dass gelegentlich in der Beiz "gehöuzlet" werde, dass in einer gewissen Speisekarte "Ileitse" anstatt "Iseitle" stehe, dass der "Irgbe-is-che" im Lädeli jedoch stimme und dass es den Mättelern in der Beiz nicht um grosse Worte gehe und die Haptsache sei, dass ein wenig geredet werde...

Res Margot

Matte-Wöschhüsi

Kommission des Matte-Leist
c/o Nick Huber, Schifflaube 16 / Postfach 39, 3000 Bern 13
Tel P: 311 63 56 / G: 312 13 11

Die Kommission Matte-Wöschhüsi setzt sich zum Ziel, dass Wöschhüsi in der Matte von der Erbengemeinschaft Stirnemann langfristig zu mieten und es baulich in der Art zu sanieren, dass es vor dem Verfall gerettet werden kann. Anschliessend soll es den Mättelern und Zugewandten für gesellige Anlässe in einfacherem Rahmen zur Verfügung gestellt werden. Als Trägerschaft ist ein selbständiger Verein zu gründen.

Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir einerseits Mittel für die Instandstellung und anderseits auch die Gewissheit, dass das Gebäude dann auch im von uns vorgesehenen Sinne benutzt werden wird. Die Finanzierung der Instandstellungskosten von ca. Fr.60'000.- sind bis jetzt etwa zur Hälfte gesichert, das heisst wir brauchen noch etwa Fr. 30'000.-

Zur Zeit geht es uns somit hauptsächlich darum, festzustellen, ob unser Projekt von den "Matterepublikanern" tatsächlich mitgetragen wird. Wir bitten Sie deshalb, sich ein wenig Zeit zu nehmen und den untenstehenden Talon auszufüllen und uns zurückzuschicken.

Mit bestem Dank im Voraus und mit freundlichen Grüssen