Quartierzeitung aus der Berner Matte

Ausgabe November 1997


Inhaltsverzeichnis


Was Leist-en wir?

... es weihnachtet schon sehr....

Zwei wichtige Ereignisse liegen hinter uns...

Matte-Fest

Unser Matte-Fest vom 29.-31.8.97 wurde von einer riesigen Gästeschar besucht. Obwohl in diesem Sinne von einem Grosserfolg gesprochen werden kann, drängen sich doch rückblickend einige Änderungen für zukünftige Mattenfeste auf - und solche, soweit nicht bereits traktandiert, werden uns noch weiterhin beschäftigen. Vor allem möchten wir uns bei Ihnen für das Verständnis (und die Unterstützung) bedanken - gewisse Unannehmlichkeiten sind bei solchen Anlässen fast unvermeidlich. Immerhin überlegen wir uns, inwieweit diese "Matte-Chilbi" redimensioniert werden könnte!

Vereins Matte-Wöschhüsi

Als zweiten Grosserfolg können wir die Realisierung des Vereins Matte-Wöschhüsi feiern! Dank zahlreicher Sponsoren und Gönnern, vielen Helfern in der erfolgreichen Wöschhüsi-Beiz am Matte-Fest, wurde das gesetzte Ziel von Fr. 60’000.- sogar überschritten!

Dieser Verein wurde übrigens am 5.8. gegründet und ist dadurch unabhängig vom Matte-Leist. Vereinsmitglieder werden folglich direkt, "Aussenstehende" werden über die Matte-Zytig und auch an Leist-Versammlungen informiert.

Einführung des Nacht-Bus, Linie 30

Seit Montag, 3. November 97 fährt er zwischen 20.45h und 23.45h ab HB täglich im 15-Minuten-Takt in die Matte, mit Haltestellen u.a. am Mühlenplatz und an der Badgasse. Mit Bäre-Abi gratis. Benützen Sie diese Gelegeheit rege, damit dieser "Versuch" beibehalten wird!

Wir hoffen auf rege Benützung!!

Baum-Anpflanzung beim Wöschhüsi

Am Montag, 10. November 1997, wurde beim Wöschhüsi im Beisein von Baudirektor Adrian Guggisberg, des Stadtgärtners und des Sponsors, Herrn Lott von der Stadtmühle in neuer Baum gepflanzt. Res Margot blies einen besonderen Gruss übers Alphorn an den jungen "Chegeleboum". Unseren herzlichen Dank an alle "Mitwirkenden", auch im Nachhinein dem Städt.Tiefbauamt.

MATTEN-Sperre... über Nachtfahrverbot!

Anfangs September fand eine lang ersehnte Besprechung (s. letzte Ausgabe MZ) im Stadtpräsidium, im Beisein der Herren Dr. K. Baumgartner, Dr. K. Wasserfallen und Major E. Stadtmann statt. Zwei Monate darauf folgte eine weitere Sitzung bei Major E. Stadtmann, mit Absichtserklärung einer Matten-Sperre mit einem Nachtfahrverbot. Unser Quartier wird zwischen Läuferplatz und Kreisel Marzili (eingangs Aarstrasse) mit einem Nachtfahrverbot - während der ganzen Woche! - belegt.

Zufahrt erhalten Berechtigte (wie Anwohner) nur noch über Sonderbewilligungen. Eine solche wird allerdings Fr. 60.-/Jahr (Fr. 5.- pro Monat!) kosten - dürfte sich jedoch für eine vormitternächtliche Ruhe lohnen! Gleichzeitig können auch Badgass-Bewohner besser schlafen!

Für alle anderen Unberechtigten ist Parkplatzsuche und Durchfahrt alsdann verboten und wird laufend überwacht - im Übertretungsfall mit Fr. 100.- gebüsst.

Wir setzen uns raschmöglichst mit "Lärmverursachern" (Restaurants, Clubs etc.) zusammen, um die zeitliche Begrenzung dieses Verbots festzulegen (bei Red. Schluss noch nicht bekannt). Im Vordergrund liegen uns jedoch - im Interesse der Anwohner - "beruhigende" Massnahmen am Herzen! Bis im Januar dürfte dieses Vorhaben, bei normalem Verlauf, realisiert werden (man könnte auch alles "zerreden"!).

Adventsfenster, Weihnachtsdekorationen...

Bereits traditionell verlaufen die (gegenseitigen) Besuchstage, welche uns immer wieder Jacqueline Vuillien organisiert. Falls Sie den Mut bisher nicht aufbrachten, diese Gelegenheit der Kontaktnahme im Quartier wahrzunehmen, müssten Sie unbedingt verpasstes nachholen! Wir freuen uns besonders über "Neuzuzüger"! (Beachten Sie den Terminplan in dieser Ausgabe!)

Absolut neu ist die Möglichkeit, sich am 24. und 25. Dezember im Wöschhüsi mit "Gleichgesinnten" zu treffen.

Wir freuen uns wiederum auf Weihnachts-Dekorationen aller Art, sei es eben über die "Adventsfenster", sei es über die illuminierten Weihnachtsbäume, oder sonst über individuelle Hausdekorationen. Die drei schönsten Beleuchtungen werden prämiert!

Und zum Schluss unsere besten Wünsche zum Jahreswechsel...

wie zum Beispiel:

  • Sperrgut nicht einfach in die Laube (Schifflaube!) "entsorgen"
  • Abfallsäcke nicht übers Wochendende auf die Strasse stellen (Gerberngasse!)
  • Hundekot sofort entfernen
  • gegenseitiges Verständnis, verbunden mit Toleranz
  • Und natürlich Allen gute Gesundheit!

Nächster Anlass

Unser nächster wichtiger Anlass 1998 wird die Vereinsversammlung sein - Leist-Mitglieder erhalten die Einladung hierzu persönlich, neu mit Jahresbericht von mir...

René Stirnemann, Präsident

 


Bern in Blumen

Zur Prämierung der diesjährigen Blumen-Fenster-Dekorationen "Bern in Blumen" erhalten einige Mätteler auch die CD BäRNisch

mit lustigen, interessanten musikalischen und verbalen Beiträgen zu Bern und seinem Berndeutsch.

Da diese (auch als Geschenk) käuflich ist, hätten wir sie gerne empfohlen - vermissen jedoch neben den Aussagen eines Bärenwärters, einer Märitfrau oder des Marzilibahnsekretärs etc. einen Bezug zum ältesten Quartier Berns auf Matteänglisch!

SR

 


Und ewig lockt das Parkverbot...

Zwei Autos im Parkverbot an der Gerberngasse - Kommentar der herbeigerufenen Polizei:

Das Auto vor der Einfahrt in den Hof können wir bloss büssen als falsch parkiert, ein Abtransport drängt sich nicht auf, da die Einfahrt über das Trottoir noch gewährleistet ist! Das Fahrzeug rechts steht noch mit 2 Rädern in einem Parkfeld und kann deshalb nicht gebüsst werden!

Unser verärgerter Präsi

 


Um - Frage an Matte-Gewerbetreibende!

Auf Grund unserer Zusammenarbeit mit den Vereinigten Altstadt-Leiste und dem City-Verband möchten wir Ihnen zwei Werbemittel vorstellen.

  1. Das "Rathaus-Parking" wurde bekanntlich von der AMAG übernommen und bietet Geschäftsinhabern Chips zum Nennwert von Fr.1.- ab, welche als Treueprämien, Werbegeschenke etc. an Kunden durch Sie abgegeben werden könnten.
  2. Die "Tagblatt für die Stadt Bern"-Verlags AG publiziert ab Ende September eine neuartige, moderne Innenstadt-Geschäftsseite.

Falls Sie interessiert sind und hierzu nähere Angaben wünschen, melden Sie sich bitte bei mir: René Stirnemann, Tel. 312 28 78.


Matte-Zytig im Internet

Am 11. November ist es ein Jahr her, dass unsere Mattezytig im Internet zu lesen ist und die internationale Beachtung ist überraschend gross. Über 700 verschiedene "Adressen", davon etwa die Hälfte aus der Schweiz und der Rest aus 30 weiteren Ländern (auch weit entfernte wie Japan, Neuseeland, Kolumbien, Mexiko oder Brasilien) haben uns besucht.

Erstaunlicherweise sind auch ältere Ausgaben beliebt, wie die nachfolgende Zusammenstellung der Zugriffe auf die einzelnen Ausgaben bis Juni und Ende November 97 zeigt:

AusgabeAnzahl BesucherAnzahl Besucher bis November 1997
April 96 149 250
Juli 96 111 191
Dezember 96 188 288
März 97 75 186
Juli 97   74
Mattenenglisch-Programm 12 33

 


Matte-Vision (6. und letzter Teil)

Die Fortsetzungsgeschichte aus dem Berner Matte-Quartier

Die Ereignisse hatten sich überstürzt. Zuerst der feige Briefbombenanschlag auf "Baumkrone"-Redaktor Ludwig Lustfeld und jetzt die mögliche Entführung Madeleine Looslis. Die Aufruhr war gewaltig. Neben den gängigen Medien aus dem Inland nahmen jetzt sogar deutsche Privatfernseh-Stationen Tuchfühlung mit dem mysteriösen Fall auf. Die betroffenen Personen mussten entweder untertauchen oder wurden von den Medienleuten regelrecht mit Fragen und eigens aufgestellten Thesen bombardiert.

Kommissar Adrian Nussbaum war zwar in seinem Büro anzutreffen, liess aber sämtliche Telefonate in der hausinternen Zentrale abblocken. Um 19.40 Uhr erhielt er einen Anruf von Roland Bohnenblust, der sich erst nach mehrmaligem Intervenieren durch die komplizierte Stadtberner Polizeibürokratie durchgeboxt hatte. "Guten Abend Herr Nussbaum. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Madeleine Loosli seit über einer Stunde spurlos verschwunden ist. Sie wollte nur rasch Zigaretten holen und ist seitdem nicht zurückgekehrt. Wir vermuten, dass sie nach all dem Theater entführt wurde." Nussbaum zögerte nicht lange und machte sich auf dem schnellsten Weg in die Matte. Als er keine 10 Minuten später im alten Haus an der Wasserwerkgasse eintraf, sass die ganze WG-Meute noch zusammen und diskutierte die verzwickte und sehr ernsthafte Lage. Nussbaum, diesmal ohne seinen Assistenten Glatzmann unterwegs (Heute spielte der SCB in der Euroliga; was Marcel Glatzmann normalerweise ausgiebig mit seinen Kollegen begoss), analysierte die Lage nüchtern, kam aber zu keinem Ergebnis, das auch nur annähernd Sinn machte. Als die WG-Bewohner je länger der Abend verschiedene andere Themen aufrollten, wollten sich Roland Bohnenblust und der Kommissar in die Wohnung des Gärtners zurückziehen, um sich ungestört über das weitere Vorgehen zu diskutieren. Im Treppenhaus hörten sie urplötzlich quietschende Reifen und das Zuschlagen einer Autotüre. Wie elektrisiert rannten sie auf die Strasse und sahen nur noch die Rücklichter eines roten Wagens. Auf der Strasse lag, geknebelt und gefesselt, Madeleine Loosli. Das Haar zersaust, die Kleider schmutzig und teilweise zerrissen. Bohnenblust und Nussbaum ahnten das Schlimmste...

Die Architektin war noch nicht in der Lage, über das Vorgefallene zu sprechen. Sie stand einerseits unter einem schweren Schock und war höchstwahrscheinlich mit einer Chloroform-ähnlichen Flüssigkeit betäubt worden. Wenigstens, so schien es, war sie nicht ernsthaft verletzt oder sexuell missbraucht worden. Während die Hausbewohner das Entführungsopfer in die Wohnung Roland Bohnenblusts trugen, machte sich der Kommissar auf den Weg in sein Büro zurück. Nur nichts überstürzen, jetzt. Er musste nochmals über die Bücher, und zwar ganz von vorn. Die ganze Geschichte aufrollen und durchdenken. Alleine, fernab von jeglichem Einfluss.

Madeleine Loosli erwachte langsam aus Ihrem betäubten Zustand. Sie wusste nicht was ihr geschah und stammelte lediglich ein paar wirre Wortfetzen. Es dauerte noch einige Minuten, bis sie vernehmungsfähig war. Roland Bohnenblust streichelte liebevoll über ihr volles Haar. Der verängstigte Blick wich bald einmal von ihrer Seite und machte ihren, warmen nussbraunen Augen Platz. Jetzt endlich realisierte sie, dass sie ihrem Liebsten direkt in die Augen schaute. Der Verzweiflung wich Hoffnung. Leben kehrte in ihren jungen Körper zurück. Und langsam begann sie zu erzählen.

Inzwischen hatte Kommissar Nussbaum mittels Pager zu seinem Assistenten im Berner Allmendstadion Kontakt aufgenommen. Marcel Glatzmann war verärgert, wollte er sich doch heute Abend ganz auf das Spiel, die "Chätzlis" und die "Schäume" konzentrieren. Und jetzt machte ihm Nussbaum (einmal mehr) einen dicken Strich durch die Rechnung. Missmutig löste er sich von Carina und seinem 5. "Schümli-Pflümli" und rief seinen Kollegen in der Kaserne an. "Weisst Du, dass ich heute ausnahmsweise frei habe?! Und dass ich bis vor fünf Sekunden auf der Schoss einer turbogeilen Braut sass." Nussbaum wusste, dass Glatzmann heute wieder einmal über die Stränge schlug, was ihm zwar missfiel, wogegen er hingegen nichts tun konnte. Jeder Mensch hat schliesslich Anrecht auf Freizeit und kann dort tun und lassen, was er will. "Nun Marcel, ich weiss, dass ich Dir keine Freude bereite, aber komm doch bitte nach dem Spiel noch schnell ins Büro. Ich glaube, wir sind im Fall "Gilgen" einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Und ich brauche Deine Hilfe. Glatzmann brummelte etwas von Carina vernachlässigen, nahm einen tüchtigen Schluck und hängte auf.

Inzwischen hatte Madeleine Loosli ihrem Freund von ihrer traumatischen Entführung erzählt."Ich ging ins Fischerstübli und hatte kein Münz für meine Zigaretten. Worauf mich ein fremder Mann ansprach und mir das nötige Kleingeld wechseln wollte. Ich folgte ihm zum Zigi-Automaten und plötzlich ging alles sehr schnell: Der Unbekannte hielt mir ein Stofftuch vor den Mund, ich verlor das Bewusstsein und erwachte erst wieder in einem dunklen, kalten Raum. Ein Maskierter befragte mich, ob ich die Architektin sei, die Ludwig Lustfeld auf dem Gewissen habe. Ich war entsetzt und stammelte, dass ich nicht verstehe, um was es eigentlich gehe. Weil ich eine gewaltige Ladung Chloroform abbekommen hatte, war ich kaum vernehmungsfähig. Irgendeinmal musste dem Mann aber bewusst geworden sein, dass ich weder mit dem Briefbombenattentat, noch mit dem Tod Alfred X. Gilgens etwas zu tun habe. Kurz darauf erhielt ich nochmals eine Portion Chloroform, worauf er mich hier vor Deiner Haustüre freiliess. "Kannst Du Dich an das Aussehen des Mannes erinnern?" "Nein, schliesslich war er maskiert. Einzig seine markante Grösse fiel mir auf. Zudem hatte er einen leichten französischen Akzent und duftete sehr angenehm." "Das ist ja immerhin etwas." Aber Roland Bohnenblust konnte sich noch immer keinen Reim auf die Geschichte machen.

Als Kommissar Nussbaum seinen Assistenten sah, traute er seinen Augen nicht. Marcel Glatzmann war stockkanonenvoll! Er konnte so weder auf ihn zählen, noch mit ihm den Fall besprechen und schickte ihn ganz einfach nach Hause. Nussbaum war auf sich alleine gestellt. Er wusste, dass es jetzt gefährlich werden konnte und informierte vor seinem erneuten Gang ins Mattequartier Korporal Benno Leuenberger von seinen (vagen) Absichten. Nach seinem Abgang parkierte er den Wagen in der blauen Zone unterhalb der Münsterplattform. An dieser Stelle stürzte Alfred X. Gilgen in den Tod. Als er sich im Restaurant Zähringer einen Kaffee bestellte, glaubte er zu träumen. Am hintersten Tisch, leicht verdeckt aus seinem Blickwinkel, sass sein Assistent Marcel Glatzmann, der sich angeregt mit einem Mann unterhielt. Im Gegensatz zu vorhin, als Glatzmann stark angetrunken in seinem Büro auftauchte, schien Glatzmann jetzt alles andere als verladen. Leise und scheinbar unbemerkt diskutierte er mit einem äusserlich ungepflegten Jüngling. Ging sein Assistent plötzlich eigene Wege? Oder wusste er etwas, was er ihm verschwieg? Adrian Nussbaum bezahlte am Buffet und beschloss, vor dem Zähringer auf seinen Assistenten zu warten.

Als Glatzmann eine halbe Stunde später alleine aus dem Restaurant trat, entschied Nussbauch sich für eine Beobachtungstaktik. Auf leisen Sohlen folgte er seinem Assistenten durch die niedrigen Lauben der Matte. Auf der Höhe der Post betrat Glatzmann einen Hauseingang. Mit einem Feuerzeug beleuchtete er die Namensschilder und wurde fündig. Nussbaum beobachtete ihn und folgte ihm ins nicht abgeschlossene Treppenhaus. Als er dort eintrat, hörte er gerade noch, wie sich eine Wohnungstür schloss. Er vermutete, dass Glatzmann in einer der beiden Hochparterre-Wohnungen war. Statt am Eingang zu warten, versuchte er über den Garten die niedrigen Balkone zu besteigen. Aus der einen Wohnung drangen harte und laute Gitarrenklänge in abgehacktem Stakkato-Takt. Im anderen Appartement brannte lediglich Licht. Als ehemaligen Stabhochspringer war es für Nussbaum ein leichtes Unterfangen, den Balkon der zweiten Wohnung zuerklimmen. Rasch duckte er sich, und spähte Sekunden später in die grosszüge Wohnstube. Und was er da sah, verschlug ihm beinahe den Atem...

Am nächsten Tag wurden in der "Baumkrone" exklusiv die Namen der Geldgeber veröffentlicht, die den Bau des Matte-Parkhauses finanziell unterstützten. Und es waren einige Überraschungen dabei. So zum Beispiel der Unternehmer, der sich bislang immer gegen das hohe Verkehrsaufkommen in der Matte wehrte, täglich mit dem Fahrrad durchs Quartier radelte, alle freundlich grüsste und somit gute Miene zum bösen Spiel machte. Oder der Restaurateur, der sich stets auf die Seite der Verkehrsplaner stellte, die ein totales Matte-Fahrverbot vorschlugen. Zumindest hinter vorgehaltener Hand. Zu guter Letzt, und das war die grösste Überraschung, stellte sich selbst der Verfechter und Initiant der "Aktion verkehrsfreie Matte jetzt" und Präsident der Matte-Verinigung als einer der spendabelsten Geldgeber und Unterstützer des Parkhauses heraus. Das konnte ja heiter werden!

Bereits um 7.30 Uhr erschien Kommissar Adrian Nussbaum in seinem Büro am Waisenhausplatz. Er konnte immer noch nicht glauben, was er gestern Abend gesehen hatte. Jetzt war Handeln angesagt. Ohne jemanden anders über seine Ergebnisse zu informieren, legte er sich seine Strategie zurecht. Nach einer halbe Stunde erschien Glatzmann mit einem erstaunlich frischen "Hallo Nüssu" und steuerte geradewegs auf seinen Boss zu. "Jetzt haben wir sie, diese Schlaumeierin!" Glatzmann legte Nussbaum triumphierend einen Haftbefehl auf den Pult. Der Kommissar kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und liess einen kurzen, dumpfen Schrei los: "Was, Du willst Madeleine Loosli verhaften, spinnst Du?" "Im Gegenteil, mein lieber Freund, ganz im Gegenteil. Diese hinterlistige Architektin hat ihre Finger überall im Spiel, ist verwickelt in den Umbau des Microp-Projektes und hatte auch beim Neubau "Parkanlage Matte" die Finger im Spiel." "Aber wieso willst Du sie verhaften lassen?" "Weil sie höchstwahrscheinlich die Briefbomben-Attentäterin ist. Wir haben ihre Fingerabdrücke auf dem Couvert gefunden und können sie deshalb in U-Haft stecken." Nussbaum traute seinen Ohren nicht und musste seinem Assistenten rein rechtlich zustimmen. Er durfte jetzt keine Zeit verlieren, lobte Glatzmann und schickte ihn los, Madeleine Loosli zu verhaften.

Roland Bohnenblust war ausser sich. Er schrie, schlug um sich und konnte nicht fassen, was da geschah. Zuerst wurde seine geliebte Freundin entführt, und nun wurde sie von diesem minderwertigen Vize-Kommissar verhaftet. Madeleine hatte sich noch nicht einmal von ihrer eigenen Entführung erholt, da wurde sie ins Gefängnis gesteckt. Sie war zu schwach, um überhaupt zu reagieren. Als der Streifenwagen mit der Architektin davonfuhr, sprach der Gärtner bereits mit Kommissar Nussbaum und wollte sich beschweren. Der Federführende in den Fällen "Microp" und "Parkanlage Matte" sprach behutsam auf den völlig verwirrten Gärtner ein. 20 Minuten später sassen sie im Mülirad. "So, Herr Bohnenblust, jetzt verzweifeln sie mal nicht. Wir stehen kurz vor der Auflösung des Falls!" Roland starrte ihn nur verwundert an und war sprachlos. "Hören Sie jetzt gut zu, sie werden staunen:"

Und der findige Kommissar begann zu erzählen: "Also, beginnen wir mal ganz von vorne. Angefangen hat alles mit der Aufruhr wegen des Umbaus dieser Microp-Filiale in eurem Haus. Doch dies war ein reines Ablenkungsmanöver. Die Microp-Bosse sind dem cleveren Architekten auf den Leim gegangen. Es ging zu keinem Zeitpunkt um den Umbau! Gilgen hatte ganz andere Pläne. Schliesslich ist ein Umbau weitaus weniger attraktiv als ein neues Projekt." "Was wollen Sie damit sagen?" "Warten Sie's ab! Der ganze Rummel hätte eigentlich von Gilgen geschickt inszeniert werden sollen. Aber es unterlief ihm dabei ein entscheidender Fehler. Er verplapperte sich und anstatt, dass die ganze PR-Kampagne von ihm höchstpersönlich lanciert wurde, kam das Projekt früher und in einer ganz anderen Fassung an die Öffentlichkeit. So wurde Gilgen zum Buhmann und musste flüchten." Roland Bohnenblust begriff überhaupt nichts mehr. "Aber wer in aller Welt hatte ein Problem mit diesem Fettbrocken?" "Jetzt halten Sie sich fest: Kennen Sie meinen Kollegen Glatzmann? Er hat Gilgen die Wagenpark-Chefin Gudrun Nöthigenfels ausgespannt! Ausserdem schuldete Gilgen ihm aus früheren Zeiten noch ziemlich viel Flüssiges. Glatzmann war zu 100% mit diesem Fall vertraut, konnte seine ganze Macht ausspielen und veranlasste, dass sein Kontrahent so richtig ins Fettnäpfchen trat. Als Gilgen das Spiel von Glatzmann und Nöthigenfels durchschaute, kehrte er in die Schweiz zurück. Eine halbe Stunde nachdem er über die Münsterplattform stürzte, wollte er sich mit mir treffen und singen. Jemand wusste davon, knöpfte ihn sich vor und brachte ihn um, indem er ihn kaltblütig über die "Pläfe" stiess." "Grosser Gott, wer hat ihn denn umgebracht?" "Ein Verbündeter von Glatzmann und Nöthigenfels, Joe Le Sentier der Hotelier. Er ist Sektionschef der Wagenpark GmbH Jura und ein ehemaliger Schulfreund Gilgens. Zusammen planten Sie das Grossprojekt "Parkanlage Matte". Aus diesem Grund übernachtete Gilgen auch im Jura, als er von Deutschland in die Schweiz zurückkehrte. Nöthigenfels köderte aber Le Sentier mit viel Geld und brachte ihn schliesslich dazu, den Fettbrocken zu töten. Auch der Hotelier hatte Schulden und war demnach auf die Kohle angewiesen." Der Gärtner staunte nur noch und brachte kein Wort mehr hervor. Nussbaum fuhr fort. "Doch niemand rechnete mit dem schlauen Reporter Lustfeld. Dieser recherchierte und fand heraus, dass am Bau dieser Parkanlage etwas faul war. Und dann kam der hinterhältige Briefbombenanschlag." Bohnenblust unterbrach ihn. "Und wieso muss jetzt meine Madeleine ins Gefängnis?" "Muss sie mit Sicherheit nicht. Die Fingerabdrücke auf der Briefbombe wurden von Glatzmann manipuliert. Er war es, der dieses feige Attentat ausführte. Schliesslich hatte er jahrelang gesehen, wie man so etwas macht. Und Le Sentier hatte den Auftrag, ihre Freundin zu entführen und kurze Zeit später wieder freizulassen. "Und was machen wir jetzt?" fragte der noch sichtlich verwirrte Gärtner, als Nussbaum mit Erzählen aufgehört hatte. Nun, wir holen Ihre Freundin raus, fahren mit Verstärkung in die Matte, und holen die drei Kollegen in der Wohnung von Gudrun Nöthigenfels ab...Ende

© Matthias Mattenbichler

 


Verein Matte-Wöschhüsi (VMW)

Nachrichten vom Verein

Unser Aufruf im letzten Frühsommer für Spenden und Gönnerbeitrage für die Sanierung des Matte-Wöschhüsi ist auf ausserordentlich gutes Echo gestossen. Innert kurzer Zeit haben wir Zusicherungen für den für die Sanierung notwendigen Betrag erhalten. Wir danken hiermit nochmals allen, die uns bei der Erhaltung dieses wertvollen historischen Gebäudes mithelfen.

Ebenfalls im Sommer konnte der Mietvertrag mit der Erbengemeinschaft Stirnemann abgeschlossen werden. Die Eigentümer verzichten, da wir den Aufwand für die Sanierung übernehmen, während 15 Jahren auf eine Barmiete. Das heisst, dass während dieser Zeit ausser der Amortisation keine weiteren laufenden Kosten mehr die Betriebsrechnung belasten. Dies ist sicher eine für beide Seiten sehr befriedigende Lösung.

Am 5. August 1997 haben 19 Interessierte im Park neben dem Gebäude den Verein Matte-Wöschhüsi als Trägerschaft für das Projekt gegründet. Unterdessen ist der Verein bereits auf mehr als 50 Mitglieder angewachsen.

Während des Matte-Festes Ende August hat der Verein auch seine erste Bewährungsprobe bestanden: Im Wöschhüsi haben wir eine Kaffeestube, auf dem Platz nebendran eine Fisch- und Getränkebeiz mit angeschlossenem Souvenirstand organisiert. Über 40 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben mit ihrem begeisterten und unermüdlichen Einsatz geholfen, das Sanierungsbudget gewaltig aufzubessern. Wir haben soviel Geld erwirtschaftet, dass wir bereits jetzt die für später geplante Toilettenanlage einbauen können.

Am 17. Oktober fand eine weitere Bewährungsprobe des Vereins und des Gebäudes statt: Beinahe alle, die während des Mattefestes mitarbeiteten, haben sich im Wöschhüsi zu einem Abschlussbankett getroffen. Der Begriff Bankett ist wirklich nicht übertrieben: Jacqueline Vuillien hat 35 Personen mit einem phänomenalen 6-gängigen Menu überrascht. Und dies, obschon noch gar keine Infrastruktur vorhanden war! Wir danken ihr nochmals ganz herzlich.

Damit Sie sich ein besseres Bild von den Arbeiten am Gebäude und unseren Plänen für die Zukunft machen können, laden wir Sie ein zu unserem Tag der offenen Türe am 29. November 1997.

Vorstand VMW

 

Bauliches zum Wöschhüsi

Nachdem die Sammlung für die Renovation des Wöschhüsis schon sehr gut gelaufen ist, brachte der finanzielle Erfolg des Matte-Festes noch den letzten Schliff. Es ist daher dem Vorstand des Wöschhüsi-Vereins leicht gefallen, den Startschuss zum Baubeginn zu geben. So haben wir am 24. September 1997 mit den Arbeiten begonnen. Den Boden liessen wir schon vor dem Matte-Fest ins Blei setzen. Abgesehen von einigen bei Umbauten normalen Überraschungen - der Kamin im Innern fiel zum Beispiel einfach in sich zusammen - gehen die Arbeiten planmässig voran. Das Innere ist im Rohen ziemlich fertig, die Treppe zum Estrich ist montiert, der Estrich isoliert und mit einem neuen Boden versehen. In der dritten Novemberwoche werden die neuen Fenster angeschlagen. Parallel dazu wird die Zuleitung für das Wasser und die Ableitung für das Abwasser erstellt. Sobald die Baubewilligung da ist, wird mit dem Einbau der Toilette begonnen, so dass bis Weihnachten bis auf die Malerarbeiten der Innenausbau ziemlich fertig sein sollte.

Die Renovation des Ausseren - Spenglerarbeiten und Dachsanierung - wird im Verlaufe des Winters erfolgen, ebenso das Montieren von neuen Jalouiseladen und der neuen Eingangstüre.

Ich hoffe, dass der Schwung bei der Realisation unseres eigenen Lokals auch bei der Benützung weitergehen wird.

Fritz Gilgen

 


Die Mattezytig ändert sich

Während der letzten zwei Jahre haben die beiden Redaktorinnen Andrea Denier und Pia Burkhalter die Mattezytig mit Elan gestaltet. Leider haben sich beide im letzten Sommer entschieden, ab nächstem Jahr das Amt abzugeben. Wir bedauern dies, haben aber auch Verständnis dafür, dass sie ihre Zeit anders nutzen wollen. An dieser Stelle möchten wir beiden für ihren Einsatz ganz herzlich danken.

Und wie geht es jetzt weiter?

Die Unterzeichnenden haben sich entschlossen, als Koordinationsteam die Mattezytig weiter zu entwickeln. Damit die Zeitung für das Quartier attraktiver wird und ihrer Aufgabe als Kommunikationsmittel zwischen Leist, Vereinen, Gewerbe und Bevölkerung besser gerecht werden kann, wollen wir sie in verschiedene Rubriken aufteilen. Diese Rubriken werden von einzelnen Mitgliedern eines Redaktionsstabes betreut. Die Mattezytig soll als "Quartalszeitung" viermal jährlich erscheinen.

Zur Zeit haben wir Rubriken aus der nachfolgenden, provisorischen und unvollständigen Liste geplant:

  • Editorial, Leitartikel
  • Matte-Geschichte (alles zwischen Traum und Wirklichkeit)
  • Matte-Gesicht (Vorstellung einer Person aus der Matte)
  • Matte-Geschäft (Vorstellung neuer und eingesessener Unternehmen in der Matte)
  • Matte-Geographie (Vorstellung eines Ortes oder eines Gebäudes in der Matte)
  • Matte-Kultur (Vorstellung einer kulturellen Institution in der Matte)
  • Matte-Leben (Rezepte, Life-Style, Wellness)
  • Matte-Aktuell (Aufzeichnungen unseres Lokalreporters)
  • Matte-Ausland (Zum Geschehen ausserhalb der Aarerepublik)
  • Matte-Vereine (Mitteilungen des Leistes und der Vereine in der Matte)
  • Matte-Reisen (Berichte über Reisen innerhalb und ausserhalb der Aarerepublik)
  • Matte-Einkaufs- und Dienstleistungsführer
  • Matte-Veranstaltungskalender

Die Konzeptarbeiten sind zur Zeit im vollen Gange. Wir nehmen gerne Anregungen auf und freuen uns auch, wenn sich jemand für die Betreuung einer oder mehrerer Rubriken meldet. Wir hoffen, dass Sie Ihre "neue" Mattezytig im März 98 mit Spannung erwarten.

Jacqueline Vuillien, Rosmarie Bernasconi, Nick Huber

 


Kapelle Felsenburg im Fernsehen DRS

Nach dem grossen Auftritt der kleinen Kapelle Felsenburg auf der grossen Bühne am grossen Rattefestival sendete am 27. September 1997 das Fernsehen DRS in der Sendung Muuh unter der Leitung von Bernhard Baumgartner einen Beitrag über die Matte und die vier Musiker Thüler Käru, Bätscher Housi, Burri Fridu und Margot Res. Die Musiker hätten gerne spielend den Fernsehzuschauern die Matte vom Schiff aus vorgestellt. Drei Tage nach der Vorbereitungssitzung teilte Bernhard Baumgartner mit: "die ganze Weidlig-Fahrt müssten wir nach meiner genauen Analyse rund 10-12mal absolvieren und noch 2-3 mal für die Aufnahmen von der Nydeggbrücke und vom Ufer aus, als Gegenschnitte und Totelen". Darum musste leider Käru's Idee fallen gelassen werden.

So wurde halt am Ufer, in der Felsenburg, im Nydegghöfli, auf dem Läufer- und Mühliplatz, vor dem Haus Gerberngasse 6 vor dem Mühlirad gedreht. Dabei wurde natürlich auch das Matteänglisch vorgestellt.

Die Musiker hatten an der Fernsehsendung grosse Freude und sind natürlich auch Stolz über die vielen Gratulationen die sie bekommen haben. Viele Zuschauer bemängelten nur, dass die Musik nicht länger gespielt wurde. Die Kapelle holt das gerne nach, z.B. an der Zibele-Fuer am Sonntag, 23. November im Bürgerhaus, wo zusammen mit der Stubemusig Rechsteiner zum Tanz aufgespielt wird.

Res Margot

 


Fridu Hartmann erzählt

Fridu Hartmann gehört zu den ältesten Mätteler, er erzählt am Stammtisch im Mühlirad:

"Zungerscht unger ar Brunngass unger,
het ä Hung unger em Brunne ä Lunge gfunge!
Är het se grad verschlunge!"

"Dr Iusihe u dr Iruke iihe ds Isire ibeletkre.
Dr Iruke am Iggere,
Dr Iusihe am ....!"

"D Iuefre vo dr Ittume igetre irnge ä Irgeme-Ickre!"

Wenn alt Fuhrer Fridu das Mühlirad betrat, erfreute er oft mit folgendem gesungenen Reim die Leute:

"Wie maches de die Fischeli,
im Bi-ba-Bodesee?
Si wädle mit äm Schwänzeli,
u streckens in die Höh!
U weni de mis Schätzeli,
im churze Hemmli gseh,
de geits mer wi de Fischeli,
im Bi-ba-Bodesee."

Notiert von Res Margot

 


Konzert mit MGospel

Samstag, 13. Dezember 1997 um 20 Uhr in der Nydeggkirche

...Die Frau, die für die Sonne tanzt,
fragte für mich nach dem Weg
und bringt mich heim...

...so steht es im Text eines Gospels. Erfrischend und aufheiternd ist sie immer wieder, die Bildersprache, in diesen geistlichen Liedern. Ob nun in Balladen oder in beschwingtem Rhythmus berühren sie uns in unserem Innern und kitzeln uns die Seele.

Ja, auch dieses Jahr haben wir wieder ein abwechslungsreiches Programm für die Mattebewohner und weitere Besucher zusammengestellt. Das Echo auf unser Konzert im letzten Jahr war so erfreulich - unzähliche strahlende Augenpaare haben uns überhäuft mit Komplimenten - das hat uns natürlich sehr ermutigt und ermuntert, für dieses Mal wieder etwas Neues ins Programm einzubauen. Lassen Sie sich überraschen.

Die Musiker brauche ich sicher nicht mehr weiter vorzustellen. Mattebekannt sind sie mehr oder weniger. Bänz, der übermütige Drummer, der nicht drum herumkam, eine Zugabe zu seinem Schlagzeugsolo zu geben. (Nachher hatte er richtig Herzklopfen). Hans Peter, der fast "versprützt" vor Energie am Klavier, und seine Finger seinen, im Schnellzugstempo einfahrenden musikalischen Einfällen, fast nicht nachkommen. Res, der zuverlässige und sichere Bassist , der ohne sein Muugigeli in der Jackentasche sehr unglücklich wäre und versichert, er spiele nur Bass, wenn er auch auf seinem kleinen Instrument solieren könne. Und Ruth, mit ihrer dunklen, für den Gospelgesang sehr geeigneten Stimme, wird wieder singen "Where could I go but to the Lord."

Wir freuen uns, wenn Sie auch dieses Jahr wieder kommen und die Musik mit uns geniessen. Der Eintritt ist frei. Am Schluss gibt es eine Kollekte.

Die Musiker:

Hans Peter Graf, Klavier und Orgel
Bänz Margot, Drums, Vibraphon
Res Margot, Kontrabass und Bluesharp
Ruth Margot, Gesang

Leitung: Pfarrer M. Suter

Ruth Margot