Saisonende mit einer Premiere: «Die Ballade vom traurigen Kaffee» der Schriftstellerin Carson McCuller in der berndeutschen Fassung von Livia Anne Richard zog gut 70 gespannte Zuhörerinnen und Zuhörer in die grüne Oase unterhalb der Münsterplattform.

Sackgass

Die ergreifende Erzählung aus den amerikanischen Südstatten war mit bluesigen Intermezzi des Bluesprof Wale Liniger verwoben. Bereits nach den ersten Takten breitete sich die Tristesse eines vergessenen Fleckens in den USA, abseits der grossen Routen, aus. Der frühherbstliche Sonnenuntergang im Stiftsgarten wich der Nachtkühle, die sehr gut zum tragischen Schicksal der Miss Amelia passte.

Livia Anne Richard und Wale Liniger

Die robuste, kämpferische Südstaatlerin brennt und verkauft Whiskey. Ihr Mann, den sie kurz nach der Hochzeit wieder verliess, sitzt im Knast. Eines Tages taucht ein Fremder auf, der sich als Amelias verschollener Vetter ausgibt. Nach und nach nimmt dieser Lymon von Amelia und ihrem Hab und Gut Besitz. Doch Amelia ist verliebt, wird weich und zutraulich.

Zuschauer im Garten

Aus dem Laden wird ein Café, das den Leuten in der Gegend etwas Würde zurück gibt, man hat endlich einen Treffpunkt, soziales Leben. Doch die seltsame Beziehung zwischen dem quirligen Lymon und Amelia ändert sich schlagartig, als ihr ehemaliger Mann auf Bewährung «nach Hause» kommt. Wer ist nun der Liebende, wer der Geliebte? Die Dreiecksbeziehung endet in einem erbitterten Schlagabtausch, Amelia unterliegt den beiden Männern, die gemeinsam weiterziehen. Amelias kurzes Glück ist zerbrochen, verraten und verkauft, sie schliesst das Café, zieht sich in sich selbst zurück und ergibt sich in ihr Älterwerden.

Zuhörer auf der Gartentreppe

Eine ehrliche, harte Geschichte, die Livia Anne Richard mit sicherer Hand luftig abwickelt. Der Text kommt leichtfüssig daher, erst im Nachhallen offenbaren sich die Abgründe, die Amelia unausweichlich in die Einsamkeit führen. Die musikalischen Akzente und der kräftige Blues von Wale Liniger lassen die staubigen Strassen des damaligen Ameikas der Glücklosen vor das innere Auge treten.

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