13.8.1929 – 29.12.2015
Im Garten der Zeit wachsen die Blumen des Trostes
dies steht auf deiner Todesanzeige.
Aufrecht und wie er gelebt hat ist er begleitet von einer Cellosonate von J.S. Bach ruhig eingeschlafen.
Stimmt – Fritz war ein Mensch, der aufrecht und selbstbestimmend durchs Leben ging.
Ich mochte Fritz, weil ich bei ihm immer wusste woran ich war. Er war klar in seinen Äusserungen. Oft brachte er mir kleine Papierfetzen in den Buchladen: «Kannst du mir dieses Buch bestellen? », und dann verschwand er wieder. Die Buchtipps schnitt er jeweils aus der Zeitung (vor allem aus dem Bund) aus. Manchmal hatten wir Zeit, um über Gott und die Welt und über Bücher zu philosophieren. Fritz war ein vielseitig interessierter Mensch – und erzählte mir auch jeweils, was er gelesen hatte. Manchmal liess er sich auf dem roten Stuhl im Laden nieder, dann wusste ich, dass er Zeit hatte und mir etwas wichtiges mitteilen wollte.
Paris
Paris war seine Leidenschaft wie so vieles anderes auch; noch kurz vor seinem Tode haben wir über Paris gesprochen. Ich spürte seine Wehmut, dass er nicht mehr dorthin reisen konnte - auch dass sich so vieles in Paris verändert hat, bedrückte ihn.
Eine Episode bleibt mir in Erinnerung.
Als wir während dem Jahrhunderthochwasser 1999 jeweils uns am Abend bei Strübys in der Schifflaube zum Gassenznacht trafen, brachte Fritz jeden Abend Weinflaschen mit. Nachbarshilfe war immer ein wichtiger Punkt, den Fritz auch beherrschte. Besonders gerne halfen wir Fritz in diesem speziellen Fall aus, denn dessen Weinkeller war überflutet worden. Im Wasser hatten sich die Etiketten von den Flaschen gelöst. Und weil es schwierig war Etiketten und Flaschen wieder zusammenzubringen, mussten wir die eine oder andere Flasche degustieren. Jedenfalls ging uns der Wein von Fritz während des ganzen Hochwassers nie aus.
Fritz war ein humorvoller und vielseitiger Mensch, auch wenn er ab und zu stur sein konnte, wenn er etwas nicht wollte, dann konnte man bei ihm die Zähne ausbeissen, oder er schaltete einfach sein Hörgerät aus, so dass er nichts mehr hörte.
Ich erlebte ihn bis ins hohe Alter – beweglich und agil - und ich bewunderte seine Beweglichkeit, aber auch seine Kraft. Im letzten Jahr, nach einer schweren Operation, verliessen ihn die Kräfte - und trotzdem sah ich ihn fast täglich mit dem Velo vorbeiflitzen. Fritz du wirst mir in meinem Alltag fehlen.
Fritz und die Frauen
Fritz liebte die Frauen - und sie ihn. Frauen waren wichtig in seinem Leben. Fritz war ein Charmeur - ein Herzensbrecher. Jedenfalls waren Leonie (seine Exfrau) und Sonja (seine Tochter) für ihn wichtige Frauen in seinem Leben. Aber auch Lisa bedeutete für ihn Leben. Als er vor Jahren mit Lisa gemütlich an der Gerberngasse beim Fischerstübli auf dem Bänkli sass, mochten ihm alle sein Glück gönnen. Das ganze Mattequartier freuten sich mit ihm und Lisa über deren Glück. 2008 begleitete Fritz seine Lisa in den Tod und immer wieder spürte ich wie verbunden er mit ihr war. Und vor rund zwei Jahren durfte er sich nochmals neu verlieben - man sah ihn mit Dorli durchs Quartier bummeln. Er kam zu mir in den Laden und stellte mir sein Dorli vor. Ich mochte es den beiden Menschen von Herzen gönnen, dass sie noch eine gemeinsame Zeit verbringen durften.
Fritz und das Wöschhüsi
Fritz ist gegangen, doch seine Energie wird im Mattequartier weiterleben. Danke Fritz für alles was du diesem Quartier gegeben hast. Fritz war massgeblich am Um- und Ausbau vom Wöschhüsi beteiligt. Jahrelang war er «Hüttenwart» bis er vor einigen Jahren das Zepter weiter gab – verbunden war er natürlich immer mit dem Wöschhüsi und mit der Matte.
Aufrecht gehen, das war seine Devise und so bestimmte er auch sein Ende und ging mit der Cellosonate im Ohr ins Licht.
In Liebe Rosmarie, www.matte.ch
Und hier noch ein Eintrag von Markus Stämpfli, ehemaliger Liftboy
Heute, am 11.01.2016, habe ich der Tagespresse entnommen. dass Fritz Gilgen gestorben ist. Man darf Fritz Gilgen getrost als "Urgestein" der Matte bezeichnen. So wie ich Fritz in meiner Eigenschaft als Liftboy erleben durfte, hat er sich mit seinem Wohnquartier ausserordentlich identifiziert, und sich auch immer wieder für die Matte eingesetzt. Sein Wirken darf gebührende Anerkennung finden und er wird wohl allen Mättelern in guter und respektvoller Erinnerung bleiben. Markus Stämpfli