Marzili - gleiche Probleme wie die Matte

Die Bewohnerinnen und Bewohner unseres Nachbarquartiers, dem Marzili plagen die selben Sorgen wie die Mättelerinnen und Mätteler: besoffene Jugendliche demolieren was nicht niet- und nagelfest ist, machen die Nacht lautstark zum Tag und die Verkehrslawine ist erdrückend. Zu diesem Schluss kommt man bei der Lektüre des Bundes vom 9.9.2009 "Länger baden statt Marzili-Lounge?" Pascale Hofmeier.

Ebenfalls stellen unsere Nachbarn fest, dass die Polizei vorwiegend durch Abwesenheit glänzt oder beide Augen vor den unerfreulichen Umständen verschliesst. Auf Widerstand stösste die Idee, im Marzili eine Lounge einzurichten, die für noch mehr nächtliches Ungemach für die Anwohner sorgen wird.

Schachspieler im Marzili

Gemütliche Schachpartie im Marzili

Es scheint, dass so weit von den Wahlen entfernt - die Anliegen der in der Stadt Wohnenden vollständig ausgeblendet werden, Hauptsache Party. Selbst der sonst eher ruhige Marzili-Leist, der die Interessen des Quartiers vertritt, beginnt aufzumucken.

Vielleicht wird es einmal ein Quartierorganisation geben, welche die Bereiche Untere Altstadt, Matte und Marzili umfasst? Mit dem Ziel, ein wenig bewohnbare Altstadt zu erhalten? Sinnvoll wäre ein gemeinsames Auftreten gegenüber den bummelnden Behörden sicher von Vorteil.

Peter Maibach


Der Bahnhofplatz und die Matte

Der Kopf sagt ja, das Bauchgefühl nein. Die Verunsicherung legt ein Nein in die Urne: wo soll denn all dieser Verkehr durch, wenn nicht über den Bahnhofplatz? So mag das knappe Nein zum autofreien Bahnhofplatz nicht zu erstaunen.

Denn wenn die Beteuerungen zur Verkehrsberuhigung in Wohnquartieren überall so lasch gehandhabt werden, wie es die Matte erlebt, dann scheint es das bessere Übel, wenn sich die Blechlawine um den Bahnhof quält - es gibt schönere Ecken in der Stadt zum Verweilen als den frisch herausgeputzten Bahnhofplatz.

Erinnern wir uns: die Matte sollte eigentlich seit Jahren vom Durchgangsverkehr befreit sein und ist zudem mit einem Nachtfahrverbot belegt. Doch daran hält sich keine und keiner, in Stosszeiten brausen die Autos im Sekundentakt und meist weit über den erlaubten 30 Kmh durch die Gassen. Die Polizei hat aufgegeben, Verkehrskontrollen durchzuführen, es fehle ihr das Geld dazu. Platzt der geplagten Wohnbevölkerung der Kragen und ruft sie zu einem Fussgängerbummelstreik auf, wird dies von der jetzt dennoch flugs herbeigeeilten Polizei als Nötigung (notabene des illegal durchfahrenden Verkehrs) interpretiert.

Dass bei solcher amtlicher Trägheit die Glaubwürdigkeit an flankierende Massnahmen zur Verkehrsberuhigung flöten geht ist logisch und schlägt sich jetzt im Abstimmungsergebnis nieder.

Die Matte und sicher auch zahlreiche andere Wohnquartiere wären froh, wenn dieses Nein endlich zum Anlass genommen würde, etwas dort zu tun, wo's etwas nützt. Mit Betonung auf "tun".


Einfach Bärenmarkt

Winterzeit hin oder her, so früh hat man Frau Bernasconi von Einfach Lesen schon lange nicht mehr so munter gesehen. Denn es gilt, den Stand Nummer neun einzurichten und alle Bärenartikel aus dem Laden an der Badgasse an den Klösterlistutz zu ferggen und liebevoll zu drapieren.

  • Klösterlareal: Aufbau Stand einfach lesen
  • MArkt am Nachmittag

Stand Aufbau am Klösterlistutz - Klösterliareal mit Markt

Um 1400, später ist am Klösterlistutz kaum ein Durchkommen mehr. Unzählige Bärenfans besuchen den Mark mit den Ständen zum Thema "Bären". Der erste Stand im Bild - Nr. 9 - mit Rosmarie Bernasconi (hinter den Kunden...).


Pinkeln beim Bundeshaus

Ab 22 Uhr Abends verwandelt sich die Bundesterrasse in einen Vergnügungspark für Vandalen, Säufer und Wildpinkler, schreibt 20-Minuten am 7. Oktober 2009. Und weiter:

Das nächtliche Treiben der Vandalen ist ausserdem gefährlich: «Matte-Bewohner auf dem Heimweg müssen extrem aufpassen, um nicht von Flaschen oder Steinen getroffen zu werden», sagt SP-Stadträtin und Anwohnerin Gisela Vollmer. Später in der Nacht zögen die Vandalen dann selbst gen Matte und erleichterten sich unterwegs an Mauern und Hauswänden. «Am Morgen stinkt es grässlich nach Urin», so Vollmer.

Und dieser Aussage können sich Wochenend-geplagte Mattebewohnerinnen und Bewohner anschliessen. Schon längst vermeiden wir zu nächtlicher Stunde Hochrisikowege in die oder aus der Matte, wie etwa die Badgasse unter Münsterplattform, den Schlängeler, den Bowäger oder die Treppen in die Matte. Diese sind grundsätzlich an Wochenenden eingepisst, stinken gen Himmel und werden nur ausnahmsweise gründlich geputzt. Zudem ist allerhand unfreundliches Volk unterwegs, es gibt halt nicht nur fröhliche Partygäste, denen wir ihre Festli gerne gönnen.

Bereits wird man dankbar, wenn die Nachtschwärmenden das Leerglas nach dem Besäufnis in den Lauben hinstellen und nicht Scherben die Lauben verzieren.

Ordnungshüter? Polizeipatrouille? Haben wir zu den schwierigen Zeiten schon lange nicht mehr gesehen im Quartier.


Die Mattenschweine

Nein, nicht solche Mattenschweine, über die hier sonst immer geklönt wird, sondern gleich drei herzige Glücksschweinchen an der Schifflaube haben den Weg auf den Matteblog gefunden:

Graffiti mit drei Schweinchen an Fassade


Partyszene: Fairplay bitte!

Regierungsstatthalterin Regula Mader knüpft Überzeitbewilligungen an Bedingungen. Aus der Sicht der Berner Matte: gut so.

Niemand, der hier unten in der Matte wohnt und lebt hat etwas gegen Feste oder Partys, sie gehören zum Leben, heute genau so wie damals zu den Zeiten der Dili. Dass das zu Interessenkonflikten zwischen der Wohnbevölkerung und den Betreibern von Nachtklubs führt, ist verständlich. Die einen wollen schlafen, die anderen Geld verdienen. Weder gegen das eine noch gegen das andere ist etwas einzuwenden. Und wahrscheinlich ginge das Nebeneinander sehr gut, wenn seitens der auswärtigen Besucher mehr Fairplay angewandt würde.

Fairplay aber ist freiwillig und auf freiwilliger Basis wurde in den letzten zehn Jahren in der Matte nichts erreicht. Besuch ist eine schöne Sache, solange er sich anständig aufführt, Party ist lustig, verpisste Lauben und Hauseingänge sind es nicht. Eine Feier fägt, verkotzte Schulwege weniger. Partygänger sind alle Lässige, bis auf diejenigen, die zugedröhnt und besoffen und gröhlend durch ein Quartier ziehen. Die Polizei scheint jegliche Eigeninitiative zu Ruhe und Ordnung in der Stadt aufgegeben zu haben und wartet auf Anzeigen aus dem Quartier. Das führt zu eine heiklen Denunzierungsmenalität, die hier unten niemand wirklich will, der ein Interesse an einem ganzheitlichen Quartierleben hat.

So verspricht dies ein gangbarer Weg zu sein: wenn die Spielregeln von allen eingehalten werden ist alles ok, wenn nicht gibt es kein Business und auch keine Party. Wem's nicht passt, soll die Matte verlassen. So jedenfalls lautete der Ratschlag aus der Nachtclubszene vor einigen Jahren an reklamierende Mattebewohner (Jimy Hofer im Interview mit Radio DRS (Reginaljournal, "Lebenswerte Unterstadt Bern - Museum oder Rotlichtviertel?" am 10.1.2000 um 17:30).

Auso, gschobe.