Es gibt Dauerthemen, die seit Jahrzehnten durch die Matte geistern. Heute auf dem Tapet: die Parkplatzsituation. Der Zeitpunkt ist optimal, denn wegen der Coronasituation stehen deutlich weniger Matte-fremde Autos als üblich im Quartier. Hingegen bleiben wahrscheinlich viele Mattebewohnerinnen und Mattebewohner zu Hause.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt: Die Parkplätze sind gut besetzt, aber nicht überfüllt. Das wird sich dann wieder ändern, wenn die Baustellen in Betreib genommen werden. Die Sanierung der Liegenschaften an der Badgasse belegt etliche Parkplätze, der Ausbau des Glasfasernetzes wird zu Einschränkungen führen. So ist es verständlich, dass die Gewerbebetriebe und die Restaurants alarmiert auf den Parkplatzschwund blicken.

Keine Lädeli ohne Kundschaft

So äusserte sich die Betreiberin eines Coiffuresalons, dass sie ohne auswärtige Kundinnen den Betreib schliessen müsste. Diese Kundinnen kommen mit dem Auto, gerade in Randzeiten.
Eine andere Gewerbetreibende beanstandet, dass bei Flohmärkten der gesamte Mühlenplatz als Parkplatz abgesperrt ist. Dies obwohl bestenfalls der halbe Platz mit Ständen belegt ist. Mailanfragen bei der Stadt Bern wurden lange nicht beantwortet, dann hiess es vom zuständigen Sektionsleiter: «Weiter möchte ich noch festhalten, dass ich nicht alle Matte-Bewohnerinnen und –Bewohner direkt kontaktiere.»

Matte-Leist: Weniger Parkplätze sind keine Option

Aber auch die Quartierorganisation, der Matte-Leist wurde in diese Diskussionen mit einbezogen. So engagiert sich Eleonora Massini, Präsidentin des Matte-Leist, in der März Ausgabe (36. Jahrgang 1 / 2020)  der Brunne-Zytig:

«Als Präsidentin des Matte-Leists wünsche ich mir, ebenso wie die Stadt Bern, ein möglichst lebendiges Quartier. Mit verschiedenen Läden, der Post und einigen feinen Restaurants haben wir eine schöne Durchmischung im Quartier. Wir haben aber viele Gewerbebetriebe, die auf Autos angewiesen sind und auch für einige Anwohnende ist ein Auto unverzichtbar. Die Strategie, Parkplätze weiter zu reduzieren macht deshalb in der Matte keinen Sinn.

Es gibt hier keine sinnvolle Alternative: Ein Parkhaus ist nicht in der Nähe, Privat- und Firmenparkplätze sind nur in kleiner Zahl vorhanden und Tiefgaragen sowieso nicht. Auch das ÖV-Angebot während des Tages lässt, gerade für ältere Anwohnende, sehr zu wünschen übrig.

Der leere Müliplatz

Für mich ist klar, wir brauchen genügend Parkplätze in der blauen Zone, damit wir nicht zu einem Spaziergänger-Museumsquartier verkommen. Vielleicht hübsch anzusehen, aber nicht lebendig. Das ist nicht, was ich mir für die Matte wünsche.

Umso betrübter bin ich darüber, dass die aktuellen Absichten der Stadt gegenteilig sind. Bei der Realisation der neuen WC-Anlage auf dem Mühlenplatz war von der Stadt angedacht, fünf Parkplätze aufzuheben. Gemeinsam haben der Leistvorstand und die Stadt Alternativen ausgearbeitet, damit nur drei Parkplätze gestrichen werden müssen.
Nun steht die Anlage - und uns fehlen sieben Parkplätze. Unsere Alternativen, notabene gemeinsam mit der Stadt entwickelt, seien dann doch nicht wie angedacht umsetzbar gewesen, beschied uns die Stadt, die Streichung von sieben Parkplätzen nötig.

Nicht gerade die Art Zusammenarbeit mit der Stadt, die man sich wünscht!

Der Leist-Vorstand schlug der Stadt daraufhin eine gemeinsame Begehung vor, um die Situation vor Ort zu prüfen. Dieser Vorschlag wurde von der Stadt als nicht nötig abgetan. Wir vom Leist-Vorstand finden in diesem Fall: Nicht gerade die Art Zusammenarbeit, die man sich wünscht!

Eleonora Massini, Präsidentin Matte-Leist"

www.matte.ch meint: Jahrzehntelang war die Matte der Dauerparkplatz für Angestellten aus der Oberstadt. Die Blaue Zone - seit 1999 - mit den Dauerparkkarten brachte eine deutliche Verbesserung für die Matte-Leute. Inzwischen hat sich die Matte einmal mehr gewandelt, zahlreiche kleine Läden und Betriebe zogen ins Quartier, immer mehr Familien schätzen das kinderfreundliche Quartier an der Aare. Ein sinnvoller Einsatz von motorisierten Fahrzeugen bleibt aber Tatsache unseres Alltags. Das zeigt uns aktuell leider auch die Coronakrise auf: Die Fahrt im öffentlichen Verkehr wurde zum Risiko deklariert. Velofahren passt leider auch nicht immer und für alle. Also bitte Stadt Bern und Matte: Parkplätze mit Augenmass bewirtschaften! Denn wenn die Coronakrise einmal ausgestanden sein wird, geht es um sein oder aufgeben für Gewerbetreibenden in der Matte.