schubkarre

Der Hochwasserschutz in den Berner Quartieren, die an der Aare liegen gerät erneut in den Fokus. Längst wieder ist der Alltag eingekehrt, die beiden gravierenden Überschwemmungen 1999 und 2005 liegen weit zurück, die Schreckensbilder drohen zu verblassen. Dies, gepaart mit der bernischen Angst vor grossen Würfen und hohen Zahlen lassen Raum für erstaunliche Pirouetten bei der Lösungssuche.

Nachdem das Hochwasser 1999, als einmaliges Ereignis schubladisiert, war der Fall erledigt. Bis 2005 die Matte erneut unter Wasser stand. Noch höhere Schäden waren zu beheben und zu bezahlen. Trotz allem Versicherungsschutz blieb finanziell einiges an den Eigentümern hängen. Bei jeder heiklen Wetterlage kommen die alten Ängste wieder hoch: kommt das Wasser wieder?

kindermuehlenpl

Schwerwiegender ist der schleichende Wertverlust auf im Quartier. Die Berner Politik querbeet ein versprach umfassenden Hochwasserschutz, schrieb sich Erhalt und Förderung der Aarequartiere auf die Fahnen. Die angedachten baulichen Massnahmen eines ganzheitlichen Hochwasserschutzes sollten die Berner Matte aufwerten. Optimale Sicherheit verbunden mit einem Freizeitnutzen für die ganze Stadt würde im schönen Altstadtquartier manch Versäumtes wieder gut machen. Die Familien in der Matte, die nach den Hochwassern nicht wegzogen, schöpften Hoffnung und sahen eine Zukunft im Altstadtquartier.

Nun, Solidarität kostet. Emotional und finanziell. Beim näheren Betrachten der Lösung „Objektschutz“ mit Uferverbauungen schreckten etliche aareseitige Bewohner auf: ein Flanierweg dem Flussufer entlang war geplant, just vor den Häusern mit Aareanstoss durch. In die Problemzone der Nachtlokale würden Zugänge zum neuen Aareweg gebaut. Lärmendes Partyvolk vor und hinter dem Haus, plötzlich Spaziergänger zwischen Aare und Wohnzimmer? Unzumutbar!

Da kommt die rustikale Billiglösung „Wer am Wasser wohnen will, muss mit nassen Füssen rechnen „ gerade recht. Allerhand politisches Leichtgewicht auf der Dauersuche nach werbewirksamen Themen liessen sich willig zu einem echt helvetischen Kompromiss einspannen. Der Idee vom „dritten Weg“ wird’s richten. Ein Blendwerk, das verspricht günstig zu sein, Schutz zu bieten und überhaupt, mit etwas Gottvertrauen wird schon nichts passieren.

Langfristig gesehen ist eine solche Einstellung nicht nachvollziehbar. Die Stadt Bern muss auf dem ganzen Stadtgebiet aus der roten Zone kommen. Die langfristigen Auswirkungen lassen verschiedene Szenarien zu, die spekulativ bleiben. Bekannt aber ist, was eine Entwertung eines Quartiers mit sich bringt: die Berner Matte hat sich in den letzten fünfzig Jahren aus eben einem solchen Schlamassel befreit . Diesen Fortschritt kurzfristigem Denken zu opfern, liebe Politiker in Bern, dazu hätte ich nicht den Mut.

Enttäuschte Hoffnung ist eine starke Macht, die Signalwirkung hat. Ein Wischiwaschi Hochwasserschutz ist das falsche Signal, es ist ein Zeichen der Schwäche.

Richtig ist eine starke Investition in die Zukunft. Falsch ist es, halbe Sachen zu machen. Der dritte Weg ist der falsche Weg.

Peter Maibach, www.matte.ch