Im Jahr 1905 entwickelte Albert Einstein in Bern seine Relativitätstheorie. Als eidgenössisch diplomierter Tintenscheisser, wie er selbstironisch bemerkte, begründete er seine Formel E=mc2. Wir schreiben den 7. Dezember 1932, Einstein verlässt in Antwerpen Europa um nach Amerika auszuwandern. Er steht am Quai und wartet auf das Passagierschiff.
Der alte und der junge Einstein (Oliver Stein und Christoph Keller)
Und genau da setzt die Open-Air Aufführung auf dem Gurten an. Es ist eine grosse Bühne, welche die Zuschauer erwartet, leer und öd ist der Quai, ein paar Kisten, Barracken. Doch schon bald füllt sich der Pier mit einem bunten Gemisch von Menschen aus zahlreichen Nationen, Alt und Jung, Arm und Reich. Die einen verlassen Europa, um der drohenden Nazidiktatur zu entkommen, Passagiere erster Klasse freuen sich auf eine vergnügliche Reise. Mitten in der turbulenten Aufbruchsstimmung steht ein nachdenklicher Einstein, der mit seiner zweiten, energischen Frau und deren Töchter auf die Ankunft des Dampfers wartet. Einstein wird erkannt und wie ein Star gefeiert, nur mühsam kann er sich wieder in seine Einsamkeit retten. Doch die Erinnerungen an sein früheres Leben begleiten den Ruhelosen.
Die lebendigen Massenszenen gefrieren ein und der junge Einstein mit seiner ersten Frau spuken durch seine Gedanken, führen dem reifen Mann, dem Prominenten, sein Unvermögen in zwischenmenschlichen Belangen vor Augen. Versäumtes lässt sich nicht mehr zurückholen, zu spät, das Leben ist gelebt.
Berührend ist der Abschluss eines grossen Theaterabends, als sich der junge und der alte Einstein gegenüberstehen und sich gegenseitig zu ihrem Leben äussern. Anschuldigungen und Rechtfertigungen, nichts bleibt als die Erkenntnis, was man hätte besser machen können.
Die quicklebendige, bunte Aufführung, die dennoch genug Platz bot für Tiefgang, liess mich die Zeit vergessen und noch lange hallten die unzähligen Facetten und Dialoge in den Alltag hinüber.
Peter Maibach (2010)
Mehr Informationen: http://www.theatergurten.ch