Quartierzeitung aus der Berner Matte

Ausgabe Juni 1996


Inhaltsverzeichnis


Was tun wir im Matte-Leist?

Wir haben nicht die Freiheit, dies oder jenes zu erreichen,
aber die, das Notwendige zu tun oder nichts

Oswald Spengler

 

Die neuen (revidierten) Statuten wurden zusammen mit den Einzahlungsscheinen für den Jahresbeitrag allen Leist-Mitgliedern zugestellt. Wir danken allen, die den Beitrag aufgerundet haben. Einzig der Präsident des Leist der unteren Stadt, Herr X. Zach, erfreute sich nicht sehr an der Umschreibung des Matte-Leist-Gebiets; Art.2 ist jedoch bereits seit über 16 Jahren in den Statuten so enthalten!

An unseren Vorstandssitzungen haben wir uns vor allem aktuellen Themen gewidmet:

  • Die Matte-Zytig wurde von einem neuen Team übernommen. "Aller Anfang ist schwer" und wir zweifeln nicht daran, dass die vorliegende Ausgabe nochmals verbessert werden konnte. Jedenfalls danke ich - sicherlich auch in Ihrem Namen - den ehrenamtlichen "MitarbeiterInnen". (Haben Sie auch einen Artikel eingesandt?).
  • Am Freitag, 7. Juni, fand unser Frühjahrs-Apéro im Kochstudio statt. Unter den Besuchern fanden sich immerhin zwei "Neulinge" ein, welche zwischenzeitlich ihren Leist-Beitritt erklärten! Vielen Dank - auch den bewährten Organisatorinnen Jacqueline Vuillien und Rosmarie Bernasconi Maibach.
  • Ende Juni starteten wir eine Mitglieder-Werbung zur besseren Stützung unserer Interessen gegenüber den Behörden und zur besseren Abdeckung unserer finanziellen Bedürfnisse. Sind Sie nun auch Leist-Mitglied?
  • Am 4.9. organisieren wir ein zweites Treffen mit den sogenannten Lärmverursachern (Restaurants und Clubs). So versuchen wir, wenigstens den heutigen "Vergnügungstrend" den meisten - leider nicht allen! - BewohnerInnen erträglicher zu machen. Die "Stadt" zeigt sich hilflos!
  • Die Einführung der Blauen Zone ist ja bekanntlich vorläufig lahmgelegt!

  • Betreffend die zunehmenden Sprayereien an Hausfassaden etc. möchten wir Sie bitten, solche direkt der Polizei zu melden - und die Stadt übernimmt die Reinigung (Materialkosten zu Ihren Lasten).

Vom 1. - 10.8. findet das SWISSAID WASSERFEST im Dalmazi-Pärkli statt (s. sep. Plakataushang).

  • Andare a d'Aare lohnt sich besonders am 1. August im Rahmen des Aarelüüchte: Unter der Monbijoubrücke, nähe Dampfzentrale, werden um 22.00h ca. 10'000 kleine bunte Schiffli mit Kerzli ausgesetzt. Diese werden innert einer halben Stunde gemütlich in den Kanal bei den Matte-Schulhäusern die Aare runterschwimmen. Detailinfos (und auch Papier-Schiffli) erhalten Sie im Matte-Lädeli. Bei Redaktionsschluss (1.7.) wussten wir noch nicht, inwieweit wir uns vom Leist mitbeteiligen - Bitte beachten Sie unsere Anschlagkästen!
  • Bei dieser Gelegenheit danken wir unserer Feuerwehr, welche auf Wunsch unser Quartier mit Fahnen und Flaggen verschönert!
  • Am Samstag, 10. August findet unser traditioneller Sommernachts-Plousch statt. Beachten Sie hierzu die Einladung in dieser Ausgabe!
  • Am Samstag, 24. August findet nachmittags unser Alters-Ausflug statt. Weitere Infos dazu in der vorliegenden Matte-Zytig und über die "Aushänge".

Im Rahmen des Altstadt-Festivals vom 30. August bis 1. September hätten wir gerne für die "Junggebliebenen" ein entsprechendes Programm angeboten (z.B. auf der Plattform). Die Festorganisation hatte hierfür aber kein Gehör! Nun bieten wir als Alternative die Senkeltram-Beiz, Samstag, 31. August, besonders zum 100-Jahr-Jubiläum des Plattformlifts, an. Ihr Besuch würde uns auch da sehr freuen. Beachten Sie bitte weitere Hinweise in dieser Ausgabe und unsere Anschlagkästen!

Ab 8. Juli ist die Mattenenge für max. 5 Wochen gesperrt und somit die Matte für den Durchgangsverkehr blockiert. Nach dem Einbau von neuen Gas- und Wasserleitungen ergab sich die Gelegenheit, den Strassenbelag durch "Bsetzi-Chempe" zu erneuern bzw. entsprechend zu ergänzen, und zwar ab Läuferplatz bis unter die Nydeggbrücke. (Weitere "Kleinkarierungen" sind in unseren Strassenzügen nicht vorgesehen, dazu fehlt der Stadt leider das Geld!). Wir möchten darauf hinweisen, dass diese Idee nicht aus unserer "Küche" stammt. Nachdem vor einigen Jahren entsprechende Umfragen im Quartier erfolgten und damals die Meinungen zu solchen Pflästerungen geteilt waren, wehrten wir uns nicht gegen dieses Vorhaben. Immerhin ist uns bekannt, dass - auch die erforderliche Sperrung - nicht bloss Freude unter den BewohnerInnen und Gewerbetreibenden auslöst. Wir zählen auf Ihr Verständnis...

Demgegenüber ist uns der Garagevorplatz östlich des Wöschhüsi schon lange ein "Dorn im Auge"! Nun scheint es endlich soweit zu sein, dass wir diesen Platz mit einem Baum verschönern und gleichzeitig die Betonplatte durch Pflästerung (hier ist sie angebracht!) ersetzen können. So wird hier ein weiterer Frei- und Erholungsraum geschaffen (ohne "Töff"-Park-plätze)! Die Gesamtkosten von Fr. 40'000.- werden von verschiedenen Sponsoren in verdankenswerter Weise übernommen. Wir werden diese in unserer nächsten Ausgabe publizieren.

Einem glücklichen Zufall ist zu verdanken, dass der "Mattebach" erneuert werden muss. Er "rünnt" zum Teil, und so lässt sich obiges Vorhaben damit verbinden. Die Renovation erfolgt ab mitte Oktober und wird übrigens wiederum eine kurze Durchgangssperre verursachen, zu welcher wir Sie separat informieren werden.

Uebrigens: Gleichzeitig werden die erst kürzlich (nicht durch uns!) gesetzten Bachübergangs-Geländer ersetzt, und zwar durch einseitige Holz-Handläufe.

Wir versuchen einen Wöschhüsi-Verein zu gründen, um dieses schützenswerte Häuschen endlich zu nutzen, und zwar für die Durchführung von kleineren Anlässen aller Art durch die "Oeffentlichkeit". Matte-Vereine könnten es gratis benützen (dank "Tschäppät-Legat"). Momentan erfolgt eine Kostenanalyse (durch Herrn Fritz Gilgen, Architekt). Anschliessend müssten Renovations- und Uebernahme-Varianten diskutiert werden, um alsdann zur Vereinsgründung zu schreiten.

Wir haben einen POSTOMAT (von aussen zugänglich) beantragt. Das Anliegen wurde jedoch von der PTT wegen angeblich nicht vorhandener Rentabilität abgelehnt. Wir versuchen jetzt, die Installation eines BANCOMAT zu erreichen.

Bekanntlich findet an jedem 3. Samstag der Monate Mai-Oktober der Flohmärit auf dem Mühlenplatz statt. Der Leist hat Anspruch auf einen reservierten Standplatz, welcher durch Frau Theres Siffert (Tel. 311 94 39) verwaltet wird.

René Stirnemann, Präsident

 


Die Entstehungsgeschichte des Plattformlifts

1895 bildete sich ein Initiativkomitee mit dem Ziel, einen Lasten- und Personenaufzug von der Matte nach der Plattform zu erstellen und so dem Mattequartier eine bessere Verkehrsmöglichkeit nach der oberen Stadt zu verschaffen. Ein Aktienkapital von Fr. 50'000.- konnte rasch gezeichnet werden, und am 10.4.1896 fand im Restaurant Adler die erste Generalversammlung statt. Die gewählten 7 Verwaltungsräte setzten sich sofort mit dem Erwerb des nötigen Terrains in der Matte und für die Baubewilligung ein. Die Konzession zum Betrieb des Aufzuges konnten sie einem gewissen Ingenieur Strub für Fr. 4'500.- abkaufen.

Alsdann begannen die ersten Schwierigkeiten: ein Teil der Presse lehnte das Projekt ab, als "Verschandelung der Plattform" und die Opposition sammelte Unterschriften. Zur besseren Information der Bevölkerung realisierte der Verwaltungsrat in verschiedenen Berner Schaufenstern eine Ausstellung mit den Projektplänen.

Die Gemeinde Bern lehnte eine Unterstützung des Projekts ab. Der Aufzug wurde dem "Eisenbahndepartement" unterstellt und die Baupläne mussten etliche Male abgeändert und ergänzt werden.

Im Juli 1896 konnte mit der Berliner Firma Siemens & Halske endlich ein Bauvertrag für die gesamte Anlage (Turm & Elektromaschinen) abgeschlossen werden. Kosten: Fr. 28'000.-, Bauzeit 6 Monate, geplanter Betriebsbeginn Ende 1896. Das (mangelhafte!) Material traf jedoch erst im November ein und so konnte die Inbetriebnahme erst am 22. April 1897 erfolgen! Die Freude war jedoch nur kurz. Bereits nach vier Wochen musste der Motor wegen Defekt nach Berlin zurück - Betriebsunterbruch 6 Wochen! Nach weiteren drei Monaten traten weitere Mängel auf, was wiederum 10 Tage Betriebsausfall zur Folge hatte. Danach entschied man sich, ein Ersatzteillager anzulegen - mit unvorhergesehenen Kosten.

Im ersten Betriebsjahr wurden über 60'000 Personen befördert, was für die damalige Zeit als bedeutende Menge beurteilt werden kann. Die Frequenz ging jedoch in den nächsten Jahren stark zurück und damit auch die Betriebsergebnisse. Man suchte nach Lösungsmöglichkeiten.

1907 wurde wiederum versucht, der Stadt eine Betriebsübernahme schmackhaft zu machen. Die von dieser angebotene Entschädigung von Fr. 22'000.- lehnte der Verwaltungsrat allerdings empört ab.

Die Liftanlage bestand damals aus zwei Kabinen (im Gegenzug). So beschloss man, 1909 nur noch eine Kabine zu betreiben, wodurch die Lohnkosten für einen ganzen Angestellten eingespart werden konnten.

1920 erfolgte ein entsprechender Umbau, die überflüssige Kabine wurde durch Gegengewichte ersetzt und die Maschinenanlage ausgetauscht. Kosten Fr. 15'000.-.

Seit der Gründung hat das "Senkeltram" viele Millionen Passagiere befördert - hauptsächlich nach oben, auf die Plattform.

Im Namen der Matte-Bevölkerung sprechen wir den "Betreibern" unseren herzlichsten Dank aus und wünschen dem Plattformlift viele weitere erfolgreiche Jahre (vielleicht sogar mit Betriebsverlängerungen?).

sr

 


Unsere Liftboys...

Eine Frau steigt schwatzend aus:"... und die Äpfel sind mittlerweile so teuer, dass ich bald auf Affegnagi umstelle." Der Liftführer schmunzelt und ruft ihr nach: "Wissen Sie eigentlich, wie die richtig heissen? - Schlauchäpfel!" Ich lache bereits. Im Lift fragt er mich: "Warum sind die Bananen krumm? - Damit Sie in die Schale passen." Ich pruste wieder los. Er hat diesen alten Witz mit einer Trockenheit erzählt, die die Sahara als feucht-tropisches Gebiet erscheinen lässt. Oben auf der Münsterplattform wünschen wir uns noch einen schönen Tag. Ich lächle weiter.

Und die SBB bauen immer mehr Kondukteure ab, auch Bahnhofvorstand ist eine aussterbende Rasse, und das Marzilibähnchen hat seit Jahren keine Chauffeure mehr. Selbstverständlich alles aus Kostengründen, denn die Weichen und Signale kann auch ein Computer umstellen, und der Automat kann genausogut Billette ausspucken, und in den Zügen finden zwischendurch ja immer noch Kontrollen statt, und die Bähnchen fahren auch alleine rauf und runter.

Toll, doch das könnte der Mattenlift auch. Nur erzählt Dir dann keiner mehr einen Witz, flucht mit Dir übers Wetter, lächelt Dich an oder wünscht Dir einen schönen Tag.

Weg, alles weg - aus Kostengründen. Damit mit dem gesparten Geld etwas anderes gekauft werden kann.

Als ob Leben
und das, was es ausmacht,
käuflich wäre.

 

Doch zum Glück gibt es ihn, den Mattenlift, mit seinen zufriedenen, freundlichen und lustigen Liftboys über sechzig. Alleine wegen ihnen fahre ich da immer gerne rauf und runter, ist das gemütliche Senkeltram mein allerliebstes Verkehrsmittel. Diese Männer sind unbezahlbar, und deshalb pfeife ich auf jeden technischen Fortschritt, auf jede noch so moderne und schnelle Bahn, wenn an ihr all das wegrationalisiert wird, was nur Leute geben können: Menschlichkeit, Freundlichkeit, Lebensqualität.

Und wenn ich das nächste Mal ins Senkeltram einsteige, werde ich sagen: "Bitte rasen Sie nicht wieder so." Dann wird der Mattenliftmann listig die Augen zusammenkneifen und antworten: "Warten Sie nur, bis ich erst den zweiten Gang eingeschaltet habe." Wir werden beide lachen und einander einen schönen Tag wünschen.

Jüre Hofer
(aus BZ-Agenda)

 


Matte-Vision (Teil 2)

Die Fortsetzungsgeschichte aus dem Berner Matte-Quartier

Das MICROP-Projekt nahm jetzt Formen an: Immobilien-Hai Gilgen hat seine Beziehungen ebenso spielen lassen wie die obersten MICROP-Bosse. Kein Wunder also, wurde die Bewilligung für den Umbau der Grossverteiler-Filiale an der Wasserwerkgasse erteilt. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass trotz strengster Geheimhaltung die just im zum Umbau geplanten Sandsteinhaus wohnhafte Journalistin Nora Hürlimann als erste Aussenstehende Wind von der ganzen Sache bekam...

Nora musste sich zuerst einmal setzen, als sie nach Hause kam. Es war schon spät und ihre Zwillings-Schwester Tamara war bester Laune, merkte aber rasch, dass mit Nora etwas nicht in Ordnung war. "Was um Gottes Willen ist Dir über die Leber gekrochen, dass Du so ein Gesicht machst", fragte sie deshalb wenig später. Nora war noch immer sprachlos und musste erstmals etwas trinken. Nach einem tiefen Schluck begann sie zu erzählen: "Tama, ich bin heute auf eine unglaubliche Geschichte gestossen." Sie machte eine kurze Pause, bevor sie weiterfuhr. "Ich habe deutliche Anzeichen dafür, dass der MICROP-Grossverteiler hier in der Matte eine Filiale eröffnen will. Und weist Du wo: genau dort wir im Moment sitzen!" Dieser Schock sass tief. Tamara sass stumm und fassungslos auf ihrem Sofa und Nora schwieg wie ein Grab.

Zur gleichen Zeit stieg in Wabern eine kleine Garten-Party im engen Kreis. Alfred X. Gilgen hatte spontan einige illustre Gäste eingeladen, um ein Ereignis zu feiern, das dank der heutigen Herausgabe der Bewilligung definitiv zu sein schien; die Stadt hatte dem Umbaugesuch der MICROP stattgegeben, und das musste gebührend gefeiert werden. Und sogar die ach so beschäftigten Politiker, Manager und Geschäftsleute fanden ad hoc Zeit, um sich im grosszügigen Garten des übergewichtigen Immobilien-Heinis einzufinden. Und so stopften sich lächelnde Party-Tiger in grauen Anzügen inkl. Begleitung reihenweise Lachs- und Kaviar-Brötchen in den Schlund. MICROP-Manager Georg Lang sah man die Strapazen der letzten Tage an. Dennoch prostete er mit seiner Frau Ursina immer wieder lächelnd der restlichen Belegschaft zu, wohlwissend, dass diese Leute für seine weitere Laufbahn nochmals wichtig sein könnten. Schliesslich waren fast alle gekommen: Mächtige Stadträte, hohe Beamte, die wichtigsten MICROP-Leute, nach Grossaufträgen lechzende Architekten, dicke Zigarren rauchende Bauherren usw. Und so stiess man gemeinsam auf dieses wunderbare Ereignis an, dachte nichts Schlimmes dabei , schmunzelte süffisant und leerte den teuren Champagner ab und zu in die hohen Büsche, die die Gartenanlage für Spaziergänger nahezu unsichtbar machten, um kurz darauf das leere Glas wiederum hinzuhalten und die Frage, ob nochmals aufgefüllt werden soll, lauthals mit "Ja, danke" zu beantworten.

Einzig die junge Architektin Madeleine Loosli stand diesem Anlass je länger je skeptischer gegenüber. Sie konnte diesen überwiegend blasierten und arroganten Möchtegern-Aristokraten nicht mehr zuhören. Aber sie war zuvor von Gilgen offiziell als Architektin des MICROP-Umbaus begrüsst und vorgestellt worden. Und so musste sie jetzt wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel machen. Schliesslich hatte sie einmal ja und amen gesagt, mit allem was dazugehört. Und so musste sie es halt ganz einfach ertragen, wenn Stadtrat Aloys von Hunzenschwylen mit Architekt Benedikt Straubhaar von "Untertanen" sprach. Oder wenn sich Kunsthändler Hubert Kräyenbühl und Hotel-Direktor Sebastian Aarburger darüber aufregten, dass in Muri (wo sie beide wohnten) eventuell der Steuersatz um einen Zehntel erhöht würde.

In besagtem Haus an der Wasserwerkgasse hatte sich inzwischen ein Krisen-Rat eingefunden. Nora Hürlimann hatte sich von ihrer Zwillings-Schwester überzeugen lassen, diese Schockmeldung nicht länger für sich zu behalten. Und so traf man sich eine Stunde später in der einfach, aber mit viel Geschmack eingerichteten Wohnung des Geschwister-Paares. Nach kurzem Zögern begann Nora zu erzählen: "Ich habe vor ein paar Tagen den Tip bekommen, dass der MICROP-Grossverteiler in der Matte eine Filiale eröffnen will. Darauf war ich natürlich scharf und ich begann zu recherchieren, aber es wollte sich vorerst keine undichte Stelle entdecken lassen. Ich musste also einen anderen Weg finden und fühlte irgendwie, dass an der ganzen Sache etwas faul sein musste. Da mir unser Hausbesitzer schon immer einen relativ luschen und unseriösen Eindruck machte, begann ich an dieser Stelle zu forschen und wurde prompt fündig." Und Nora fuhr fort: "Statt dass unser schönes Haus wie angekündigt sanft renoviert wird, müssen wir uns nun, so wie es aussieht, per Anfang November eine neue Bleibe suchen. Die Baubewilligung wurde heute erteilt und ich habe beim besten Willen keine Ahnung, wie wir jetzt vorgehen wollen." Betretene Stille machte sich breit. Hürlimann-Nachbar Al Ballister begann nervös mit seinem omnipräsenten Schlagzeugstock zu spielen, Gärtner Roland brummte etwas, dass er immer der Bock sei, Bildhauer Johann war noch immer in seine eigene Welt versunken und bekam wahrscheinlich gar nicht richtig mit, was sich hier genau abspielte, und Hertha sagte etwas Unverständliches in ihrem Ostschweizer-Dialekt. Der Rest schwieg, die Versammlung war ratlos und traurig. "Jetzt gibt es nur noch eine Lösung", sagte plötzlich Yvonne wie aus dem Nichts, "wir müssen in die Offensive." "Und was heisst das", fragte Tamara. Yvonne fuhr fort: "Wir müssen an die Oeffentlichkeit und zwar so rasch als möglich. Nora, wie sieht's bei Dir aus, wann kannst Du die Geschichte bringen?" "Ich kläre es morgen ab, wenn ihr einverstanden seid." Alle nickten. "Und was passiert, wenn sie dir sagen, dass Du noch warten sollst", warf plötzlich Marc ein. Alle überlegten und Marc's Freundin, die Neuseeländerin Kim, sagte in ihrem lustigen Deutsch: "Dann wir werden es alle Leute in Matte erzählen..."

Und so war es denn auch: Nora Hürlimann wurde vom Chefredaktor zurückgepfiffen und bekam in der "Affäre MICROP" vorderhand einen Maulkorb verpasst. Das heisst, sie durfte niemandem vom geplanten Umbau erzählen, obwohl sie dies ja bereits getan hatte. So musste man halt anderweitig "herausfinden", dass an der Wasserwerkgasse eine MICROP-Filiale entstehen soll. Nach einem weiteren Treffen der Hausbewohner hatte man einen Plan ausgeheckt: Die junge Kim Mc Sullivan sollte sich mit Alfred X. Gilgen in Verbindung setzen, ihn mit ihrem Charme betören und mit ihren sprachlichen "Problemen" Naivität und Unwissen vortäuschen, um so diesen Falsch-Spieler aus den Reserven zu locken. Am nächsten Tag war es soweit. Kurz vor 9.00 Uhr stellte Kim die Nummer der Gilgen Invest & Consulting AG ein und verlangte mit ihrer freundlichen Stimme den Boss persönlich. Am anderen Telefon hörte ihr Freund Marc das Gespräch mit. Er konnte zwar logischerweise nicht eingreifen, aber zumindest mithören, was seine Freundin aus dem "Fettbrocken", wie sie ihn von nun an nannten, herausholte.

Alfred X. Gilgen litt einmal mehr unter einen Kater. Nach der Haus-Party von vorgestern hatte er gestern schon wieder viel zu viel getrunken und fühlte sich dementsprechend. Seine Sekretärin Therese Nietlisbach sah ihm schon von weitem an, was geschehen war; wo er sich doch gestern geschworen hatte, "den ganzen Tag keinen Schluck anzurühren"... Und sie hasste nichts mehr als wenn dieser 120 kg-Klotz morgens um halb acht mit reichlich alkoholischer Ausdünstung in ihre Nähe kam. Leider geschah dies in letzter Zeit allzu oft. Gilgen lächelte, bestellte einen doppelten Espresso und verschwand hinter der stabilen Eichentüre seines grosszügig eingerichteten Büros. Als Kim anderthalb Stunden später anrief, ging es dem "Boss" zwar ein wenig besser, doch litt er nach wie vor und war logischerweise noch nicht ganz klar im Kopf. "Kim Mc Sullivan", raunte Therese Nietlisbach durch ihren Hörer. "Wer um Gottes Willen ist denn das", fragte Gilgen erstaunt. "Keine Ahnung", antwortete seine rechte Hand. "Stellen Sie ihn durch", befahl er in der Annahme, es handle sich um einen wichtigen Handelspartner aus dem Ausland. Umso überraschter war er, als die sanft-seidige Stimme einer Frau erklang: "Guten Tag Mr. Gilgen, hier ist Kim Mc Sullivan. Ich wohne an der Wasserwerkgasse und habe eine Frage an Sie." "Na dann schiessen Sie los", murmelte er skeptisch und erstaunt zugleich. "Sie sind doch der Besitzer des alten Hauses an der Wasserwerkgasse, wo ich und mein Freund Marc seit kurzem drinwohnen. Nun, so wie ich informiert bin, wird ja unser Haus in Kürze sanft renoviert. Ich möchte deshalb die Gelegenheit nutzen, um Sie zu fragen, ob wir auf eigene Kosten ein Cheminée einbauen könnten. Ein Freund von uns ist Kaminbauer und könnte uns dies zu billigen Konditionen..." Gilgen hatte genug gehört und mischte sich nun ein: "Liebe Frau Mc Sullivan, ich bin grundsätzlich nicht gegen den Einbau eines Cheminées, kann Ihrem Wunsch aber trotzdem nicht entsprechen." Ohne nähere Erklärung liess sich Kim aber keinesfalls abspeisen. "Und mit welcher Begründung", fragte sie. "Schauen Sie, ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig, aber unsere Pläne mit dem MICROP-Umbau lassen...". Er begann zu stocken, weil ihm schlagartig bewusst wurde, dass er einen kapitalen Fehler begangen hatte. Für einen kurzen Augenblick herrschte Funkstille in der Leitung, bis sich Kim wieder meldete. "Was für ein Umbau, Mr. Gilgen? Ich dachte, das Haus würde sanft renoviert." "Natürlich wird das Haus sanft renoviert, aber leider kommt ein eigenhändiger Kamineinbau aus baulichen Gründen nicht in Frage. Uebrigens muss ich jetzt dringend in eine Sitzung. Ich danke Ihnen für Ihren Anruf, auf Wiederhören!" Er legt auf bevor die gute Kim auch nur etwas hatte sagen können. Und er hätte sich für seinen Versprecher ohrfeigen können.

Marc und Kim waren zwar etwas geschockt, dass der "Fettbrocken" sie so rasch abgeklemmt hatte, aber sie wussten, was jetzt zu tun war. Im Einverständnis mit den anderen Hausbewohnern konnten sie ruhigen Gewissens die Nachricht vom geplanten MICROP-Umbau publik machen und im Matte-Quartier verbreiten. Die 5 WG-Bewohner aus dem Erdgeschoss gingen gleichen Abends auf eine Beizen-Tour durch das Matte-Quartier. Im "Mühlirad" diskutierten sie lauthals darüber, wann sie jetzt wohl wegen des MICROP-Umbaus aus dem alten Sandsteinhaus an der Wasserwerkgasse ausziehen müssten, im "Fischerstübli" erzählten sie nicht minder hörbar von der neusten Einkaufsmöglichkeit und auf der Zähringer-Terrasse spekulierten sie bereits über die Integration eines Bau- und Hobby-Zentrums an gleicher Stätte. Tamara Hürlimann ging am selben Abend zu ihrem Coiffeur an der Gerberngasse und erzählte die Neuigkeit sogleich allen im Salon anwesenden Kunden und Mitarbeitern. Geologie-Studentin Yvonne Sprzlfyzck sorgte beim Einkaufen in einem Quartierladen mit den Plänen des Alfred X. Gilgen für Aufruhr, während Marc und Kim sich in der Cinématte deutlich hörbar über den Umbau ausliessen.

Die Reaktionen waren absehbar, die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und führte sofort zu hitzigen Diskussionen und Spekulationen. Keiner wusste, ob, wann, wie, warum und was an der Sache dran war. Am nächsten Tag stürzte sich die Presse auf die Neuigkeit und bombardierte alle zuständigen Stellen wie die Gilgen Invest & Consulting AG, die MICROP-Konzernleitung und die zuständigen Stadtbehörden mit Anrufen. Da niemand auf solche Anfragen vorbereitet war, entstand ein heilloses Chaos. Logischerweise hatten sich die verschiedenen Partner nicht miteinander abgesprochen, was die Gefahr von unterschiedlichen Statements nicht gerade verminderte. In der ganzen Stadt gab es plötzlich nur noch ein Thema: der geplante MICROP-Umbau an der Wasserwerkgasse. In den lokalen Zeitungen schaffte es das Ereignis auf die Titelseiten und wurde als Tagesthema Nummer 1 behandelt.

Eine Welle der Empörung und Enttäuschung löste die Nachricht im betroffenen Mattequartier aus. Der Matte-Leist traf sich zu einer Krisen-Sitzung, und forderte die Bewohner auf, sich tags darauf zu einer Versammlung auf dem Mühleplatz einzufinden. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten fühlten sich die Mätteler von den "Obrigen" verschaukelt und benachteiligt. Alt und jung waren gleichermassen entrüstet und verärgert. Nicht nur, dass man in ihrem Quartier eine Lebensmittel-Grossverteiler-Filiale eröffnen wollte, nein, das Vorgehen war das Schlimmste. Man setzte sich ganz einfach über sie hinweg und sie wurden weder befragt noch informiert. Das konnte und wollte unten an der Aare keiner einfach so hinnehmen. Das Wichtigste war jetzt aber, da war man sich einig, kühlen Kopf zu bewahren und gemeinsam die Zügel in die Hand zu nehmen. Denn nur wenn alle am gleichen Strick zogen, hatte man überhaupt eine Chance, diesen unheimlichen Plänen entgegenzuwirken. In einem waren sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Matte-Quartiers einig: So etwas liessen sie sich nicht bieten und sie beschlossen, den Umbau des schönen und schützenswerten Sandsteinhauses in eine MICROP-Filiale zu verhindern.

In den nächsten Tagen organisierte man sich unter der Leitung des Matte-Leistes, verteilte Aufgabe, gründete Aktions-Komitees und organisierte kurzfristig Kurse zum Erlernen des Matte-Englisch. Gerade mit dem Aufleben dieser traditionellen und eigenartigen Sprache wollte man ein Zeichen setzen und deutlich machen, dass man bereit war, gegen diesen Umbau zu kämpfen. Es war erstaunlich, dass nicht nur ein Grossteil, sondern praktisch die gesamte Quartierbevölkerung geschlossen hinter den Aktionen der Aktivisten stand. Es gab nur wenige Bewohner, denen das geplante Unterfangen entweder gleichgültig war, oder die es sogar befürworteten. Und diese wagten es nicht, ihre Meinung an die Oeffentlichkeit zu tragen.

Eine der Befürworterinnen hiess Gudrun Nöthigenfels, ihres Zeichens Direktorin und Verwaltungsrats-Delegierte der erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufene Wagenpark GmbH Schweiz. Diese in Deutschland gegründete Firma hatte sich zum Ziel gesetzt, Autofahrer in allen ihren Belangen und Wünschen zu unterstützen. Dass sie ihr Domizil ausgerechnet in der Matte ausgesucht hatten, werteten einige als "Akt der Provokation". Gudrun Nöthigenfels kümmerte dies allerdings herzlich wenig. Die konservative und extrem dynamische End-Dreissigerin hatte ihre eigenen Pläne und Vorstellungen. Unter ihrer Leitung erhöhte sich der Mitarbeiterstab Innerhalb von nur 3 Jahren von anfänglich 7 auf heute 28 MitarbeiterInnen. Anscheinend kannten die geschäftstüchtigen "Wagenpark"-Leute die Anliegen der Schweizer Autofahrer. Anders liess sich die stetig wachsende Zahl auf mittlerweile über 10´000 "benachteiligte Mitglieder" (gemäss Prospekt der Wagenparkt GmbH) nicht erklären.

Den Aufruhr im Matte-Quartier wollten die Verantwortlichen der Wagenpark GmbH nun nutzen, um ihre eigenen Anliegen unauffälliger anzubringen und durchzusetzen. Aus diesem Grund berief das süddeutsche Energiebündel ihre 4 Direktionsmitglieder (Herbert Pfeiffer - Finanz, Ulrich T. Hempelmann - Verkauf, Ronald Schweigmund - Personal und Albert F. Gygax - Marketing) gleichentags zu einer Dringlichkeitssitzung ein. Hatte man die Akte "Matte-Parkhaus und Durchgangs-Verkehr" bis auf weiteres auf Eis gelegt, wurde sie jetzt urplötzlich aus dem Tresor mit den streng vertraulichen Unterlagen hervorgeholt. Gudrun Nöthigenfels eröffnete die Sitzung und brachte ihr Anliegen sec und gezielt auf den Punkt: "Meine Herren, machen wir es kurz. Wie sie wissen, plant die MICROP die Eröffnung einer Filiale an der Wasserwerkgasse, was hier in der Matte zu enormen Protesten geführt hat. Die Quartierbevölkerung redet von nichts anderem mehr als von diesem dämlichen Umbau. Und genau das ist unsere Chance. Gygax, haben sie die nötigen Unterschriften beisammen?" Gygax nickte stumm und die Direktorin fuhr fort: "Reichen Sie morgen den Antrag ein, übergeben Sie die Unterschriften und stehen Sie für Fragen seitens der Presse zur Verfügung. Geben Sie jedem Journalisten 2 Minuten Zeit. Persönliche Konsultationen kommen nicht in Frage. Schweigmund, Sie informieren das Personal, Hempelmann sie übernehmen die Aussenstellen. Alles klar, meine Herren?" Die Runde nickte stumm und brachte kein Wort hervor.

Lesen Sie in der nächsten Matte-Zytig, ob und wie es mit dem Umbau der MICROP-Filiale weitergeht. Und wie die Wagenpark GmbH ihr geplantes Matte-Parkhaus und die Realisierung des Durchgang-Verkehrs in die Wege leitet.

© Matthias Mattenbichler

 


Wali und Rösli Bregenzer sind in die Fremde gezogen!

Nach langen glücklichen Jahren in der Matte haben Wali Bregenzer und seine Frau Rösli unserem Quartier nun - und so wie es den Anschein macht endgültig - Adieu gesagt. In Insider-Kreisen wird allerdings gemunkelt, dass der Umzug für die beiden schlussendlich doch mit einer gehörigen Portion Bedauern und Wehmut gewürzt war. Wir werden die beiden vermissen! Unvergesslich wird uns Wali nicht zuletzt auch wegen seiner Reimkünste bleiben. Einige "Müschterli" davon sind erhalten geblieben und sollen an dieser Stelle für die Nachwelt verewigt werden:

Anlässlich des Ehrenmitglieder Spysi-Essen März 95:

Wenn Du viel Glück im Leben hast,
so bist Du in der Sysi Gast,
kriegst gratis ein Gericht mit Fleisch
das erst noch gut ist. - Und dänn weisch,
vielleicht spendiert der Peter Oehrli
am Schluss Dir gar noch ein Likörli!
Auf jeden Fall: Wir danken sehr
und kommen wieder gern hierher.

Dank dem René Stirnemann
kommt man etwa dann und wann
zu einem echten Matte-Plausch,
manchmal mit, oft ohne Rausch.
So wie zum Beispiel gerade heute
wo so viele nette Leute
an diesem Tisch zusammensitzen.
Und Rösli bringt mich glatt zum Schwitzen
weil sie Hans viel weiser nennt als mich,
potz Sapperment!
O Du liebi Spysi
De René macht es Bisi!!

Oder am Samichlous-Feschtli im Dezember 1995:

Samichlaus, Du liebe glatte
gäll, chunsch gärn zu Eus i'd Matte
Du zu Euserem Präsidänt
wo sich d'Finger fasch verbrännt
mit sin'r Matte-Rock-Kultur
und em Lärme (z'nacht zwar nur)
Samichlaus bring Du eus d'Rueh,
dänn heb ich d'Schnöre wieder zue.


Oder schliesslich zur Feier der GWB-Baustelle in der Matte vom 28.3.1996

Wänn öppis seisch vom Losingär
hebt eine scho de Drohfingär,
doch was er i de Matte macht,
das isch dänn würkli scho e Pracht!

's louft alles wie-n-es Örgeli,
und für die chline Sörgeli
git's jede Mittwuch e Besprächig,
drum louft die Boustell da so prächtig.

Doch nüd vergässe müend Si:
's isch villicht wägem Küenzi!

Die beide da: Schlecht-Ravioli
als Bouleiter ganzliebi - Manne
sind sicher mitg'schuld dass's guet gaht
(abgseh vom Verchehrssalat).

'S git aber da na ander Manne
wo würked wie-n-e Wättertanne:
Ich tänke da an Füerer Zahnd
wo luegt, dass d'Lüt nid umestand,
oder am Neuhus mit em Helm.
Ich chumm mer grad vor wie-n-en Schelm,
will ich a däre Grossboustell
nu säge was de Leischt jetzt will.

Grad so wie die vom GWB
oder vo de PTT,
oder die vo'r Dänkmalpfläg,
wo nu befehled uf alli Wäg,
oder 's Street-Inspectorate
wo-n-am Schluss Belag iegheit,
oder au na's Tüfbouamt,
wo schlussäntli insgesamt,
nüd nu d'Strass, nei au de Bach,
villicht dänn mit Ach und Krach
i'r Matte möchti go saniere
und hüt scho afaht gross plagiere,
dass d'Matte, o wär das e Troum,
s'nächscht Jahr zwe Kaschtanieböim
meh heig als hüt! Schön tönt's in de Ohre.
Es fähled jetz nu na d'Sponsore.

So sind mir da i'r Matte nide
mit eusne Boulüt würkli zfride.
Mir tanked für da gueti Geischt.
Unterschrift: De Matte-Leischt.


Wir wünschen Waly und Rösli Bregenzer in ihrer "Altersresidenz" vorerst ein gutes Einleben und hoffen, sie finden den Weg in die Matte bald schon wieder.

Die Redaktion.

 


Altersausflug

Samstag, 24. August 1996

Go Chärne habere nach Habkeren am Samschtig am 24. Ougschte, am Nachmittag uf em Leischtusflug

Hoch über dem Gürbetal ins Stockental und dann über Aeschi an den Thunersee und hinauf geht's nach Habkern zum Zvieri. Zurück bringt uns der Car über Merligen, dem rechten Thunerseeufer entlang via Thun zurück nach Bern.

Am Samstagnachmittag, 24 August 1996, um 13.00 Uhr ist es wieder soweit: alle "Meitschi u Giele" aus der Matte (mit ihren Freunden/Freundinnen) ab dem 60. Altersjahr unternehmen nachmittags einen Car-Ausflug. Natürlich gibt's auch etwas z'habere, aber ob's dann wirklich "Chärne" sein werden, das verraten wir Ihnen noch nicht. Teresa und Kaspar Woker organisieren wie alle zwei Jahre diesen traditionellen Anlass.

Den Grossteil der Kosten übernehmen neben dem Matte-Leist weitere Sponsoren, sodass der Unkosten-Beitrag pro Person bloss Fr. 15.- beträgt.

Die Anmeldezettel werden rechtzeitig verteilt. Merken Sie sich bereits heute das Datum vor!

Kontaktadresse:
T. und K. Woker
Wasserwerkgasse 35
Telefon: 311 68 49


Schmelztiegel erlebt Feuertaufe

Dort wo noch bis vor kurzem gestandene Mannsbilder mit Schweissglänzenden Oberarmen und russverschmierten Gesichtern ihr Handwerk verrichteten, dort wo durch Hitze und Energie flüssiges Metal in Form gegossen worde, dort wo der Blick aus dem Fenster unweigerlich auf die Aare fällt, gehen wir fortan unserer Tätigkeit nach .... Jede Firma für sich. Aber alle unter einem Dach.

In den Wirtschaftsgazetten schreiben es in grossen Lettern: Die Schweizer Binnenwirtschaft kommt einfach nicht aus der Talsohle heraus, und erst recht nicht die Bernische... Alteingesessene Berner Firmen werden verkauft, das Management nach Zürich oder ins Ausland abgesogen, alle sparen statt zu kaufen, der nächste Crash in der Bau- und Immobilienbranche steht kurz bevor.

All der Hiobsbotschaften zum Trotz gibt es aber auch Lichtblicke, welche uns wohltuend zeigen, dass der (vielleicht typisch bernische) Hang zu Vorsicht, unternehmerischer Passivität und wirtschaftlicher Depressivität nicht zuletzt auch ein Problem der Mentalität sein könnte. Das Mattequartier gehört ganz sicher in die Kategorie der Lichtblicke. In den letzten Jahren sind rund um die Wasserwerkgasse - Mühleplatz eine Vielzahl neuer Betriebe entstanden. Dass sich so viele UnternehmerInnen entschieden haben, die Matte als ihren neuen Standort zu wählen, liegt - neben der Tatsache, dass mit dem Umbau des Mühle-Komplexes neue (Frei-)Räume entstanden sind - nicht zuletzt vielleicht auch am speziellen Matte-Geist.

Die neueste unternehmerische Innovation in der Matte nennt sich Schmelztiegel. Der Name kommt nicht von ungefähr, teilen sich die fünf Firmen des Schmelztiegel doch in die renovierten Räumlichkeiten der alten Giesserei an der Wasserwerkgasse 3.1. Unter einem Dach, jedoch ohne nähere geschäftlichen "Bindungen" bieten sie die unterschiedlichsten Dienstleistungen an:

  • Die "LineUp Kommunikationsagentur" und die "P.K. Promotion AG" sind in der Werbung und in der Kommunikation aktiv. Das Berner "Werber-Mekka" Matte wird damit um eine Agentur reicher.
  • Die Pulls Concerts AG organisiert Musikevents jedwelcher Art, insbesondere auch im Bierhübeli und wagt sich dennoch in die Wasserwerkgasse hinab, direkt neben die Konkurrenz Wasserwerk. Wir wünschen gute Nachbarschaft. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit, bei einem Bier im Bronco-Keller über eine gegenseitige Abstimmung des Programms zu diskutieren.
  • Im Barbershop kann sich Mann nach alter Väter Sitte (mit dem Messesr!) nass rasieren lassen. Wem das zu gefährlich ist, lässt's bei einem Haarschnitt bewenden.
  • "Aus Alt mach Kitsch" - dies ist das Motto von Sandra Bosshard's Sandyland, dem neuen Kitsch- und Dekoatelier in der Matte.

Eröffnungsfeier!
Am 28. Juno stieg dann das Event: Die Feuertaufe. Als Vertretung des "wichtigen" Lokalblatt Matte-Zytig waren auch wir zum Fest geladen. Und was das für ein Fest war! Eine Riesensache, die Menschenmenge staute sich in der eigens zum Eröffnungsfest teilweise gesperrten Wasserwerkgasse. Zwischen Bier, Wein und Käse und bekannten Gesichtern fand sich zum Glück doch noch die Gelegenheit, die äusserst modernen, sprich hellen, geräumigen und geschmackvoll eingerichteten Räume zu besichtigen, mit diesem oder jenem Geschäftsinhaber oder -partner ein paar Worte zu wechseln und Einzelheiten zu den jeweiligen Firmen zu erfahren. Ab 22 Uhr gings dann per Shuttle-Bus weiter ins Bierhübeli, wo bis in die frühen Morgenstunden weitergefestet wurde.......

Besten Dank und viel Glück in der "Aare-Republik Matte"

Die Redaktion


Matte-Leist-Beiz zum Anlass des Altstadtfestivals vom Samstag, 31. August 96 an der Talstation des Senkeltrams

Zwischen 10.00 und 00.30 Uhr bieten wir Ihnen untermalt mit matte-typischen Konzerteinlagen verschiedenste Konsumationen an.

Weitere Details ersehen Sie in unseren Anschlagkästen.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!