Ausgabe Februar 1999
Inhaltsverzeichnis
- 120. HAUPTVERSAMMLUNG DES MATTE-LEIST
- Jahresrückblick des Präsidenten
- Es war einmal...
- Öffentliche Verkehrsdiskussion 18. Januar 1999
- Hauchdünnes Gold für originellen Rahmen
- Planet love -Erotik "anders" serviert!
- Matte in Blumen
- Die alte Kapelle in der Matte
- Matteänglisch
- Das neue Kornhaus
Der Leist- Vorstand lädt alle Matte - Anwohner und - GewerbIer ein zur
120. HAUPTVERSAMMLUNG DES MATTE-LEIST
Dienstag, 23. März, 20.00 Uhr im
Restaurant zum Zähringer, Badgasse 1, 1. Stock
Traktanden:
- Begrüssung
- Protokoll der 119. Hauptversammlung vom 31.3.98 (wurde an Leist-Mitglieder versandt)
- Jahresbericht des Präsidenten (in dieser MATTE-ZYTIG publiziert!)
- Jahresberichte der Delegierten
- Bericht Verein Matte-Wöschhüsi (Hannes Schläfli, Präs.)
- Matte-Fest 1997 und 1999
- Jahresrechnung 1997 und Revisorenbericht; Dechargeerteilung
- Mitgliederbestand; Mutationen
- Wahlen:
- Präsident (Vorschlag Vorstand: Jimy Hofer, bisher Vize-Präs.);
- Vorstand;
- Delegierte;
- Rechnungsrevisoren - Jahresprogramm
- Jahresbeiträge und Budget
- Anträge (von Mitgliedern müssen uns spätestens 8 Tage vor dem Versammlungstermin eingereicht werden)
- Diverses
Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und danken für das Interesse am Leist-Geschehen im voraus bestens.
PS.
Leist-Mitglieder wurden mit Schreiben von Ende November darauf aufmerksam gemacht, dass sie keine separate schriftliche Einladung erhalten. (MATTE-CARD bitte als Ausweis mitbringen!)
Nicht-Mitglieder sind ebenfalls teilnahmeberechtigt. Sie haben kein Stimm- und Wahlrecht. Mit sofortigem Beitritt (s. Abschnitt «Beitrittserklärung») können sie dies ändern! Zugleich mit den Vorteilen der MATTE- CARD Vergünstigungen (s. exklusive Angebots-Liste).
Jahresrückblick des Präsidenten
Jahresprogramm / Leist. Tätigkeiten
Unmittelbar nach HV demissionierten die Initianten des MATTE-ZYTIG Neukonzepts; der Leist-Vorstand übernahm darauf die redaktionelle Weiterführung (im bisherigen Format A5) zu drei Ausgaben.
Mittagessen mit Ehrenmitgliedern in der Spysi am 9.2.98.
Ausserord. Versammlung zum Thema Einbahnstrasse am 9.6. im Rest. z.Zähringer.
Übergabe des Vorschlags an Polizeidirektion im Erlacherhof, im Beisein des Stadtpräsidenten, am 28.10. (Weitere Infos hierzu erfolgen an Versammlung v. 18.1.99.)
Seniorenausflug am 29.8. (Rolf Badertscher).
Matte-Höcks für Anwohner & Gewerbler im Wöschhüsi, jeden 1. Dienstag des Monats, erstmals am 6. Oktober (Wirtin: Sonja Reber).
Offene Adventsfenster im Dezember (Org.: Jacqueline Vuillien).lnstallation Weihnachtssterne auf dem Wöschhüsi.
MATTE-CARD ab Mitte Dezember: Vergünstigungen aller Art für Leist-Mitglieder bei (vorläufig) 17 Matte-Betrieben.
Realisierung Auffangnetz an Plattform Ende Dez. (Leist-Anliegen seit vier Jahren)!
11 Vorstandssitzungen - Kontakte zu VMW, V AL, etc.
Acht Jahre sind genug! So freue ich mich als Präsident an der kommenden Vereinsversammlung zurücktreten zu können. Egal wie auch die Wahlen ausfallen, wünsche ich dem Nachfolgeteam viel Ausdauer und Erfolg. Ich meinerseits danke bei dieser Gelegenheit allen «Mitstreitern»: dem Vorstand für das Verständnis und die Unterstützung - oft auch gegenüber meinen eigenwilligen Handlungen! - aber auch allen Matte-Bewohnern, Gewerblern und Arbeitnehmern für ihr Wohlwollen.
Als gebürtiger Mätteler kann ich behaupten, dass unser Quartier immer lebte - und zwar immer auf seine eigene, vielleicht absonderliche Art!
Die «Zeiten» haben geändert. Damit auch unsere Gesellschaft, mit ihren Erwartungen und Vorstellungen. Wir sehen uns neuen Problemen gegenüber.
In meinem Jahresbericht 1997 zählte ich die mannigfaltigen Veränderungen in unserem Quartier auf und ich möchte diese nicht wiederholen. Abgesehen davon dürften sie bekannt sein!
Ich empfinde die Matte als schönstes, lebendigstes Quartier Berns. Dabei muss ich gewisse Nachteile in Kauf nehmen, welche manchmal auch mir schwergefallen, und nicht immer bloss «mattenspezifisch» sind! Aber ich fühle mich hier wohl. Ich möchte nirgendwo anders leben.
Dass dies nicht alle Matte-Bewohner so sehen, muss ich zur Kenntnis nehmen. Und der Leist bemühte sich stets um Lösungen zu Nachtlärm, Parkierungsproblemen etc. Leider wurden jeweils alle Vorschläge durch Interventionen Einzelner verunmöglicht. Demokratisch gefasste Mehrheitsbeschlüsse werden blockiert. Und da gibt es Anwohner, welche finden, der Leist unternehme nichts oder sei überfordert.
Gleichzeitig wird sehr oft übersehen, dass unsere Behörde sich auch nicht zu helfen weiss! Die «Regierung» erliess, zur Linderung der Quartierprobleme, in den vergangenen Jahren einige Verbote. Allerdings können diese nicht oder nur sehr selten durchgesetzt werden. Dieser Gegensatz ist für mich störend!
Nun werde ich die nächsten Jahre wieder als gewöhnlicher Mätteler erleben dürfen, ohne Rücksichtnahme auf irgendwelche «Etiketten». Vielleicht beteilige ich mich vermehrt an Partys mitten auf der Strasse - als fröhlicher Beitrag zu Verkehrshemmungen.
Es lebe die Matte!
Es war einmal...
Weihnachten 1998, mit unzähligen, leuchtenden Dekorationen und Adventsfenstern. Wir erinnern uns gerne an die vielen Bemühungen, in unserem Quartier weihnachtliche Stimmung zu verbreiten.
Wir danken herzlich allen Mitwirkenden, sei es für den festlichen Schmuck, sei es für die Durchführung der gemütlichen «offenen Adventsfenstern» oder für die vielen gegenseitigen Kontaktnahmen.
Mitarbeiter des Redaktionsteams der MATTE-ZYTIG beurteilten und wählten die schönsten, originellsten Weihnachts-Dekorationen aus - die Entscheidungen fielen nicht leicht!
Zur Prämierung wurden ausgewählt:
Badgasse 43, Familien Pascarella und Schmid (Fenster und Treppenhaus)
Bowäger 23, Erika Sidler (Fenster und Tannenbaum)
Schifflaube 18, Marlies und Albert Strüby (Dachfenster, Balkon)
Schifflaube 16, Nick Huber (Fassade)
Ebenfalls positiv aufgefallen sind:
Badgasse 39, Denise Heyl (Aarstr.)
Bowäger 15, Agnes und Hans Gozzer
Schifflaube 50, Eva Banlaki (im Vorjahr schon prämiert)
Schifflaube 22, Greti und Hans Hirsbrunner (Strassenseite und Baum Rückseite)
Schulhäuser Matte mit Kathrin und Peter Fuhrer
Wasserwerkgasse 12, A. Hilber
Mühlenplatz 6, Beat Wyttenbach
Gerberngasse 31, Atelier Kursiv
Gerberngasse 24, Sonja Reber
Gerberngasse 21, Rene und Marianne Stirnemann (ausser Konkurrenz)
Mattenenge 2, Twike
Läuferplatz 8, Schüpbach Ernst
(Restaurant z.Zähringer wurde im Vorjahr prämiert - Fassadenbeleuchtungen von Ritter Kreativ und Restaurant Moitié-Moitié beurteilen wir als Ganzjahres-Installation.)
Besonders erfreut haben uns die E WB, welche die Aareschwelle beleuchtet haben.
Wie im Märchen leuchteten die Sterne auf dem Wöschhüsi, als Ersatz für die ehemaligen Weihnachtsbäume des Leistes. Wir danken bei dieser Gelegenheit den Realisatoren Peter Jüni, Hans Kehrli (Dachdecker) und Bernhard Bürkli (Matte-Elektriker).
Am Wunsch könnten gleiche Sterne zur Fassadendekoration für folgende Weihnachten hergestellt werden. Kostenpunkt ca. Fr. 250.- (ohne Montage). Interessenten müssten sich bis spätestens Ende Februar beim Leist melden.
Öffentliche Verkehrsdiskussion 18. Januar 1999
Die grosse Menge der anwesenden Anwohner beweist, dass der Verkehr in der Matte immer noch ein aktuelles Thema ist.
Rene Stirnemann eröffnet den Abend und darf unsere Gäste, Polizeidirektor Dr. Kurt Wasserfallen und Eric Stadtmann, Chef der Verkehrsabteilung der Stadtpolizei, begrüssen.
Ein kurzer Rückblick zeigt, dass der Matteleist sich seit 6 Jahren um eine umfassende Lösung des Verkehrsproblems bemüht. Die blaue Zone sowie ein Nachtfahrverbot wurden diskutiert, die jüngste Idee war nun die nächtliche Einbahnstrasse. die der Leistpräsident im Detail erläutert. Bereits kundgemachte Argumente gegen diese Lösung sind die vermutlich erhöhte Fahrgeschwindigkeit sowie eine erhöhte Belastung für die Bewohner der Aarstrasse / Badgasse.
Eine spontane Abstimmung zu diesem Thema erfolgt: Die Mehrheit der Anwesenden spricht sich gegen die nächtliche Einbahnstrasse aus.
Bereits hier werden aber auch Stimmen laut, dass der dringendste Wunsch der Mätteler mehr Unterstützung seitens der Polizei ist.
Kurt Wasserfallen hingegen fordert eine Lösung, die von den Quartierbewohnern kommt. So müsste man weniger (oder ev. keine) Einsprachen befürchten, die jeweils den ganzen Entscheidungsprozess verlangsamen.
Das Gebot des Zubringerdienstes hat vor Gericht praktisch keinen Wert mehr. Darauf können wir uns also nicht verlassen...
Der Polizeidirektor erläutert des weitern, dass die Polizei ihr Personal in der Stadt hauptsächlich tagsüber einsetzen muss, und dies bei einem Personalbestand, der sich in den vergangenen 12 Jahren kaum verändert hat. Eric Stadtmann erläutert nun die Verkehrsentwicklung und Ideen zur Zukunft:
Der Durchschnittsverkehr pro Woche konnte in den letzten 15 Jahren von 10000 auf ungefähr 4000 Fahrzeuge reduziert werden.
Durch die Einführung der Tempo-30-Limite (seit 1994) erreichte man in der Matte eine deutliche Lärm- und Verkehrsberuhigung. Hohe Geschwindigkeiten wurden aber trotzdem auch gemessen, besonders zwischen 1.00 Uhr und 4.00 Uhr.
Entscheide bezüglich der blauen Zone sind noch offen, d.h. der Regierungsrat lehnte gegenerische Beschwerden im Januar 98 ab.
Gravierend ist die Parksituation vor allem im Gebiet Wasserwerkgasse / Mühlenplatz. Ab April 98 wurden einige falsch parkierte Wagen abgeschleppt. Diese radikalen Massnahmen wurden nun aber zurückgestellt, da die nicht armierten Polizisten in ihrem Dienst bedroht wurden.
Zur nächtlichen Einbahnstrasse äussert sich die Polizei wie folgt:
Eine positive Auswirkung wäre der reduzierte Durchgangsverkehr wie auch der eingedämmte Suchverkehr. Gut wäre auch die gewählte Route, durch die alle Orte erreichbar sind.
Schlechten Zugang hätten allerdings die Sicherheitsdienste. Ebenso ungelöst bliebe das Parkproblem und die Fahrgeschwindigkeit wäre erfahrungsgemäss eher erhöht. Bezüglich Kosten rechnet die Polizei bei dieser Lösung mit 1/2 Mio. Franken.
Die Polizei rät von der nächtlichen Einbahnstrasse ab und schlägt eine «weisse Zone» mit der Euro-Parkscheibe vor:
Rund um die Uhr gäbe es mit diesem System eine Parkzeitbeschränkung von 2-3 Stunden.
Vorteile für Anwohner und Gewerbebetreibende sind in erster Linie genügend Parkplätze, denn die Pendlerparkplätze würden dadurch aufgehoben. Fraglich ist, ob die Betriebsbesucher nachts ihre Wagen nach der abgelaufenen Parkzeit nur innerhalb des Quartiers umparken würden. Dies führte natürlich zu vermehrtem Nachtlärm...
Eine Anwohnerin fragt die Polizei, ob im Rathausparking vergünstigte Parkplätze für Mattebewohner möglich wären. Bezüglich Vergünstigung kann sich die Polizei nicht äussern, da das Parking nicht der Stadt gehört. Kurt Wasserfallen gibt aber grundsätzlich zu bedenken, dass jeder bereits belegte Parkplatz in der Matte «weniger Lärm» macht.
Einige Stimmen werden laut, die der Polizei zu wenig Kontrolle in unserem Quartier vorwerfen. Es wird gefragt, weshalb man neue Regelungen einführen will, wenn die geltenden nicht eingehalten werden. Eric Stadtmann antwortet auf diese Frage, dass eine Bewirtschaftung der Parkplätze auch von der Securitas überprüft werden könnte, was die Polizei entsprechend entlasten würde.
Die konkrete Umsetzung der Parkplatzbewirtschaftung hiesse ein Parkverbot ausserhalb der markierten Parkfelder. Die Parkbussen richten sich nach der überschrittenen Zeitlimite. Abgeschleppt wird ein Wagen dann, wenn die Sicherheit gefährdet ist.
Es wird weiter gefragt, ob Securitasdienste nicht auch die beiden Strasseneingänge zur Matte kontrollieren könnten. Die Antwort kommt von den Kulturbetrieben: das Wasserwerk hat bereits während eineinhalb Jahren einen Parkdienst geleistet. Dieser Versuch zur Eindämmung des Suchverkehrs zeigte aber nicht die gewünschte Wirkung und wurde deshalb abgebrochen.
Nach weiteren Fragen gibt ein Anwohner schliesslich zu bedenken, dass wir nebst den vorübergehenden Lösungen auch eine Vision brauchen, die in der Zukunft mehr Grünflächen in der Matte anstrebt. (Wie schön wäre doch der Mühlenplatz ohne Autos)
Abstimmungen:
Eine grosse Mehrheit befürwortet das Parkkartensystem (blau oder weiss).
Eine ganztägige Einbahnstrasse wird knapp abgelehnt (12 Nein; 9 Ja).
Das Nachtfahrverbot würde von einer sehr grossen Mehrheit begrüsst. Gegenstimmen dazu kommen von der IG Matte.
Aufgrund dieser eindeutigen letzten Abstimmung möchte der Polizeidirektor die Idee des Nachtfahrverbotes mit einer optimalen Parkplatzordnung doch nochmals aufnehmen.
Dazu bietet er Vertretern der IG das Gespräch an, um gemeinsam praktikable Lösungen zu finden.
Mit dieser Aussicht schliesst Rene Stirnemann, der mit viel Geduld und Geschick durch den Abend leitete, die Diskussionsrunde ab, und verabschiedet Gäste und Anwohner.
Matte - Humor
Fritz Hartmann erzählt Res Margot:
«Ein Geizhals fiel in einen Fluss.
Ein Fischer fasste, ihn zu retten den Entschluss.
Er rief: reich mir deine Hand!
Der Geizhals rief: kann ich dir nicht geben meine Hand!
Rief er, indem er sank.
Und er ertrank.»
Wir rufen gerne in Erinnerung, dass an jedem ersten Dienstag des Monats der
Matte - Höck
stattfindet! SO am 2. März, 6. April, usw. jeweils ab 19.00 Uhr. Bei gemütlicher Atmosphäre, mit Getränken aller Art, feinem Gebäck und Sandwichs, wollen wir das Zusammensein und gegenseitiges Kennenlernen aller Matte-Bewohnern (und auch Gewerbetreibenden, Arbeitnehmern) fördern!
Neuzuzügern offerieren wir zur Begrüssung gerne einen Drink!
Gleichzeitig haben Sie auch die Möglichkeit mit Leist-Vorstandsmitgliedern zu diskutieren, Anregungen oder Kritik anzubringen.
Es freuen sich auf Ihren Besuch
Daniel und Marlis Dobi: Hauchdünnes Gold für originellen Rahmen
Behutsam entnimmt Daniel Dobi einem kleinen Heft feine Goldblättchen, die wie Buchseiten zwischen Seidenpapier stecken und beginnt, die hauchdünne Folie in Form zu schneiden. Vor ihm auf dem Tisch liegen das zweischneidige, stumpf geschliffene Vergoldermesser, der sogenannte Anschiesser, ein flacher Pinsel aus Dachshaar zum Anbringen des Goldes, und der rundliche Achatstein zum Polieren. Es sind im Prinzip dieselben Werkzeuge wie in der Antike. Ähnlich wie hier, im Atelier am Nydeggstalden 10, vergoldeten vor 4000 Jahren schon die Handwerker der Pharaonen Statuen, Schmuck und Bildwerke. Auch in Mesopotamien und Assur, Griechenland und im antiken Rom beherrschten Handwerker die Kunst des Vergoldens. Als in der Renaissance Adel und Klerus die Künstler mit Aufträgen geradezu überhäuften, blühte der Vergolderberuf auf, Bilder- und Spiegelrahmen wurden eigenständige Kunstwerke. Ganze Vergolderfamilien liessen sich nahe den Kirchenzentren und Höfen nieder, vererbten Berufsgeheimnisse von einer Generation zur andern.
Tradition ist auch in der Familie Dobi gross geschrieben: Grossvater Dobiaschofsky gründete in den 30er Jahren ein renommiertes Atelier in Bern, aus welchem später das Auktionshaus an der Monbijoustrasse hervorging, Daniels Vater betrieb in Zürich ein Rahmen- und Vergoldergeschäft. Doch als dieser seinen Beruf an den Nagel hängte, hatte Daniel Dobi gerade der Wandervirus gepackt. Dabei ging es ihm wie seinen Vergolderkollegen zur Zeit des Barocks, die von 13 Lehrjahren ganze sechs als Wandergesellen verbrachten. In Berlin stiess Dobi auf die Vergolderin Marlis. Sie zogen nach Bern und stellten eine Weile ihr Können bei Onkel Dobiaschofsky unter Beweis. Als dieser sich aus dem Rahmen- und Vergoldergeschäft zurückzog, beschlossen die beiden, in der Berner Altstadt ein eigenes Atelier auf die Beine zu stellen.
Seitdem sind 16 Jahre vergangen, die Familie Dobi hat sich zu einem Quartett erweitert, dessen jüngste Sprösslinge - in Schule und Krippe - tagtäglich Matte-Ambiente schnuppern. Dobi 's Vergolderei ist zu einem Mekka für jene Kunden geworden, die selbst für einfache Rahmen auf handwerkliches Können und künstlerisches Flair setzen, statt auf Fabrikware per Laufmeter. Es braucht ein gerüttelt Mass an Ideenreichtum, um mit einem speziell gestalteten Rahmen jedes Bild individuell zur Wirkung zu bringen. Woraus schöpfen die beiden ihre Kreativität? «Eine Quelle der Inspiration sind für uns Besuche in Galerien und Museen, vor allem auch in Italien», erklärt Marlis Dobi. «Aber ebenso Bücher; mein Mann verschlingt jedes neue Werk über Rahmen und Vergolden.» Interessieren sich Junge noch für diese Kunst? «1 a, wir haben schon Lehrlinge ausgebildet. Aber oft haben Interessierte wenig realistische Vorstellungen dieses Berufs», meint Daniel Dobi. «Rahmen und Vergolden heisst nicht nur kreativ tätig sein, eigene Ideen verwirklichen, sondern auch, den ganzen Tag in gebückter Haltung im Atelier arbeiten, im Schein von Neonröhren, deren Licht nicht so tiefe Schatten wirft wie elektrische Birnen.» «Aber für uns überwiegen die angenehmen Seiten, die Herausforderung, sich jeweils einer neuen Aufgabe zu stellen, und der Kontakt mit den Kunden», ergänzt Marlis Dobi. «Am liebsten würden wir die Werkstätte an die Strasse verlegen, damit uns Passanten bei der Arbeit zuschauen und Fragen stellen können.» Über die Schulter gucken und Fragen stellen ist bei Dobi's erlaubt, auch wenn das Atelier (noch?) nicht unter freiem Himmel steht!
Planet love - Erotik "anders" serviert!
«Ich will keinen Sex-Shop, sondern eine gemütliche Atmosphäre schaffen», erklärt Planet love-Initiantin Katrin Dällenbach. «Hier sollen Frauen ungeniert ihren BH oder Slip aussuchen und fern neugieriger Blicke ausprobieren können.» Tatsächlich empfängt uns im Verkaufsladen unter den Lauben, an der Gerberngasse 36, eine angenehme Ambiente mit warmem Holzparkettboden und hellem, lichtdurchfluteten Geschäft.
Natürlich sind auch heisse Lack- und Lederbekleidung, originelle Pariser, Liebeskugeln, Vibratoren aus hautfreundlichem Silikon in verschiedenen Farben und handgefertigtes SM-Zubehör vorhanden. Die Spezialität der gelernten Damenschneiderin sind attraktive Dessous. «Eine Frau braucht bloss Mut, originell zu sein, aber keine Mannequin-Figur», beteuert Katrin Dällenbach. Sie arbeitet mit einer Zürcher Designerin in Deutschland, die ausgefallene Dessous bis Grössen 50 herstellt. Mit ihrem Flair dafür, was schick und modisch ist, berät die Mutter einer zwölfjährigen Tochter den Kunden auf der Suche nach einer flotten Geschenkidee, und Besucherinnen, für die sie jeden Donnerstag den Abendverkauf exklusiv reserviert hat. Dann heisst es: Zutritt für Männer verboten!
Den Einstieg in das Erotikgeschäft gelang ihr als Verkäuferin des früher hier ansässigen Orion-Geschäfts. Als dieses in Konkurs ging, beschloss sie mutig, den «anderen» Erotikladen aus der Taufe zu heben. In der Welt des Eros geht es eher um die geistig-seelische Komponente des Liebeserlebens im Gegensatz zur rein sinnlichen, sexuellen Vereinigung. Lustiges zum Thema Sex, in guter Qualität, kein billiger Ramsch, lautet die Devise. «Mich haben immer alle Aspekte der Sexualität interessiert», bekennt sie offen. Kama-Sutra - nach dem indischen Gott der Liebe Kama - sind duftende Essenzen benannt, die laut Katrin Dällenbach nicht nur erfrischend und anregend wirken, sondern subtile körperliche Sensationen hervorrufen. Die Körperöle und -puder duften nach Honig, Kirschen, Mandeln bis zu Vanille und Kokos.
«Etwas mehr Fantasie ins Liebesleben bringen - das tut jeder Ehe gut», rät die gewiefte Geschäftsfrau und meint ergänzend: «Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Leute sich mit ihrer Sexualität auseinander setzen (wollen)! Immer wieder erfahre ich von Missverständnissen, Schwierigkeiten und Problemen, welche wir (fast) alle mit dem Umgang unseres Partners haben. Obwohl ich keine ausgebildete Therapeutin bin, kann ich doch oft mögliche Lösungen aufzeigen - die übrigens auch von Männern geschätzt werden!»
"Matte in Blumen"?
Unauffällig bewegen sich zwei Gestalten mit schussbereiter Kamera durch die sommerliche Matte, blicken da und dort zu den Fenstern hoch, tauschen Bemerkungen aus, kritzeln Notizen in ein kleines Büchlein. Nein, die Rede ist nicht von Sherlock Holmes und seinem treuen Doktorgefährten, sondern von Heidi und Willy Iseli. Seit über 15 Jahren kümmern sie sich in der Vereinigung Bern in Blumen darum, dass «grüne Daumen» im Quartier berechtigte Lorbeeren ernten. Wie gehen Sie vor? <
Blumen statt Plastik
«Es geht nicht darum, die teuersten Blumenarrangements zu prämieren, sondern die Initiative,» erklärt Willy Iseli. «Dabei reicht es nicht, einfach ein Kistli Geranien vors Fenster zu stellen, sondern es gilt, einen schönen Gesamteindruck zu vermitteln. Nur ja keine Plastikgeranien oder halb versärbelte Nadelgewächse!» Zwischen dem 1. August und dem 6. September durchstreifen die beiden ein paar Mal die Aarerepublik. «Nur an einem einzigen Stichtag zu bewerten, wäre ungerecht», meint Heidi Iseli. «Oft stehen die einen Pflanzen schon in voller Blüte, die Nachzügler entfalten erst 14 Tage später ihre Pracht.» Wenn es um Blumen geht, sind die Iselis in ihrem Element, denn an der Badgasse, gleich neben dem Restaurant zum Zähringer, pflegt und hätschelt man Geranien ganz besonders. Nach der Überwinterung auf dem hellen, geschützten Estrich, werden sie im Februar auf den Balkon gezügelt und sorgsam zugedeckt. Tüftler Willy hat eigens ein pfiffiges Bewässerungssystem aus der Taufe gehoben, das seine Pflänzchen je nach Bedarf mit dem nötigen Nass versorgt.
Gerangel um Preise
Aber den Blumenschmuck der lieben Nachbarinnen zu bewerten, ist auch für sie oft eine heikle Aufgabe: «Durch die ineinandergeschachtelte Bauweise der Altstadt ist es manchmal schwierig, mit Sicherheit zu sagen, welcher Hinterbalkon nun zu welchen Besitzern gehört», erklärt der ehemalige Automechaniker. Er hat deshalb einen genauen Plan angelegt, Namen eingezeichnet und hält räumliche Gegebenheiten - wo nötig - im Bilde fest. Trotz gutem Willen kann es aber schon mal zu Reibereien kommen, wenn ein Hobby-Gärtner leer ausgeht und sich gleich erbost bei der Stadtgärtnerei über die erlittene Ungerechtigkeit beschwert. Dabei spielt man gerne mal mit gezinkten Karten: «Es wurden schon Aufnahmen vom Blumenschmuck als Beweis an das Prüfungskomitee gesandt», erinnert sich Willy Iseli. «Aber es handelte sich um nachgestellte Szenen von Fenstern mit Blumen, wo wir bei unserem Rundgang gar keine antrafen.» Nicht ganz unproblematisch ist ebenso die Überreichung der Preise. «Es hat immer Zeitgenossen, bei denen das Geschenk nicht auf Gegenliebe stösst», erzählt Heidi Iseli. «Mit der Berner CD konnten zum Beispiel gerade viele ältere Leute nichts anfangen, da sie kein Abspielgerät haben.» Zwar steht es jedem frei, Vorschläge für Preise einzureichen, doch die Wahl trifft die Vereinigung von Bern.
Blumenmüde Mätteler?
Seit dem Sommer 1998 wirkt Andre Wyttenbach bei der Prämierung in der Matte mit. Er ist bei der Stadtgärtnerei für die Aktion «Bern in Blumen» zuständig. Die Blumen-Dekorationen der Matte und der 10 anderen Innenstadtkreise - nämlich alles, was von der Aare umflossen wird - werden ohne Anmeldung von Prämierungskomitees beurteilt, während Blumenfreunde in den Aussenquartieren ihre Teilnahme beantragen müssen. Worauf kommt es für die Bewertung an? «Beurteilt wird in erster Linie die Wirkung im Strassenbild», orientiert der Verantwortliche der Stadtgärtnerei, der hauptamtlich die Schrebergärten in den 27 Stadtberner Distrikten - insgesamt 2300 Parzellen - betreut. «Es zählt nur, was öffentlich zugänglich, also zu sehen ist. Nicht einsehbare Privatgärten prämieren wir natürlich nicht. Massgebend sind Aufwand und Anordnung, sowie Pflege und Dekoration. Total gibt es 10 Punkte, Auszeichnungen erhalten die Noten 8, 9 und 10.» Für seine Bewertungsrundgänge ist er auf Mitarbeiter, Vertreter des jeweiligen Leistes, angewiesen. Dem Einsatz der Iselis zollt er lobende Worte: «Die machen ihre Sache sehr gut Alles ist prima vorbereitet, mit Zeichnungen und Fotos erläutert, was gerade in der Altstadt eine grosse Hilfe ist.»
Gesucht: Experimentierfreudige
Wie beurteilt er die Motivation der Mätteler, ihr Quartier mit sommerlichem Flor zu schmücken? «Die Tendenz ist leider rückläufig», bedauert Wyttenbach. «Kamen im Jahr 1997 noch 161 in die Bewertung, waren es letztes Jahr nur noch 150, wobei wir die Bestnote 10 wesentlich weniger häufig vergeben konnten.» Wie lässt sich der Plausch am eigenen Mini-Gärtli wieder ankurbeln? «Vielleicht mit etwas Abwechslung, es müssen ja nicht immer Geraniumtöpfe sein», schmunzelt der Verantwortliche der Stadtgärtnerei. «So gibt der Verein Bärner Graniummärit sowie unser Sekretariat an der Monbijoustrasse 36 ein Verzeichnis von verschiedenen Balkonpflanzen ab, die je nach Standort in Frage kommen. Anderseits überlegen wir uns derzeit ein Konzept für naturnahen Blumenschmuck. Noch handelt es sich um ein Experiment, denn für diesen sollten wir eine separate Bewertung schaffen, da diese Pflanzen oft nicht so reich und so bunt blühen, wie wir es eben von Geranien gewohnt sind.» Nun, wir sind gespannt auf die Vorschläge der Stadtgärtnerei, aber ebenso darauf, ob sich die Mätteler diesen Sommer aus dem Busch klopfen lassen, um die «Matte in Blumen» zum Blühen zu bringen.
Mitteilung von Heidi und Willy Iseli
Den Preis Bern in Blumen 1998 haben folgende Matte - Bewohner gewonnen und noch nicht abgeholt: Herr Keller, Schifflaube 38, Frau R. Krähenbühl, Schifflaube 38, Herr Sandro Pischedda, Badgasse 49.
Wiederholung
Wohnung zu vermieten!
Über den Leist, aber auch über «fliegende» Zettel, werden immer wieder Wohnungen in unserem Quartier gesucht. Manchmal sind es gar Matte-Bewohner, welche eine kleinere oder grössere Wohnung suchen.
Wir im Leist erfahren nicht, ob und wo Mietwohnungen frei stehen! Diesem Umstand möchten wir Abhilfe schaffen und bieten uns an, für die Weitervermietung unsere Dienste anzubieten.
Ab sofort können Sie - als Hausbesitzer oder Bewohner - dem Leist solche Objekte anbieten: wir werden diese in der MATTE-ZYTIG publizieren - für MATTE-CARD Besitzer (Leist-Mitglieder) gratis! Entsprechende Interessenten leiten wir alsdann dem Anbieter (kostenlos) zur Auswahl weiter.
Offerten schriftlich an MATTE-LEIST,
Postfach, 3000 BERN 13 oder mündlich
über Tel. 3112878.
Korrespondenzadresse: Matte-Leist, Matte-Card-System
Postfach 29, 3000 BERN 13
Weitere Auskünfte:
Rene Stirnemann, Präs. Matte-Leist, Tel. 3112878
Redaktionsteam (in alphabetischer Reihenfolge): Buri Walter, Flury Alexandra, Gozzer Agnes, Heinzelmann Elsbeth, Margot Res, Preiswerk Stefanie, Stirnemann Rene, Wägli Werner und von Kaenel Paul.
Inserate, Satz und Druck: Bargezzi AG, Bern-Matte.
Die alte Kapelle in der Matte
(Fortsetzung von Mattezytig 98/3)
Das Matteänglisch ist mit der Geschichte der Matte verknüpft. Darum hat Res Margot mehrere Dokumente über die alten Zeiten der Matte studiert. In einigen Büchern wird auf eine sagenhafte Kirche in der Matte hingewiesen. Vor einiger Zeit hat nun Res Margot von Yvonne Hausammann (Architektin in der Matte) eine Kopie von Ausschnitten aus einem Buch von 1851 erhalten. Der Artikel ist auf seine Art einzigartig, und wird sicher einige alte und junge Mätteler interessieren. Res Margot hat die wichtigsten Stellen aus der Schrift von 1851 aus alter, für uns recht holprigen Sprache und Schrift übernommen. Wo stand die erste Kirche der Stadt Bern?
Die alte Kapelle an der Matte zu Bern
oder
Das erste Gotteshaus der Einwohnerschaft zur
Zeit des Stadtbaues im Jahre 1191.
Auf der Suche nach dem Standort des sagenhaften Gotteshauses schrieb der Verfasser der Schrift von 1851 ...an einen seiner Freunde, von dem ihm in dunkler Erinnerung geblieben war, derselbe hätte in seinen Kindesjahren das Schulhaus in der Matte (heute Gerberngasse 33, Annahme R.M.) bewohnt und bat ihn um Auskunft, ob er sich nicht besinne, jemals im Innern dieses Gebäudes etwas wahrgenommen zu haben, was darauf hinweisen könnte, dasselbe sei ursprünglich als Kirche zum Gottesdienste gebraucht worden. Auf diese Anfrage kam nun eine Antwort, die keinen Zweifel mehr übrig liess, dass die Mauern dieses Hauses der alten Kapelle angehört hätten. In dem sehr interessanten Briefe wurde zuerst auf den beachtenswerten Umstand Rücksicht genommen, «dass noch im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts (19. Jahrhundert, R.M.), das Haus selbst, nur bis unter die Dachtraufe, der einen Behörde angehörte, der übrige Umschwung der andern, der eine Teil der Stadt, der andere dem Kanton. Die Ursache davon scheine in der isolierten ursprünglichen Bestimmung des Gebäudes zu liegen. Der wichtigste Umstand sei jedoch folgender: hinter dem Schulzimmer im Erdgeschosse (von seiner Erweiterung über den ganzen massiv gemauerten Umfang hin des wohl ursprünglichen Gebäude) befanden sich zwei Kämmerchen, das eine mit Seitenfenster gegen die Stadt zu, tiefer liegend, als das übrige Erdgeschoss, in welchem sich auf der Seite gegen Abend eine in die Mauer eingehende Nische von der Grösse einer Türhöhlung, und in dieser ein uraltes Ölgemälde befand, eine weibliche Figur; vermutlich eine Madonna vorstellend,. die sandsteinernen Türen und Fenster seien sämtlich modern und von alten Kirchenfenstern lassen sich keine Spuren mehr merken. Allein die Grösse des Mauerwerks wie die Höhe, der Anbau eines bloss flüchtigen Riegwerks, die isolierte Lage des Gebäudes, innerhalb der Linie der übrigen Häuser:; und die Einfassung des Gartenraumes gegen die Gasse, mit einer Kirchhof- oder Klosterähnlichen Mauer, führen sämtlich auf die nämliche Vermutung. Für ein Einsassenschulhaus würde man nicht so massiv gebaut haben. Wenn sich auffinden liesse, was zwischen der Reformation und seiner Umwandlung zum Schulhause gewesen sei, so könnte man noch klareren Aufschluss erhalten. im Betreff des anstehenden Gartens habe man gehört, dass bisweilen in demselben menschliche Totengebeine aufgefunden worden seien.»
Auf obigen verdankenswerten Bericht wendeten wir uns an den Herrn Stadtlehenskommissär, demselben die Notizen mitteilend, und ersuchten ihn um Auskunft, zu welchem Gebrauche das bezeichnete Gebäude, ehe und bevor dasselbe in ein Schulhaus umgebaut worden wäre, benutzt worden sei, in dem Zeitraume zwischen der Reformation und dem Umbau des Hauses? Die Antwort, welche uns gefälligst zugesendet wurde, bestätigte vollkommen, dass das Mauerwerk des Schulhauses dasjenige der alten Kapelle gewesen sei; denn bis zum Jahre 1787 figurierte das Gebäude in den Stadtrechnungen unter dem Namen: «die alte Kapelle an der Matten.»
Damals hatte es ein Erdgeschoss, ein Stockwerk und einen Estrich samt Dachung. Bei einem zur Zeit des Umbaus stattgehabten Augenscheine zeigte es sich, dass im Erdgeschoss ungefähr 50 Mütt Kernen, auf dem Boden des ersten Stockwerks 100 Mütt und auf dem Estrich 50 Mütt waren. In dem daherigen, von Bauverständigen abgegebenen schriftlichen Befinden hiess es: «Die alte Kapelle ist einem jeweiligen Schaffner des Frienisbergerhauses als Kornhaus zugelegt worden.» (Bericht des Bauamts an den Schulrat d. d. 31. Januar 1787).
Um dieselbe Zeit ging man mit dem Plane um, für das Mattenquartier ein neues Schulhaus einzurichten. Verschiedene Gebäude in diesem Revier wurden der Regierung zum Kaufe angeboten um die Summe von 3000 und 4000 Pfund. Die Stadtwerkmeister fanden jedoch, die angetragenen Häuser würden allzugrosse Reparationskosten erfordern, und rieten deswegen an, «die alte Kapelle, deren Mauerwerk sehr solide sei, in ein Schulhaus umzuwandeln, was mittels der Kosten von 1503 Kronen, 12 Batzen, 2 Kreuzern sehr füglich bewerkstelligt werden könne.
Die geräumige Lehrstube komme ins Erdgeschoss, sodann ins erste Stockwerk eine Stube, Nebenstube und Küche für den Schulmeister,. und damit etwa Klage von Seite des Frienisberger Schaffners wegen Beschädigung des Gartens durch Schulkinder vermieden würden, so möchte es zweckmässig sein, den Schaffner anstatt mit Benutzung des Gartens, mit einer Zulage an seinem Einkommen zu entschädigen und den Garten dem Schulmeister zu seiner Pension anzurechnen. »
Die Eigenschaft des Schulgebäudes machte, dass i.J. 1803 dasselbig durch die Dotationsakte der Stadt verblieb, während der Garten samt dem ganzen Frienisberger-Fundus, zu dem er gehörte, an den Kanton überging, bis ersterer i.J. 1810 auch der Stadt verkauft worden ist um 400 Schweizerfranken. Er hielt 7300 Quadratfuss und warf einen Zins von 25 Kronen ab.
Was geschah in den letzten 180 Jahren in den Mauern der ersten Kirche Berns, wie lebt man heute darin? Fortsetzung folgt in der nächsten Mattezytig.
Interesse an Matteänglisch
Das Interesse für unsere drei Geheimsprachen und für Matte als lebendiges Quartier ist gross. In den letzten Wochen besuchte die Schulkommission, Lehrer und Angestellte der Gewerblich Industriellen Berufsschule Bern GIBB die Matte. Im Elektrizitätswerk gab es zwei Referate über Gewerbe und Mätteler in Mittelalter und Neuzeit und über die Anfänge der Stromproduktion und -nutzung in Bern. Anschliessend begleiteten vier Fachspezialisten die Teilnehmer auf vier Pisten. Dabei war eine Gruppe auf der Spur des Matteänglisch. Sie wurden im angenehm geheizten Wöschhüsi von Res Margot in die Geheimsprachen eingeführt.
Gleiches Interesse zeigte der International Club Bern, der an seinem Mitglieder-Treffen im Säli des Zähringers auch die Matte-Kultur kennenlernen wollte.
Erfreulich ist auch ein ganzseitiger Artikel in der Tageszeitung «La Liberte» über die Matte, ihre Kultur, ihre Sprache und ihre aktuellen Probleme. In diesem Artikel von Ende Oktober wird gezeigt, dass die Leute auf der andern Seite des Röstigrabens an unserem Leben stark Anteil nehmen.
Dazu kommen mehrere Anfragen und Interviews von Studenten aus der ganzen Schweiz, die mit Erfolg Arbeiten über das Matteänglisch machen.
Matte - Nysch
Res Margot führt durch die alte und neue Matte. Dazu sind alle Matte-Engländer, Matte-Freunde, Moossen und Rachen, Modis und Giele herzlich eingeladen. Donnerstag, 29. April 1999 Besammlung: 18.30 Uhr, Münsterplattform, beim Senkeltram. Dauer: zirka 11/2 Stunden. Die Führung ist gratis.
Matteänglisch Kurs
Verschiedene Rache und Moosse, junge und alte, haben in den letzten Monaten gebeten, dass der Kurs weitergeführt wird. Dabei sollen wiederum Könner und Einsteiger miteinander das Matteänglisch pflegen. Dabei werden sicher auch wieder Geschichten und Geschichte der Matte nicht zu kurz kommen. Buch Matteänglisch, Bargezzi-Verlag (bei Bargezzi, Augsburgerlädeli oder im Buchhandel) bitte mitbringen. Der Kurs ist gratis und beginnt mit einem Matte-Nysch (Führung durch die Matte).
Interessenten sollen sich bitte mit dem Anmeldeformular bei Res Margot anmelden.
Matte - Bus
Abfahrten ab Wöschhüsi, ganze Woche
20 - 50
22 - 05 - 20 - 35 - 50
23 - 05 - 20 - 35 - 50
Abfahrten ab Loeb-Egge
20 - 45
21 - 00 - 15 - 30 - 45
22 - 00 - 15 - 30 - 45
23 - 00 - 15 - 30 - 45
Matte - Rezepte!
Übrigens wurden die drei ersten gluschtigen Kochrezepte durch Res Margot, YW Matte und dem Matte-Lädeli zusammengestellt und liegen dort auf Matteänglisch und in deutscher Übersetzung gratis auf. Die Bestandteile dieser Rezepte findet man selbstverständlich in den Läden der Matte (Ausnahme: wo gibt es Sherry?). Die drei ersten Menüs: Irdhe-ipfu-e inde Itzschne (Härdäpfel und Schnitz) und Irbis-che Ippese I und II (Kürbissuppe I und II).
Ä Ietege (ä Guete)!
Das neue Kornhaus
In finanziell schwierigen Zeiten, wo sich die Finanzdirektion gelegentlich mit dem Ruf konfrontiert sieht, die Stadt müsse jetzt im kulturellen Bereich kleinere Brötchen backen, darf die Stadt Bern sich wirklich freuen, dass das Kornhaus eröffnet werden konnte. Es erfüllt einem mit Genugtuung, mitten in der Stadt ein Zentrum für schöpferische Ideen zu haben. Mit dem Kornhaus wurde das neue Forum für Medien und Gestaltung eröffnet, das im restaurierten Stadtsaal im 1. Stock ein vielfältiges Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm zu den Themen Gestaltung, Architektur, Design, Neue Medien, Video, Fotografie, angewandte Kunst und Musik anbietet.
Das zentral gelegene Haus soll anderen Veranstaltern zur Verfügung stehen, zum Beispiel für Rahmenveranstaltungen zu kulturellen Grossereignissen wie dem aua-Theaterfestival, dem Taktlos-Festival oder den Berner Tanztagen. Umgekehrt will das Forum für Medien und Gestaltung seine eigenen Ausstellungen und Veranstaltungsreihen mit einem attraktiven Rahmenprogramm begleiten, das gemeinsam mit spezialisierten Kulturpartnern entwickelt wird. Wie sich das Leitungsteam diese Arbeit konkret vorstellt zeigte es exemplarisch mit seiner Eröffnungsausstellung. «Detail-Design- Die Liebe auf den zweiten Blick» und dem Begleitprogramm.
Nebst dem kulturellen Schwerpunkt im Stadtsaal mit vier bis sechs Ausstellungen im Jahr und regelmässig stattfindenden kleineren und grösseren Programmreihen können die Räumlichkeiten des Forums für Medien und Gestaltung für öffentliche und private Anlässe gemietet werden, damit der Stadtsaal zu einem offenen Ort für die Bevölkerung werden kann. Die Mieteinnahmen fliessen dabei direkt in die Programmgestaltung des Forum für Medien und Gestaltung. Trotz der angestrebten Offenheit soll der neue Kulturort im Kornhaus nicht zu einem «Je-ka-mi» verkommen. Im Gegenteil: Erwünscht sind öffentliche Veranstaltungen Dritter, die einen Beitrag dazu leisten, das Kornhaus als einen Ort zu profilieren, wo auf hohem Niveau spartenübergreifend über einen breiten verstandenen Begriff Medien und Gestaltung nachgedacht wird.
Partner, mit denen das Leitungsteam sein Konzept der Vernetzung umsetzen will, sind sowohl die etablierten Institutionen, wie die Berner Museen als auch die zeitgenössischen Kulturorte Dampfzentrale, Schlachthaus-Theater, Reitschule, sowie ausgewählte Programm-Kinos. Die Zusammenarbeit mit den Kulturpartnern wird und soll das Programm des Forums für Medien und Gestaltung prägen. Ein Partner der ersten Stunde ist das Forum für Gestaltung, das aus dem Zusammenschluss des Architektur Forums Bern (AFB), des Schweizer Grafiker Verbands (SGV), der Ortsgruppe Bern des Schweizerischen Werkbundes (SWB) und der Schule für Gestaltung (SFGB) entstanden ist. Diese Institution und Verbände beschlossen 1995, ihre Öffentlichkeitsarbeit abzustimmen und gemeinsame Aktivitäten zu planen. Als Ort für ihre Veranstaltungen . zu aktuellen und grundsätzlichen Fragen der Gestaltung war von vornherein das Kornhaus vorgesehen. Das Architektur Forum Bern wurde 1992 gegründet. Es hat seither in vielbeachteten Vortragsreihen dazu beigetragen, die Auseinandersetzung und den Erfahrungsaustausch über Architektur in die Öffentlichkeit zu tragen und ein breites Publikum für Baukultur, Städtebau und Planungsfragen zu sensibilisieren. Auch in Bezug auf Musik ist einiges zu erwarten. Wir freuen uns, eine solche Institution im Zentrum von Bern zu haben.