Titellogo Matte-Zytig

Nr. 2 / November 1987


Editorial

Liebe Mätteler,

dreierlei Anliegen möchten wir Euch an dieser Stelle kurz vorbringen: Bitte versucht, so oft es Euch möglich ist, das Matte-Gewerbe (es ist, von der Sperre anders, oft direkter betroffen als die meisten von uns) zu berücksichtigen: es braucht unsere Solidarität in dem Ausmass, als wir zur Notwendigkeit der Matte-Sperre stehen wollen, immer wieder. Und: wenn es Gewerbe-Betriebe gibt, die - ungewollt noch nicht auf der in dieser Matte - Zytig - Ausgabe gedruckten Matte-Gewerbeliste berücksichtigt sind, sollten sie sich unbedingt bei der Matte – Zytig - Redaktion melden.

Und dann möchten wir Euch die neu ins Leben gerufene Matte-Bühne vorstellen: drei- oder viermal im Jahr soll in den Räumen des Berchtoldhauses eine Konzert- oder Theater - Vorstellung stattfinden. Den Anfang wird am Sonntag, den 29.11.87 (17 Uhr), das "Matten" -Pianisten-Ehepaar Dubois machen und Stücke von Mozart und Schubert spielen. Es soll -kostenlos und mit Schlusskollekte - allen Mättelern mit Freunden offen stehen und Freude machen. Für Anregungen aus Ihrem Kreis für die weitere Programm - Gestaltung sind wir Ihnen dankbar .

Und zum Schluss sei nochmals das leidige Müll-Abfuhr-Kapitel angeschnitten: bitte überlasst Eure Kehrichtsäcke nicht vor Vortag- (also Montag- /Donnerstag- ) Abend dem (oft rabiat zuschlagenden) Strassen - Schicksal.

Wir danken Euch.
Ihr Matte-Leist

Mach mit im Matte-Leist

aktuell

Liebe Mätteler

Fred Balmer

Obwohl ich in Laupen aufgewachsen bin, habe ich eine 45-jährige Beziehung zur Matte und ganz speziell zur Schifflaube, wo ich seit 6 1/2 Jahren wohne.

Die Schwester meines Onkels war Frau Könizer, die mit ihrem Mann den Milchladen an der Schifflaube 30 führte. Bei ihr holte ich oft Milch, Käse und Butter für meine Gotte im Marzili.

Nach meiner Lehrzeit als Schrift-Lithograf arbeitete ich während 26 Jahren in der grafischen Industrie, zuletzt als Leiter des Werkes Bern der Büroartikelfabrik Biella-Neher AG, Biel.

Seit sechs Jahren bin ich nun selbstständig, habe einen Tabakladen an der Kramgasse und beschäftige mich daneben mit Kalligrafie. Dies kurz zu meiner Person, wurde ich doch vor einigen Monaten überraschend neuer Präsident des Matte-Leistes; als solcher werde ich mich für alle Anliegen der "Mätteler" voll einsetzen.

Im Vordergrund stehen im Moment alle Probleme im Zusammenhang mit der "Matte-Sperri" die noch immer viel zu reden gibt . Um diesem Provisorium zur Dauerlösung zu verhelfen, müssen wir Mattebewohner den zuständigen Stellen unseren Willen noch einmal deutlich kundtun.

Der Vorstand des Matten-Leistes bereitet eine Unterschriftensammlung vor und wird Ende November - Anfang Dezember mit weiteren Helfern an Eure Türen klopfen.

Ich bitte Euch alle, liebe Mätteler, uns in unseren Bestrebungen für eine definitive Verkehrssperre mit Eurer Unterschrift zu unterstützen.

Ich danke Euch allen für Euer Vertrauen und wünsche einen guten Winter.

Fred Balmer
Präsident
Matte-Leist

Verkehrsbericht

Verkehrsmassnahmen in der Matte; Resultate der Bevölkerungsumfrage vom Mai 1987.

Von den zirka 1000 in alle Briefkästen der Matte verteilten Fragebogen sind insgesamt 267 zurückgeschickt worden. Erfreulicherweise stammen davon 57 (!) von Gewerbebetrieben, die zusammen 436 Personen beschäftigen.

Die Meinung der Privathaushalte deckt sich in praktisch allen wesentlichen Fragen mit derjenigen der Gewerbebetriebe und - um es vorwegzunehmen - keiner der Betriebe, die geantwortet haben, wünscht eine Aufhebung der Durchfahrtssperre. Die wichtigsten Resultate können wie folgt zusammengefasst werden:

  1. Die Befürworter einer durchgehenden Verkehrsachse halten ungefähr denjenigen die Waage, die irgendeine Form eines Querriegels (mit oder ohne Umfahrungsmöglichkeit) begrüssen würden. Von den Gewerbetreibenden sprechen sich zirka ein Drittel für einen Riegel aus.
  2. Praktisch alle Antworten zielen auf eine Maximalgeschwindigkeit von 40 km/h.
  3. Ungefähr die Hälfte der Stimmen spricht sich für zusätzliche bauliche Massnahmen zur Beruhigung des Verkehrsflusses aus. Während die Privathaushalte eher vertikale Versetzungen (Schwellen) begrüssen, kämen für die Gewerbebetriebe eher horizontale Versetzungen (Fahrbahnverengungen) in Frage.
  4. Eine stark überwiegende Mehrheit (80 bzw. 75 %) begrüsst eine möglichst starke Begrünung des Verkehrsraumes, wobei die Aarstrasse vermehrt velo- und fussgängerfreundlich gestaltet werden soll.   
  5. Ob längs der Gerberngasse ein Trottoir erstellt werden soll, geht aus den Antworten nicht klar hervor. Falls die Fahrbahn gepflästert würde, erachten viele ein Trottoir als nicht unbedingt nötig. Dies vielleicht auch im Hinblick auf die baulichen Massnahmen gemäss Ziffer 3.
  6. Eine grosse Mehrheit spricht sich für eine durchgehende Pflästerung der Fahrbahn aus.
  7. Sehr wenige befürworten einen Ausbau der Parkierungsmöglichkeiten. Hingegen möchten ungefähr je gleich viele Stimmen die vorhandene Anzahl Parkplätze belassen bzw. reduzieren.
  8. Ungefähr die Hälfte der Antworten spricht sich für den Bau einer Quartiereinstellhalle für die Fahrzeuge der Mattebewohner aus.
  9. Über die Gestaltung des Mühlenplatzes gehen die Meinungen auseinander. Eine kleine Minderheit wünscht Beibehaltung der Parkplätze, währenddem ungefähr die Hälfte der Stimmen eine Grünfläche begrüssen würde. Der Rest zieht eine kombinierte Lösung Parkfläche/Grünfläche vor.
  10. Weitere allgemeine Anregungen seien stichwortartig aufgeführt:
  • Blaue Zone (Versuch Muesmatt) mit Vignette
  • Wöschhüsi umbauen zu kleinem Kaffee
  • Mehr Polizeikontrollen
  • Fussgängersteg über die Aare
  • Öffentliche Verkehrsmittel in die Matte (Minibus)
  • Keine gewerbefeindlichen Lösungen
  • Mattelift in SVB-Netz aufnehmen
  • Fussweg längs Aarstrasse auf Wasserniveau
  • Kompostierungsmöglichkeit
  • Dunkelgraue Häuser an Gerberngasse freundlicher streichen
  • Nydeggstalden und Läuferplatz auch in die Sperre einbeziehen
  • P-Plätze längs Trottoirs und Schulhäusern aufheben
  • Strassenrestaurants
  • Reduktion Töfflilärm
  • Parkierungsfelder längs Aarstrasse
  • Wirtschaften an Wochenende geöffnet
  • Mehr Besucher in die Matte ziehen
  • Fahrverbot für Autocars im Nydeggstalden
  • Statt Sperre: Nachtfahrverbot
  • "Langsam" - Sperre mit Vortritt für den motorisierten Verkehr
  • Badgasse mehr nass reinigen
  • Nydeggstalden besonders langsam befahren
  • Sperrung Frickrain für Mofas
  • Schliessung Tanzdiele
  • Kunst im Strassenraum, nicht nur Grün
  • Blockweise Anordnung von P-Feldern in Fahrbahn (Slalom)
  • Gerberngasse ab Matte-Lädeli bis Läuferplatz = Einbahn
  • Aarstrasse hälftig als Promenade
  • P-Platz Klösterlistutz ganz für Matte reservieren<
  • Hinter Schifflaube 16 - 48 öffentliche Grünanlage.

Matten-Gesichter

Posthalterehepaar Werner und Käthi Stauffer

Werner Stauffer

Dass Abschiede, auch wenn sie mit Überzeugung vorbereitet worden sind, doch immer wieder mit Trauer verbunden sind und zu Prüfsteinen des Erlebten, der Wertschätzung werden: Herr und Frau Stauffer haben es in diesen letzten Tagen, Abschiedstagen, fast stündlich erfahren: Berge von Briefen, Geschenkpaketen haben sich aufgetürmt im Posthalterbüro, und bisweilen sind die Matte-Kunden Schlange gestanden, um mit Dankesworten Abschied zu nehmen, und um noch einmal auszudrücken: dass sie sich hier, am Postschalter, als Menschen gefühlt haben ganz und gar, dass sie sich hier verstanden gefühlt haben weit übers geschäftliche Anliegen hinaus. Das Postbüro als Raum für Begegnungen, für offene, vertraute Gespräche - so haben die Matte-Bewohner diesen Ort kennen und schätzen gelernt, den Herr und Frau Stauffer in den Jahren mit ihren Persönlichkeiten geprägt haben - und so haben die Posthaltersleute ihre Aufgabe, in die sie sich ergänzend teilen konnten, stets verstanden: auch Mit-Wissende, Mit-Tragende zu sein im Herdpunkt eines Quartiers, in dem noch fast jeder jeden kennt und das seinen Dorfcharakter, wenngleich bedroht, noch immer bewahrt hat.

Am liebsten, so hat uns Herr Stauffer in diesen Tagen anvertraut, würde er seine Mätteler, die ihm ans Herz gewachsen sind in den über neun Jahren seiner Tätigkeit, gleich mitnehmen an seinen neuen Wirkungsort, falls das möglich wäre - es wird nicht möglich sein. Die Stadt, der er verbunden blieb seit seiner Jugendzeit, hat ihn zurückgeholt (die Wurzeln, die nie ganz abgebrochenen, haben ihn zurückgeholt und den Entscheid des Wegzugs bestimmt, lange bevor die Sorgen über die Folgen der Durchgangssperre ihn hätten beeinflussen können) . Es wird nicht möglich sein, die Wunschstadt mit den jetzt vertrauten Menschen zu verbinden - aber Haltefäden zur Matte werden, so hoffen wirs, bleiben über die überbrückbare Distanz Bern - Thun hinweg , und in Thun - Lerchenfeld wird wieder ein Kreis vertrauter Menschen zu wachsen beginnen: die menschliche Wärme und Offenheit, die im Matte - Postamt heimisch geworden sind, hineinzutragen in den neuen Aufgabenkreis, sie zu übertragen auf möglichst viele Anwohner , Postgänger - wir wünschen es Herr und Frau Stauffer von Herzen und verbinden es nochmals mit unseren Dank, so wie wir versprochen haben, hier ihren Dank nochmals nachzutragen: für all die Zeichen der Verbundenheit und der Sympathie, die sie mit nach Thun nehmen konnten.

Veranstaltungen

BERCHTOLDHAUS

27. November 87
Konzert mit den klassischen Pianisten Anna + Jean DUBOIS. Eine Stunde MOZART-CHOPIN-SCHUBERT Kollekte

17. Dezember 87
Adventsfeier mit der Schwerhörigenschule Bern

21. Januar 88
Gereimtes und ungereimtes
Jakob Wampfler erzählt aus seinem Leben und liest eigene Gedichte

18. Februar 88
Die mennonitische Gemeinde von Jean Guy besucht uns

10. März 88
Film: Dem grössten König eigen

14. April 88
Vortrag: Jean Marbot - Wanderung in die Geschichte der Matte

19. Mai 88 16. Juni 88
Abendmahl Ausflug

Diskussionsnachmittage
immer am 1. Donnerstag des Monats, 14,30 Uhr. Politische, kulturelle, und religiöse Themen

Wandergruppe
Kontakttelefon Frau Reinhard Tel. 41 45 35

Gemeinsames Kochen und Essen
Jeweils Montag ab 16.00 Uhr Gruppe Wildblume, Frau Koch Tel. 44 15 45

Altersturnen
Jeden Freitag von 09.00 - 10.00 Uhr

Kontaktgruppe BAND
Jeden Mittwoch von 14.00 - 17.00 Uhr Frau Wehrli Tel. 58 14 58

BERNISCHE ABGUSS-SAMMLUNG

Burgtreppe 10, unter der Nydeggkirche

Samstag, 14. November 87, 10.30 Uhr
Balbina BAEBLER, stud. phil.
Der Augustus von Prima Porta

Samstag, 12. Dezember 87, 10.30 Uhr
Aliki PANAYIDES, stud. phil. Lucius Verus