Es ist Winter, grau begann der Tag, grau endet er. Es hat geschneit. Entsprechend gross ist das Feierabendgstungg im Zwölfibus. Man steht sich auf den Füssen und niemand scheint wirklich entspannt. Kurz vor der Abfahrt am Bahnhof drückt sich eine junge Frau mit Kinderwagen und einer Kleinen an der Hand in den Bus. Man rückt brummelnd noch etwas enger zusammen. Erschwerend kommt dazu, dass das kleine Mädchen einen riesigen, hellblauen Ballon in den Bus mitbringt. Mindestens doppelt so gross wie üblicher, wenn nicht sogar noch grösser. Um den Ballon entsteht ein Leerraum, man passt auf. Trotz der quälenden Enge beginnen die ersten Passagier zu schmunzeln, lächeln der Kleinen ermutigend zu. Das Mädchen klammert sich die Mutter, hütet inbrünstig ihren Riesen-Ballon.
Beim Rathaus steigen die Frau mit Kind und Wägeli aus, man macht Platz. Ich bummle hinter den beiden her zur Münsterplattform, Richtung Matte-Lift. Beim Parktor entwischt der Ballon der kleinen Hand, schwebt hinauf zum Münster, wird dann vom kalten Winterwind gepackt und Richtung Gurten getrieben, bald nur noch ein grauer Fleck in einem grauen Himmel.
Ich weiss nicht was ich erwartet habe, Enttäuschung? Tränen, Kindergeschrei? Tröstende Worte? Die Kleine aber bleibt stehen, schaut dem fliehenden Ballon nach, wendet sich ernst und gefasst zu ihrer Mutter: "Gäu, jetzt sieht er schon bald die Ängeli?"
Peter Maibach